Die Bandbreite der Lehrangebote reicht von zuvor eingesprochenen Motivationsvideos über Podcastähnliche Aufnahmen des Vorlesungsstoffs, interaktiver Wissenskontrolle z. B. per Online-Quiz bis hin zu den in diesen Zeiten nicht mehr wegzudenkenden Live-Sessions via Internet. Wer Informatik studiert, der muss natürlich auch programmieren lernen. Und was normalerweise vor Ort in entsprechenden Laboren und von Lehrkräften betreut stattfindet, geschieht nun vor dem heimischen Monitor: in einer Kombination aus Live-Programmierung, welche die Teilnehmenden gleich am eigenen Rechner zeitgleich ausprobieren können, und permanenter Rückmeldung aller Beteiligten, inklusive zugeschalteter Tutoren und Tutorinnen. Solche Formate sind grundsätzlich nichts Neues, denn in so genannten MOOCs, also Massive Open Online Courses, kennt man diese Vorgehensweise schon seit Jahren. Das wirklich Spannende und Anerkennenswerte ist, wie schnell und lösungsorientiert sich alle Beteiligten in die Materie eingearbeitet haben und auch über Fachbereiche hinweg permanent austauschen. Überhaupt ziehen Lehrende und Studierende in dieser Ausnahmesituation konstruktiv und kooperativ an einem Strang, ebenso wie die für den Erhalt des Betriebs der Hochschule unerlässliche Administration.
Die Stimmung unter den Studierenden ist zuversichtlich und die Rückmeldungen zur Realisierung dieses ungewöhnlichen Semesters sehr gut. So sei der Fachbereich in Sachen Digitalisierung natürlich auch vor Corona sehr gut aufgestellt gewesen, merkt Robin an, Bachelorstudent der Angewandten Informatik, aber die aktuelle Situation sei doch für alle Beteiligten eine große Herausforderung, bei der er Respekt davor habe, wie die Lehrenden den Studis bestmöglich zur Seite stünden. Dass das Lernen im stillen Kämmerlein aber nicht immer einfach sei, bringt Jan auf den Punkt, wenn er anmerkt, dass es störe, wenn man bei vorproduzierten Videos nicht sofort, sondern erst im Nachgang Fragen stellen könne. Dann fehle der direkte Austausch, wobei er einräumt, dass die Studis selbst ruhig etwas aktiver sein könnten. Und auch sein Kommilitone Can räumt ein, dass es bei den Übungen allein vor dem Monitor manchmal etwas einsam sei. Doch sie alle sind sehr froh darüber, dass das Semester kein verlorenes ist, sondern schätzen es sehr, dass die Hochschule alles tut, damit sie ihre Prüfungen erfolgreich absolvieren können und sich ihr Studium nicht verzögert. Und nicht selten ist der Wunsch seitens der Studierenden zu hören, dass diese Art des Unterrichts in der „Nach-Corona“-Zeit zumindest in Teilen auch gerne so weitergehen könne. Zwar finden die Vorlesungen, um weiterhin den gewohnten Lernrhythmus zu bieten und Kollisionen bei Live-Veranstaltungen zu vermeiden, in der Regel zeitlich so statt, wie sie im Stundenplan ursprünglich vorgesehen waren, aber Dank des digitalen Formates ergibt sich dennoch deutlich mehr Flexibilität z. B. hinsichtlich des Ortes der Teilnahme. Auf diese Weise kann der in seinem Heimatland festsitzende Student der Veranstaltung ebenso beiwohnen wie die durch Quarantäne zuhause festgehaltene Studentin. Und auch für die Prüfungen im Sommer wird es Lösungen geben.
Für die Hochschule, aber auch im Grunde für das gesamte Bildungssystem steckt in der momentanen Situation neben aller Dramatik auch eine Chance für die Zukunft, darin sind sich die Lehrenden des Fachbereichs Informatik einig. Die digitalen Inhalte, die jetzt entstehen, geben in der Zukunft Zeit und Raum für neue Formen des Lernens. Wenn man bei der Wissensvermittlung auf die erstellten digitalen Medien zurückgreifen kann, bleibt mehr Zeit zum erfolgskritischen Einüben und Ausprobieren des Erlernten. Letzteres hoffentlich auch bald wieder von Angesicht zu Angesicht.