Die eigene Einstellung zur Ernährung setzte den ersten Impuls. Als Milchalternative wurde auf Hafermilch umgestiegen und dabei entstand der Gedanke, dem Müllberg Tetra Pak ein Ende zu setzen und als Lösung den Haferdrink in Mehrweg-Glasflaschen zu füllen. Bereits 2019 begannen die Vorbereitungen, die nach Aussage der beiden jungen Frauen eine der wichtigsten Phasen vor dem Gründen ist. Ideen entwickeln, Marktrecherche betreiben, Businessplan entwerfen, Netzwerken, Finanzierungsoptionen klären, potenzielle Produzenten finden, Kriterien festlegen, nach denen produziert werden sollen und vor allem das Vertrauen in sich selbst nie zu verlieren.
Fehler muss man machen – daran wächst man
Für Maria und Johanna war ebenfalls klar, dass sie ein Produkt vermarkten wollen, das nachhaltig und biologisch ist, sowie regional. Daher gingen sie eine Mitgliedschaft beim Erzeugerverein Bioland ein. Dort fanden sie Landwirte, die den regionalen Biohafer liefern können. Ebenfalls stießen sie durch ihre Netzwerke auf einen Abfüller, der sich traute, den Pflanzendrink in Glasflaschen abzufüllen. Denn das, erklärte Johanna, die mittlerweile Lebensmitteltechnologie studiert, sei in diesem Fall gar nicht einfach wegen der Bakterien, die sich beim Abfüllen in der Luft befinden. Daher musste auch der Abfüller seine Halle nachrüsten, sodass auch alle Lebensmittelstandards eingehalten werden können und die pflanzliche Milch nicht sauer wird. Maria, die sich für ein duales Studium in Unternehmertum entschieden hat, berichtet von anfänglichen Rückschlägen und Problematiken wie fehlendes Mindesthaltbarkeitsdatum und somit stornierter Lieferung oder das Versenden der Flaschen in falschen Kartons. Jedoch machen beide Mut und versichern, dass genau aus solchen Fehlern viel gelernt werden kann und die am Anfang eines Startups passieren dürfen und wie Maria sagt: „An jeder Herausforderung wächst man natürlich auch“.
Geld spielt eine Rolle
Der Faktor Geld ist hier nicht zu unterschätzen. Die ersten 15.000 Euro, die für den Hafer, die Abfüllung, Glasflaschen, Etiketten und Verpackung benötigt wurden, sammelten sie über Crowdfunding. Mit einem nicht ganz so professionellen Video, das dafür sehr authentisch und echt wirkte, schafften sie es - auch mit etwas Glück - die Summe zusammen zu bekommen.
Nach der Gründung, die im Jahr 2020 erfolgte, konnten die beiden Gründerinnen bereits jetzt im Jahr 2022, eine weitere Mitarbeiterin auf Minijob-Basis einstellen und beschäftigen einen freien Mitarbeiter, der größtenteils den Vertrieb übernimmt.
Als eher introvertierte Gründerinnen konzentrieren sich die beiden mehr auf ihre Stärken, weshalb Sie sich dazu entschieden haben den Bereich Vertrieb eher zu delegieren und eine extrovertierte Person dort zu platzieren.
Man muss es wirklich wollen
Ihre Vertriebsstrategie haben sie auf B2B aufgebaut und nutzen jetzt endlich die Möglichkeiten, den Haferdrink auch auf Märkten zur Verkostung anzubieten. Ein nicht zu unterschätzender Anteil ist auch das Marketing, das u.a. Social Media beinhaltet. Auf die Frage, wie viel Zeit sie für die Arbeit einteilen und ob Freizeit übrig bleibt, antworten Maria und Johanna, dass ein Startup auch immer heißt, sich 24/7 damit auseinanderzusetzen und somit Arbeit und Freizeit oft miteinander verschwimmen.
Es stehen noch große Zukunftspläne und Visionen an, wie z.B. Investitionen in den Vertrieb und Marketing, die Herstellung von Kakao-Haferdrink und eine eigene CO2 neutrale, oder im besten Fall positive Produktionsanlage in Simmern aufzubauen. Einig sind sich beide, dass sie ihr Unternehmen voranbringen wollen, trotz Konkurrenz, und es ihnen ein Herzenswunsch ist, dass noch mehr Frauen ihr eigenes Unternehmen gründen.
Mehr Informationen:
https://www.hs-worms.de/focusfrauen/
https://www.hs-worms.de/gruenden/