"Wir konnten feststellen, dass die Bewohner im Beschützten Wohnen häufiger Kontakt zum Pflegepersonal haben und eine Vereinsamung im Einzelzimmer vermieden wird", erläutert Prof. Dr. Elke Hotze, Professorin für Pflegewissenschaft an der Hochschule Osnabrück und Projektleiterin. "Darüber hinaus besteht auch für das Pflegepersonal die Möglichkeit, die demenziell Erkrankten stärker im Blick zu behalten und dementsprechend ihre Signale besser wahrnehmen zu können." Den Betroffenen gebe dies Vertrauen und Zuversicht, da ihre Bedürfnisse auch ohne eine gezielte Artikulation bemerkt werden. Das Heywinkel-Haus lehnt sich mit seinem Modell "Beschütztes Wohnen" an das mittlerweile in zahlreichen Einrichtungen umgesetzte Konzept der so genannten Pflegeoasen an. Dort werden die oftmals wenig mobilen Bewohner in einem Gemeinschaftsraum betreut, um sie so vor Isolation zu schützen. "Anders als beim Modell der Pflegeoasen, bei dem die Bewohner Tag und Nacht in einem Gemeinschaftsraum betreut werden, haben die demenziell Erkrankten bei uns jedoch die Möglichkeit, sich nach Bedarf in individuelle Bewohnerzimmer zurückzuziehen", erklärt Eckhard Kallert, Geschäftsführer der Heywinkel-Haus gGmbH.
Besonders dieses kontrovers diskutierte Spannungsfeld zwischen Privatsphäre und Gemeinschaftserleben stand bei der Untersuchung der Hochschule Osnabrück im Vordergrund. "Zusammenfassend können wir sagen, dass die Kombination den Alltag der demenziell Erkrankten bereichert. Das erkennen wir an konkreten Verhaltensänderungen wie z.B. längeren Wachphasen der Bewohner", so Hotze. "Die Umsetzung des Konzeptes erfolgt zudem mit großem Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zeichnet sich durch ein hohes Maß an Flexibilität aus." Der besondere Vorteil des Konzeptes liegt nach Einschätzung der Studiengruppe in der Wahlmöglichkeit für die Bewohner. "Die Rückzugsmöglichkeit der demenziell Erkrankten bedeutet allerdings auch, dass das Pflegepersonal den Gemeinschaftsraum verlassen muss, um sich den Bewohnern in den Privatzimmern zuzuwenden", fährt Hotze fort. "Hier sind eine ausreichende Personalbesetzung und die konsequente Umsetzung einer engen Bezugspflege notwendig, damit der Vorteil gegenüber den Pflegeoasen erhalten bleibt."