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Kupfermann im Steinzeit-Gewand

In Ötzis Fußstapfen

(lifePR) (Boennigheim, )
Wie gut hat ihre primär aus Fell und Leder gefertigte Kleidung die Menschen in der Jungsteinzeit vor Witterungseinflüssen geschützt? Wie schneidet die Kleidung von Ötzi und Co. im Vergleich zu modernen Funktionstextilien ab, wenn es darum, geht die physiologische Leistungsfähigkeit des Trägers bei besonderen Anstrengungen wie der Jagd oder der Überquerung der Alpen zu unterstützen? Mit diesen Fragen beschäftigten sich Forscher der Abteilung Bekleidungs-physiologie an den Hohensteiner Instituten in Bönnigheim im Rahmen des Projektes "Living Science - Steinzeit" des Südwestrundfunks (SWR).

Aufgabe des Hohensteiner Forscherteams war es zu ermitteln, wie warm steinzeitliche Kleidungsstücke ihren Träger im Vergleich zu heutigen Produkten gehalten hatten, bei welcher Umgebungstemperatur oder Tätigkeit er zu stark schwitzte und wie lange er z. B. jagen konnte, ohne erschöpft aufgeben zu müssen. Dabei kamen modernste bekleidungsphysiologische Messgeräte zum Einsatz: Mit den Hohensteiner Hautmodellen und der aus Kupfer gefertigten, sich bewegenden thermischen Gliederpuppe "Charlie 4" werden die Wärmeabgabe sowie das Schwitzen des Menschen nachgestellt. Die gewonnenen Untersuchungsergebnisse zeigen u. a., dass Hemd und Beinbekleidung aus Leder, Fellmantel und Grasmantel der Jungsteinzeit eine für heutige Maßstäbe sehr geringe "Atmungsaktivität" aufweisen und auch Schweiß in flüssiger Form nur sehr schlecht von der Haut weg transportieren können.

Moderne Funktionskleidung ist diesbezüglich 4-6 mal besser. Während auch heutige Shirts oder Fleece-Pullis nach dem Schwitzen bereits nach ca. 20-30 Minuten am Körper wieder trocken sind, bleibt das Lederhemd schweißgetränkt bis zu ca. 6 Stunden nass am Körper. Hätte Ötzi schon die heutige Schulnotenskala gekannt, hätte er den Tragekomfort seiner Kleidung, die auch noch nahezu doppelt so schwer war wie heute, mit der Note 6 "ungenügend" bewertet. Bei seiner Alpenüberquerung hielt die Kleidung bei Wind um die Stärke 2 Ötzi nur bei Temperaturen über ca. -5 °C noch ausreichend warm. Daraus ist zu schließen, dass es entweder in der Jungsteinzeit in den Alpen wärmer war als heute, oder dass Ötzi in der wärmeren Jahreszeit unterwegs war bzw. nicht noch mehr oder noch schwerere Kleidungsstücke mit sich herumtragen wollte oder konnte und damit oftmals starkes Frieren in Kauf nehmen musste.

Dabei half ihm auch sein Grasmantel nicht viel, der - da im Gegensatz zu moderner Outdoorkleidung zu winddurchlässig - nur sehr wenig zur Wärmeisolation beitragen konnte. Wollte er nachts nicht frieren, musste sich Ötzi bereits bei Temperaturen unter ca. 6 °C seinen Schlafplatz in einer trockenen Höhle suchen oder ein Feuer machen. Letzteres insbesondere auch dann, wenn seine Kleidung etwa im Regen nass wurde und stundenlang nicht mehr trocknete. Nicht nur bezüglich des Frierens hatte Ötzi mit seiner Kleidung ein Problem. Infolge ihrer nur geringen "Atmungsaktivität" wurde sein Körper bei stärkerer Anstrengung wie etwa der Jagd nicht mehr ausreichend gekühlt. Dadurch schwitzte er nicht nur übermäßig stark, sondern bei einer Umgebungstempe-ratur von z. B. 5 °C drohte ihm bereits nach ca. 45 Minuten ein Kreislaufkol-laps, heute als "Hyperthermie" bezeichnet. Hatte er innerhalb dieser Zeit seine Beute nicht gefangen, blieb er hungrig. Dies wäre ihm in moderner Out-doorkleidung nicht passiert, mit der er bei dieser Temperatur mehrere Stunden hätte jagen können, ohne physiologisch überbelastet zu sein. Die ausführlichen Untersuchungsergebnisse gibt es im Internet unter www.hohenstein.de/...
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