"Die Studierenden haben sich der Aufgabe gestellt, Konzepte für diesen schwer zu beplanenden Friedhof mitsamt der Grabstätte der ambivalenten Persönlichkeit Martin Niemöllers zu entwickeln. Es ist ihnen auf sehr unterschiedliche Weise in hoher Qualität gelungen, neue Ideen für diesen Ort zu finden", fasst Milchert die Ergebnisse zusammen.
Dafür haben sich die Studierenden intensiv mit dem Leben Niemöllers vom Militaristen zum Kriegsgegner beschäftigt. Genau auf diesen Kontrast zielt der Entwurf von Margot Olbertz und Christian Röper ab. Sie nennen ihr Konzept "Der Bruch", da sie das Friedhofsgelände in zwei Gebiete aufteilen wollen. Auf der einen Seite sollen dunkle Steine und schwarzer Schotter das Leben Niemöllers als Kriegsbefürworter darstellen. Die hellere und freundlichere Seite spiegelt seinen Lebensabschnitt als Gegner Hitlers wider. "Das Grab Niemöllers grenzt an beiden Flächen. Zitate aus verschiedenen Lebensabschnitten des Pastors sollen auf Spruchbändern im Boden stehen und somit den Bezug zur dunklen und zur hellen Seite verdeutlichen", erläutern Röper und Olbertz.
"In der jungen Bundesrepublik war Niemöller wahrscheinlich der prominenteste Gegner der Wiederbewaffnung, vor allem aber ein Gegner der Atomwaffenaufrüstung", so der Professor. Genau diesen Lebensabschnitt hat die Gruppen um Lars Kollwitz, Melanie Meier und Melanie Weitkamp aufgegriffen "Wir haben unser Konzept aus dem Friedensgedanken entwickelt. Ein Drittel des Friedhofs soll als Ort des Friedens gestaltet werden, der Rest wird zu einem Weg zum Frieden. Weiße Magnolien symbolisieren dabei den Frieden", so die Studierenden.
Eine weitere Gruppe will mit ihrem Entwurf an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnern. Niemöllers Grab soll sich in einem verspiegelten Gebäude mit schwarzem Innnenraum befinden. Darin wollen die Studierenden Kriegsszenen per Videoinstallation vorführen.
Team Nummer Vier stellt sich hingegen einen Martin-Niemöller-Park zum Innehalten und Gedenken vor. "Wir wollen den Besuchern ermöglichen, sich mit der Person Niemöllers auseinanderzusetzen", berichten Sandra Nehring und Oliver Schäfer. Dazu stellen sie sich ein kleines Informationszentrum vor, das über den Lebensweg des Widerstandskämpfers informiert. Außerdem sollen an den Wegen Steinstelen mit Zitaten Niemöllers aufgereiht werden.
Julia Müller, Tamara Zimmermann und Farina Ruge haben eine ganz anderes Konzept gewählt: "Martin Niemöller bildet in unserem Entwurf nicht den Mittelpunkt, da wir aus Gesprächen mit Anwohnern den Eindruck bekommen haben, dass Martin Niemöller kein fester Bestandteil der Gemeinde Lotte-Wersen ist", sagt Müller. Deshalb wollen sie vieles vom alten Friedhof erhalten, wie beispielsweise das bestehende Wegesystem. "Allerdings bekommen die Wege einen hellen Belag, um einen Weg ins Licht zu symbolisieren", erklären die angehenden Freiraumplanerinnen.
Die Arbeiten der Studierenden werden nun etwa zwei Wochen im Gemeindesaal der evangelischen Kirche in Lotte/Wersen ausgestellt, um sie in der Gemeinde diskutieren zu können. Jeweils nach den Gottesdiensten, donnerstags von 10 bis 11.30 Uhr und am Mittwochnachmittag vor Gründonnerstag von 15 bis 17 Uhr liegen die Entwürfe zur Ansicht aus.