Dass solche intelligenten Werkstoffe in der Industrie bereits auf vielfältige Weise Anwendung finden, zeigte Dr. Hartmut Krüger vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP). So befinden sich beispielsweise in Touch-Displays von Smartphones so genannte dielektrische Elastomere. Durch die Berührung des Displays mit elektrisch geladenem Material, beispielsweise einem menschlichen Finger, wird das elektrische Feld des Touchscreens verändert. Die Elastomere leiten den elektrischen Impuls dann so weiter, dass die Software des Smartphones die Berührung als Eingabe erkennt. „Die Entwicklung von Smart Materials ist aber bei weitem noch nicht abgeschlossen und bietet noch viel Forschungsbedarf, vor allem im Bereich von Verarbeitungs- und Herstellungstechnologien“, so Krüger.
Eine Vorausschau auf zukünftige Einsatzmöglichkeiten von Smart Materials gab Prof. Dr. Klaus Heinemann vom Thüringischen Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung. Zum Beispiel könnten Kunststofffasern in Textilien bald wie Sensoren funktionieren, indem sie Feuchtigkeit oder Temperaturveränderungen wahrnehmen und sich dementsprechend strukturell oder auch farblich verändern. „Intelligente Werkstoffe werden auch beim Thema Smart Home eine zunehmend wichtige Rolle spielen“, so Heinemann.
Außerdem zeigten Referenten neue Entwicklungen in der Herstellung von Hart-/Weichverbunden im Zwei-Komponenten-Spritzgießverfahren auf. Dr. Dirk Weinrich von BASF Polyurethanes stellte ein neuartiges nanoporöses Material vor, das als Hochleistungsdämmplatte auf den Markt gebracht werden soll.
Neben smarten Werkstoffen wurden auf der Fachtagung auch intelligente Produktionsprozesse vorgestellt. Philipp Land von der Hochschule Osnabrück präsentierte ein spezielles Rotationsverfahren, bei dem die einzelnen Kunststofffasern in Rohren und anderen Bauteilen während des Fertigungsprozesses automatisch so angeordnet werden, dass eine größtmögliche Festigkeit der Bauteile erreicht wird. „Smarte Ideen und Smart Materials – eine gute Kombination, weitere Fortschritte in der Kunststofftechnik zu erzielen“, resümierte Prof. Dr. Norbert Vennemann, der die Tagung zusammen mit Prof. Dr. Claudia Kummerlöwe und dem Team des Laborbereichs Kunststofftechnik organisiert hatte.
Mit über 120 internationalen Teilnehmerinnen und Teilnehmern stieß die 19. Auflage der Fachtagung in diesem Jahr auf großes Interesse. Die Kunststoff-Fachtagung richtet sich an Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Industrie, mit dem Ziel, neue Impulse im Bereich der Kunststofftechnik zu liefern und Wissenschaft und Praxis enger miteinander zu vernetzen.