Einer der Kooperationspartner war diesmal das Osnabrücker Start-up feelSpace, gegründet 2015 von drei Forscherinnen der Universität Osnabrück. „Wir haben einen Navigationsgürtel entwickelt, der Wege und Richtungen fühlbar macht“, erklärt die Geschäftsleiterin Jessika Schwandt, zuständig für Forschung und Entwicklung. „Der Gürtel funktioniert im Zusammenspiel mit einer Smartphone App. Unsere Kunden – darunter auch Personen mit Sehbeeinträchtigungen – geben über die App ihr Ziel ein, die Route wird dann berechnet und die Richtung über Bluetooth an den Gürtel gesendet. Die aktuelle Wegrichtung wird schließlich über Vibrationen um den Bauch herum fühlbar und damit intuitiv verständlich.“ Das Medieninformatik-Team rund um Carsten Sändker entwickelte für das Unternehmen eine App, welche via Sprachsteuerung mit dem Navigationsgürtel kommuniziert. „Unser Hauptaugenmerk während der Entwicklung lag auf der Nutzbarkeit der App für Blinde“, erzählt der studentische Projektleiter. Von wesentlicher Bedeutung waren ein barrierefreies Design, die Sprachsteuerung und die Integration eines Vorleseautomaten, der Fließtext in eine akustische Sprachausgabe wandelt. Neben dem Interface zur Planung einer Route hat sein Team auch die Abfrage interessanter Orte in der Nähe umgesetzt. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, lobten die beiden Betreuer, Jessika Schwandt und Informatik-Dozent Björn Plutka, das 5-köpfige Team.
In einigen Arbeiten ging es interdisziplinär zu: So haben sechs Studenten der Medieninformatik für ein Praktikum im Labor für Handhabungstechnik und Robotik eine graphische Benutzeroberfläche und eine App für die Auswertung von drei Sensoren entwickelt. „Im Maschinenbau-Studium lernen unsere Kommilitonen den Umgang mit Laser-Wegmessgeräten, um die Genauigkeit von Industrierobotern zu untersuchen“, berichtet Teamsprecher Alexander Riss. „Die bisher eingesetzte Software ist umfangreich und bietet viele Funktionalitäten, die im Praktikum nicht benötigt werden.“ Ein weiteres Problem sei, dass Studierende mit zwei Rechnern gleichzeitig arbeiten müssen, um die Messwerte von allen drei Sensoren zu erfassen. Jetzt haben die angehenden Informatiker eine Anwendung entwickelt, die auf wesentliche Funktionen beschränkt ist und eine intuitive und schnelle Bedienung ermöglicht. Auch ist nun die Nutzung von drei Lasern zugleich möglich: entweder an einem Rechner oder mit einer neuentwickelten App für Smartphones. „Das Team hat mit seinen Ideen die Arbeit für künftige Praktikantinnen und Praktikanten sehr erleichtert. Wir werden die technische Lösung im kommenden Semester sofort einsetzen“, so die beiden Betreuer Prof. Dr. Dirk Rokossa (Handhabungstechnik und Robotik) und Prof. Dr. Bernhard Lang (Digitale Multimediasysteme).
Ein weiteres Projekt dürfte viele Studierende auf dem Osnabrücker Westerberg-Campus ansprechen: Es geht darin um einen Kicker in der Mensa. „Das ‘Kickern‘ ist seit Jahrzenten fester Bestandteil der deutschen Studienlandschaft, und auch die Fußballtische in unserer Mensa sind sehr beliebt“, sagt der Elektrotechnik-Student Patrick Hinners. Seine sechsköpfige Projektgruppe hatte die Aufgabe, einen der Kicker so umzubauen, dass ein Torwart die Schüsse der Angreifer automatisch hält. Die Lösung des Teams: Mit Hilfe einer Kamera, die 170 Bilder pro Sekunde aufnimmt, verarbeitet ein Rechner alle notwendigen Informationen und überträgt sie als Impuls in einen Motor, der den Torwart steuert. „Unser Ziel war es, zu Null zu spielen“, erklärt der studentische Projektleiter. Mit einem Budget von ungefähr 3.000 Euro und einer Arbeitsleistung von über 200 Stunden pro Teammitglied war das Ziel am Ende fast erreicht. Direkte Schüsse auf das Tor werden pariert, mit Bandenschüssen hat der Torwart noch seine Probleme. Für die Zukunft soll das Projekt weiter verfolgt und der Torwart trainiert werden.
Auch andere Projekte hatten es in sich: So haben Studierende eine wetterabhängige Routenplanung entwickelt, mit der Fahrrad- und Motorradfahrer „nicht nur eine schnelle, sondern vor allem eine trockene Route finden können“, so Teamleiter Nicolas Kahrl. Vorgestellt wurden auch ein „Elektronisches Voting-System“ zur Abfrage des Wissensstands von Studierenden in Vorlesungen, die Einbindung eines Radioempfängers in das sogenannte CAN-Netz eines Autos im Labor für Analogelektronik sowie eine komplett überarbeitete Wickelanlage für Videokassetten, die im Automatisierungslabor eingesetzt wird.
Die beiden Organisatoren der Projektmesse, Prof. Dr. Winfried Gehrke und Prof. Dr. Frank M. Thiesing, freuten sich über das große Interesse der Gäste und die „allesamt sehenswerten Projektergebnisse“. Für die beteiligten Studierenden seien Projekte eine gute Möglichkeit, zeitlich begrenzt in Teams an Problemlösungen zu arbeiten: „In technischen Jobs gehört das zum Alltag – und an unserer praxisorientierten Hochschule deshalb zum Studium“, so die beiden Messeleiter. Den hohen Wert der Projektarbeit erkennen auch die Studierenden an: Sie sei „sehr interessant und lehrreich durch die Nähe zu späteren Anwendungsbereichen“, findet der Elektrotechnik-Student Melvin Graver.