Verschiedene Sichtweisen vermitteln
Thema der Veranstaltung war die Bedrohung der öffentlichen Haushalte und der Wirtschaft durch den organisierten Betrug mit der Umsatzsteuer, der jährlich Schäden in Milliardenhöhe verursacht und in bestimmten Branchen den Wettbewerb zum Nachteil der Mehrzahl der ehrlichen Unternehmer verzerrt. Um seinem Anliegen gerecht zu werden, nämlich die Vermittlung der verschiedenen Sichtweisen von Finanzverwaltung, Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Richterseite, hatte Klaus Herrmann ausgewählte hoch qualifizierte Referenten eingeladen, die mit ihren spannenden Vorträgen das Fachpublikum von Anwälten, Steuerberatern und Staatsanwälten begeisterten und viel Anregung für die folgende Diskussion gab.
Aus der aktuellen Praxis berichtete Praxis Dr. Philipp Neuhaus, Leiter einer der größten deutschen Ermittlungsgruppe bei der Steuerfahndung Frankfurt über die Anforderung an die Führung einer so großen Einheit, deren bislang größter Fall dem Staat Mehrsteuern in Höhe von mehr als 200 Millionen Euro einbrachte. Die Sichtweise der Strafverteidigung wurde von Rechtsanwältin Stephanie Schott vorgetragen, die auf die Probleme hinwies, wenn arglose Unternehmer in die betrügerischen Lieferketten eingebunden werden. High Light des Nachmittags war das lebendige Referat von Professor Markus Jäger, langjähriger Richter am 1. Strafsenat des Bundesgerichtshofs, der über die wichtigen Entscheidungen des BGH gegen Umsatzsteuerbetrüger berichtete. Sein Vortrag wurde ebenso wie das einleitende Referat von Regierungsdirektor Herrmann von den Teilnehmern begeistert aufgenommen.
Als besonderer Gast dieses Tages bereicherte Finanzminister a. D. Prof. Dr. Carsten Kühl die Veranstaltung, die ebenso wie die abschließende lebhafte Podiumsdiskussion von Rechtsanwalt Dr. Thomas Nuzinger, Sprecher der wirtschaftsstrafrechtlichen Vereinigung (WiSteV), moderiert wurde. Finanzminister a. D. Kühl beeindruckte durch sein eindeutiges Statement: Wenn es gelänge, die Schäden durch Umsatzsteuerbetrug auch nur teilweise zu minimieren, könnten alle Finanzminister die für Bundesländer verbindliche Schuldenbremse wesentlich leichter erreichen. Die zahlreichen Fragen der Teilnehmer und die Antworten der Referenten zeichneten ein lebhaftes Bild der vorhandenen und oftmals auch noch nicht gelösten Probleme.
Der Dialog macht es aus
Die kommunikative Kaffeepause und die Möglichkeit zu einer angeregten Podiumsdiskussion machten diesen Tag für alle Teilnehmer so wertvoll. Neben den Fachvorträgen ist es der Dialog zwischen den Beteiligten aller Fachrichtungen, der solche Veranstaltungen nachhaltig und gewinnbringend sein lässt. Sich Zeit zu nehmen und tiefer in die Themen einsteigen zu können ist wichtig, wenn es um qualitative Entwicklungen geht. Erst die gemeinsame und durchaus auch kontroverse Auseinandersetzung erzeugt Mehrwert.
Dazu trägt natürlich auch ein gelungenes Ambiente bei, für das die Studierenden des Fachschaftsrates Steuern vortrefflich sorgten und mit selbst gebackenem Kuchen und perfektem Service rund um die Veranstaltung die Gäste verwöhnten. Der gesellige Abschluss bei Wein und Häppchen machte deutlich, hier hat man sich wohlgefühlt.