Wie sieht das Mobilitätsverhalten der Studierenden an der Hochschule Osnabrück aus? Und wie ist es möglich, dieses Verhalten im Sinne einer Umweltentlastung durch neue, innovative Mobilitätsangebote und eine sogenannte suffizienzorientierte Kommunikation positiv zu beeinflussen? Diesen Fragen geht das Forschungsprojekt „Suffizientes Mobilitätsverhalten – Nutzen statt Besitzen“ an der Hochschule nach. Suffizienz bedeutet frei übersetzt Genügsamkeit. Die Forscherinnen und Forscher wollen herausfinden, inwiefern Menschen einen umweltverträglichen Verbrauch von Materie und Energie als attraktiv wahrnehmen können, ohne das Gefühl zu haben, auf etwas verzichten zu müssen. Gefördert wird das Projekt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
Prof. Dr. Kai-Michael Griese, der das Projekt an der Hochschule gemeinsam mit Prof. Dr. Christel Kumbruck verantwortet, nennt zur Veranschaulichung eine konkrete Maßnahme: „Gemeinsam mit den Stadtwerken Osnabrück, unserem Praxispartner, wurde das im Semesterticket von Hochschul- und Universitätsstudierenden enthaltene Mobilitätsangebot verbessert. Das flexible Carsharing-Angebot kann nun ohne Registrierungsgebühren und mit einer Stunde Fahrguthaben mit dem eigenen Studienausweis genutzt werden.“ Seit Sommer 2016 haben sich bereits etwa 220 Studierende für diese Erweiterung entschieden.
Auch der ländliche Raum soll im Projekt eingebunden werden, beispielsweise durch ein gemeinsames Osnabrücker Pendlerportal. „Für die Hochschulen wäre durch diese Einzelmaßnahme eine jährliche Einsparung an CO2-Emissionen von etwa 150 Kilogramm pro Jahr möglich“, berichtet Christin Michaelis, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt.
„Wer im Studium bereits Erfahrungen mit nachhaltigen Dienstleistungskonzepten wie dem Carsharing gesammelt hat, wird in Städten im nächsten Lebensabschnitt ohne Semesterticket eher zwischen Carsharing und der Anschaffung eines eigenen Fahrzeuges abwägen“, sagt Nicklas Monte, Leiter der Produktentwicklung Mobilität bei den Stadtwerken Osnabrück. „Jedes Carsharing-Fahrzeug kann bis zu neun Privatwagen ersetzen.“
Unterm Strich möchte die Hochschule ein betriebliches Mobilitätsmanagement aufbauen und etablieren, das auf andere Institutionen übertragbar ist. „Wir möchten nachhaltige Mobilitätsangebote langfristig als integriertes Element im Klimaschutzmanagement fördern“, sagt Griese. Damit werde es erstmals möglich, auch messbare Ziele zu setzen und diese zu überprüfen. Durch parallele Mobilitätsteilprojekte an der Fachhochschule des Mittelstandes in Bielefeld und der Hochschule Wernigerode sollen der Erfahrungsaustausch gestärkt und andere Hochschulen und Universitäten ebenfalls dazu ermutigt werden, sich in diesem Bereich zu engagieren.
„Wir freuen uns, dass das Projekt alltagspraktische Lösungen im Kontext hochschulisch notwendiger Mobilität gemeinsam mit den Stadtwerken Osnabrück entwickelt hat und modellhaft erprobt“, sagt Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Durch die schrittweise strukturelle Angebotsveränderung gebe es zunehmend im Alltag einfach umzusetzende Alternativen, um einen ressourcenschonenderen Mobilitätsalltag für Studierende, Mitarbeitende und Lehrende der Hochschule Osnabrück an den einzelnen Standorten attraktiv zu gestalten. „Der Klimawandel macht vor allem deutlich, dass der Planet Erde den überbordenden Treibhausgasausstoß nicht mehr kompensieren kann. Mit der Ausweitung eines ressourcenschonenderen Mobilitätsangebotes und dem daran angepassten Verhalten der Verkehrsteilnehmer soll mit diesem Projekt mittel- und langfristig eine Verringerung von CO2-Emissionen und damit ein Beitrag zur Abkehr vom fossilen Zeitalter geleistet werden.“
Während der ersten Osnabrücker Campus Nacht am 10. Juni stellt das Projektteam seine Arbeit auf dem Campus Westerberg vor. Die Zukunft der E-Mobilität ist hier zum Greifen nah: Besucherinnen und Besucher haben die Möglichkeit, sich in die neusten Prototypen aus der Forschung zu setzen, E-Automobile zu inspizieren oder sich über Ladestationen in und um Osnabrück zu informieren. Auch zu Testfahrten von Pedelecs oder Lastenfahrrädern auf einem Mobilitätsparcours sind alle Interessierten eingeladen. Das Programm beginnt um 17 Uhr auf der Außenfläche vor dem Gebäude 67.