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Süß oder sauer – Was macht den Apfel der Zukunft aus?

Wissenschaftler der FH-Osnabrück entwickeln Geschmackslandkarte:Neuland in der Zukunftsforschung

(lifePR) (Osnabrück, )
Bei Wein und Bier wissen Gaumen-geschulte Fachleute sofort, was der Sommelier-Kollege unter "fruchtig-trocken" oder "würzig-herb" versteht. Für Äpfel gibt es bislang noch kein einheitliches Geschmacks-ABC. Wissenschaftler der Fachhochschule Osnabrück wollen das ändern. Zusammen mit einem auf Geschmacksforschung spezialisiertem Institut aus München erarbeiten die Forscher aus dem Norden eine Art Geschmackslandkarte, die jedem Apfelgeschmack - von zuckersüß bis richtig sauer - einheitliche Beurteilungskriterien zuordnen soll.

Für den Geschmackstest probieren derzeit speziell ausgewählte Laien (nur jeder dritte Mensch verfügt über ein ausreichend sensibles Geschmacksempfinden) 50 verschiedene Apfelsorten. Am Ende der sechswöchigen Testreihe - und 5000 Apfelproben pro Teilnehmer weiter - soll ein gemeinsames Vokabular gefunden sein. "Wir verfügen dann erstmals über eine einheitliche Systematik, mit der man die Breite und Unterschiede des Apfelgeschmacks auf wissenschaftlicher Grundlage genau beschreiben kann", betont Studienleiter Prof. Dr. Ulrich Enneking von der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur der Fachhochschule Osnabrück.

Das vom Land Niedersachsen mit insgesamt 120000 Euro geförderte Innovationsprojekt ist letztlich nichts anderes als die Grundlage für eine wissenschaftlich fundierte Marktforschung. Prof. Dr. Enneking: "Nur wenn wir klar nachvollziehbare, gemeinsame Bewertungskriterien entwickelt haben, können wir feststellen, welche Geschmackseigenschaften der Konsument jetzt und in Zukunft schätzt". So wisse man beispielsweise schon jetzt, dass Kinder vor allem das Süße am Apfel schätzen. Was die Erwachsenen von Morgen aber unter "süß" verstehen, sei bislang aber noch nicht eindeutig definiert.

Bei der Frage, ob ihm ein Apfel gut oder weniger gut schmeckt, verzieht der Osnabrücker Agrarwissenschaftler Prof. Dr. Werner Dierend, das Gesicht, als ob gerade er in eine besonders saure Sorte gebissen hätte.

Auf dem Versuchsgelände der Fachhochschule Osnabrück leitet er ein Projekt, bei dem alte und junge Apfelsorten munter miteinander gekreuzt werden. 3000 bis 4000 Sämlinge gewinnt er damit pro Jahr. Doch nur 25 bis 50 Sorten schaffen es bis in die Geschmacks-Endauswahl. Und auch nach dieser strengen Auslese, ist noch längst nicht sicher, ob eine der Sorten es jemals bis auf den Wochenmarkt oder an die Supermarkttheke schaffen wird. Prof. Dr. Dierend: "Unser Ziel ist es, die Sorten herauszufinden, die in zehn bis 15 Jahren eine gute Chance am Markt haben".

Damit das gelingen kann, muss das Geschmacks-ABC "made in Osnabrück" fertig entwickelt und perfektioniert werden. Prof. Dr. Enneking und sein Team wollen die ersten Ergebnisse im kommenden Frühjahr vorlegen.

Besonders gespannt warten darauf die Kooperationspartner des Osnabrücker FH-Projekts. Mehr als 170 Obstbauern aus der Apfelhochburg im "Alten Land" haben sich in Kooperation mit Großhändlern und einer führenden Obstbaumschule aus Belgien zu der Züchtungsinitiative Niederelbe (ZIN) mit der FH-Osnabrück zusammengeschlossen, berichtet Prof. Dr. Dierend:

"Schon das ist in dieser Konstellation einmalig. Mit dem neuen Geschmacks-ABC für Äpfel betreten wir nun ebenfalls Neuland. Damit sind wir auch in der Zukunftsforschung weltweit ganz vorn".
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