Studieren ausschließlich im Hörsaal war gestern. Heute müssen Studentinnen und Studenten viel flexibler sein: Nicht nur Vorlesungen, sondern auch praktische Aufgabenstellungen und Projektarbeiten bestimmen das studentische Leben. Was aber, wenn für diese Aufgaben - wie gerade im Bereich der Ingenieurwissenschaften und Informatik - hochspezielle Computerprogramme und angepasste Betriebssystem-Umgebungen erforderlich sind und gerade alle Schulungsräume durch andere Veranstaltungen belegt sind?
Die Lösung lautet: "Virtual Desktops". Dabei erhält jeder Nutzer Zugriff auf einen oder mehrere virtuelle Rechner auf den Servern im EDV-Schulungszentrum. Dort können sie gleichzeitig und unabhängig voneinander die verschiedenen Arbeitsumgebungen starten. "Es ist, als hätte man vom Hochschulrechner nur die Kabel zu Bildschirm, Tastatur und Maus verlängert", beschreibt Dipl.-Ing. Alfons Mönnich etwas vereinfacht das komplizierte Prinzip der Desktop-Virtualisierung.
Dieses Projekt, welches die beiden Diplom-Ingenieure Alfons Mönnich und Thomas Fründ in den letzten Monaten verwirklicht haben, ist eine innovative Neuerung im EDV-Schulungszentrum der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik (IuI). Dort kümmern sich Mönnich und Fründ um die Hard- und Software, die im Studium eingesetzt wird. Und das ist eine ganze Menge - denn in jedem der 18 Bachelor- und sechs Master-Programme finden zahlreiche Praktika statt, für die ganz unterschiedliche Programme vorgehalten werden. "Ob im Studiengang Fahrzeugtechnik oder Informatik, Elektrotechnik oder Dentaltechnologie - alle 2500 IuI-Studierenden nutzen unsere Rechner und Programme", erklärt Prof. Dr. Frank Thiesing, Leiter des EDV-Schulungszentrums.
So wie Christian Henle, der im 5. Semester Technische Informatik studiert. "In vielen Fächern ist die Auswahl der Lernumgebung sehr wichtig", weiß er. Um ein Praktikum zu bearbeiten musste man früher in die Hochschule fahren, wo man seine gewohnte Betriebssystem-Umgebung und die benötigte Software hatte. Beides ist meist sehr teuer und aufwändig in der Installation. Deshalb findet Christian Henle Virtual Desktops so nützlich. "Gerade für Studenten, die den heimischen Arbeitsplatz mit der eigenen Kaffeemaschine und der geliebten Nachtschicht bevorzugen oder während einer Bachelorarbeit in einem Unternehmen stecken, ist dies die ideale Lösung", ist sich der Student sicher.
Auch für die Mitarbeiter des EDV-Schulungszentrum hat das innovative System Vorteile: Die Technik ist wartungsarm, alle Server stehen an einem Ort und sind daher mit wenig Aufwand gut zu betreuen. "Wir gewinnen eine Menge Flexibilität und die Studierenden sind 'losgelöst' von stationären, fest vorgegebenen Rechnern", freut sich Dipl.-Ing. Thomas Fründ.
Nicht zuletzt haben Virtual Desktops auch eine ökologische Komponente: Statt herkömmlicher Rechner werden in den Schulungsräumen nun sogenannte "Thin Clients" eingesetzt - Mini-Rechner, die nur knapp 10 Prozent des Stromverbrauchs eines herkömmlichen PCs erfordern. Und auch für die Sicherheit und die Schnelligkeit der Übertragung ist gesorgt: Alle Daten werden grundsätzlich verschlüsselt übertragen. Dabei erkennt das System sogar, wie leistungsfähig der heimische Rechner ist und reduziert bei Bedarf zum Beispiel die Darstellungsqualität.
Wenn in wenigen Wochen das Wintersemester an der Hochschule Osnabrück startet, können alle neuen IuI-Studierenden die "Virtual Desktops" nutzen. Dann können auch sie von Anfang an ihr Studium flexibel gestalten - für die Technik im Hintergrund ist jedenfalls bestens gesorgt.
Weitere Informationen zum EDV-Schulungszentrum im Internet: www.edvsz.fh-osnabrueck.de