Das Silicon Valley ist das Innovationszentrum der weltweiten IT- und Hightech-Industrie, Kalifornien eine Hochburg der Agrarproduktion. Neben Konzernen wie Apple oder Facebook prägen zahlreiche Start-ups das Gesicht der Region, aber auch intensivste Landwirtschaft. Im Silicon Valley erhielten jetzt 34 Studierende der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur der Hochschule Osnabrück während einer Exkursion Einblicke in die amerikanische Gründerszene. In der zweiten Woche der Studienreise besuchten sie Agrarbetriebe im kalifornischen Umland.
„Im ersten Moment erscheint es vielleicht ungewöhnlich, dass sich Studierende der Bereiche Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion und Gartenbau mit dem Thema Unternehmensgründung auseinandersetzen. Doch für einige von uns ist das durchaus eine Option“, erklärt Kathrin Meyer, Masterstudentin der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft an der Hochschule und Mitorganisatorin der Exkursion. „Diese Reise hat uns jetzt nochmal neuen Anschub gegeben.“
Scheitern ist erlaubt
Auf dem Programm der Silicon-Valley-Tour standen Besichtigungen von Unternehmen wie Adobe, SAP oder WeWork, aber auch Besuche kleinerer Start-ups. „Begeistert hat mich dieser unbändige Wille der Leute, ihre Ideen voranzubringen“, sagt Meyer. „Während wir in Deutschland lieber auf Nummer sichergehen und nur wenig wagen, packen sie dort die Dinge an und probieren auch Neues aus.“ Anders als in Deutschland gebe es in den USA eine Kultur des erlaubten Scheiterns. „Der Gründer eines Start-ups erzählte uns, dass er mit seiner Geschäftsidee auch immer wieder Rückschläge erlebt habe. Aber er sei jedes Mal wieder aufgestanden, weil er an seine Idee geglaubt habe.“ Beeindruckt zeigten sich die Studierenden auch von der offenen Kommunikation innerhalb der Unternehmen. „Die Büros dort sind nicht auf einzelne Räume begrenzt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich mit ihren Laptops ziemlich frei im Gebäude bewegen. Das fördert natürlich den Austausch untereinander“, erzählt Teilnehmer Steffen Webelsiep.
Unterschiede zu Deutschland konnten die Studierenden auch bei den Besichtigungen der Agrarbetriebe im kalifornischen Umland feststellen. „Die größte Herausforderung ist die große Wasserknappheit in Kalifornien, die sich ja unmittelbar auf Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion und Gartenbau auswirkt“, sagt Kathrin Meyer. Eine weitere Hürde sei angesichts der politischen Situation der drohende Ausfall der Erntehelfer aus Mexiko. Um dem Personalmangel frühzeitig entgegenzuwirken, setzen die Betriebe vermehrt auf automatisierte Technik.
„Das können wir in keiner Vorlesung daheim so vermitteln“
Die Idee zur Studienreise nach Kalifornien entstand in der Vorlesung „Entrepreneurship“ von Prof. Dr. Karin Schnitker und Prof. Dr. Matthias Kussin an der Fakultät. Zusammen mit einigen Studierenden haben die beiden die Exkursion organisiert und angeleitet. „Gerade in den Bereichen Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion und Gartenbau sind heute neue Ideen gefragt. Deshalb wollten wir unsere Studierenden noch mehr für die Themen Gründung, Innovation und Nachhaltigkeit begeistern“, sagen Schnitker und Kussin. „Und wo geht das besser als dort, wo man sich ‚innovation first‘ auf die Fahnen schreibt“, ergänzt Schnitker. Es sei wichtig, das Mindset direkt vor Ort kennenzulernen, aber auch zu sehen, dass nicht alles Gold sei, was glänzt. „Das können wir in keiner Vorlesung daheim so vermitteln“, sind sich beide einig.
Zu den Höhepunkten der Reise zählten neben den Firmenbesuchen vor allem die Testfahrt im autonom fahrenden Tesla Model X, der Besuch der Stanford University sowie die Wandertour durch den Yosemite Nationalpark.