"Besonders angetan bin ich von dem vielen natürlichen Licht in den deutschen Krankenhäusern. Außerdem habe ich überall kleine grüne Oasen gesehen, in denen die Patienten spazieren gehen können", berichtet US-Studentin Melissa Bullock. Auch die Hierarchien zwischen Ärzten und Krankenschwestern seien ihrem Eindruck nach geringer als in den USA.
"Ich habe den Eindruck, dass sie sich gegenseitig mehr respektieren und mehr im Team arbeiten als in Amerika", meint Kommilitonin Angela Strout. Allerdings seien die Schichtpläne für deutsche Krankenschwestern viel straffer als in den USA. "Bei uns übernimmt auch niemand alleine eine Nachtschicht", merkt die Krankenpflege-Studentin an.
Positiv sei den Gästen aufgefallen, dass in Deutschland allein das Patientenwohl im Mittelpunkt stünde. In den USA hingegen herrsche ein harter Wettbewerb unter den Krankenhäusern. Diese würden sich zumeist mit High-Tech-Ausstattung übertrumpfen. "Bei uns assoziiert man gute Krankenhäuser leider zu oft mit Flat-Screens und Spielecken, dabei ist gute Pflege mindestens genauso wichtig", so Bullock.
Der stark kostentreibende Effekt des US-amerikanischen Gesundheitssystems ist auch Prof. Dr. Hendrike Berger, Professorin für Gesundheitsökonomie an der Hochschule Osnabrück, aufgefallen: "Ich war im September mit Osnabrücker Studierenden der Studiengänge Betriebswirtschaft im Gesundheitswesen, Management im Gesundheitswesen, Pflegemanagement und Pflegewissenschaft in Evansville und Chicago. Bei der Besichtigung der Krankenhäuser ist uns aufgefallen, wie stark Marketingsaspekte den Krankenhausalltag bestimmen. So gab es auf den Geburtsstationen dreier allgemeiner Krankenhäuser ausschließlich nur noch Einzelzimmer, alle mit sehr hohem Ausstattungskomfort. Dieser dürfte selbst die Ausstattung viele deutscher Privatstationen übersteigen. In der Konsequenz heißt dies jedoch auch, dass sich viele junge Eltern für einen Krankenhausaufenthalt verschulden müssen, da der Krankenversicherungsschutz für die enormen Kosten nicht ausreicht, kostengünstigere Krankenhauszimmer aber gar nicht zur Verfügung stehen.
Das Fazit der deutsch-amerikanischen Gruppe: Beide Länder können viel voneinander lernen. Außerdem müssten sowohl die USA als auch Deutschland Lösungen für zukünftige Probleme finden. "Das Personal in den Krankenhäusern wird älter. Sie können beispielsweise Patienten nicht mehr heben und schaffen nicht mehr so viele Nachtschichten. Hier müssen altersgerechte Alternativen her, denn wir brauchen diese Fachkräfte", sind sich Elkins und Berger einig.
Bereits vor zwei Jahren gab es im Studiengang BIG den ersten Professorenaustausch mit der University of Southern Indiana. Seit vergangenem Jahr besuchen sich auch Studierende jeweils für eine Woche gegenseitig.