Der deutsche Forscher Dr. Otto Scherzer schuf in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts die Grundlagentheorie der Aberrationskorrektur für hoch auflösende Bildgebung. Seitdem versuchten viele Forscher vergeblich, diese Theorie für ein aberrationskorrigiertes Elektronenmikroskop zu nutzen. Im Jahr 1989, als sich das Preisträgerteam formierte, stellten Experten sogar die technische Machbarkeit in Frage. Die Preisträger ließen sich jedoch nicht beirren und überarbeiteten die Grundlagentheorie unter Einsatz ihres werkstoffkundlichen Fachwissens. Mit Hilfe elektronenoptischer Entwicklungsmethoden gelang es schließlich, die für die Elektronenmikroskopie erforderliche mechanische Stabilität zu erreichen. So entstand 1995 ein aberrationskorrigiertes TEM, das atomare Strukturen in hoher Auflösung abbilden kann.
Diese aberrationskorrigierte Mikroskoptechnologie wird nun durch die Firma CEOS, die aus dem Projekt hervorgegangen ist und von Dr. Haider geleitet wird, Mikroskopherstellern in Deutschland, Japan und anderen Ländern zur Verfügung gestellt und somit weltweit in Anwendung gebracht. Das TEM wurde inzwischen zu einem Standardinstrument bei Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf atomarer Ebene. Seine Anwendung erstreckt sich von der Produktion ultrafeiner Partikel für moderne, hoch integrierte Halbleiterprodukte bis zur Analyse und Untersuchung atomarer Anordnungen, Strukturen und Bindungen verschiedenster Materialien in Bereichen wie Metalltechnologie, Biotechnologie und Nanotechnologie. Viele Anwender erwarten von dieser Technologie die Entdeckung neuer Werkstoffe und die Analyse makroskopischer Eigenschaften auf atomarer Ebene.
In dem Forschungsprojekt war Prof. Rose hauptsächlich für die Konzeption des Korrektors und die Überarbeitung der Bildgebungstheorie verantwortlich. Prof.Urban brachte sein werkstoffkundliches Fachwissen in die Anwendung der überarbeiteten Theorie ein. Dr. Haider nutzte sein Know-how in der elektronenoptischen Entwicklung für die konstruktive Umsetzung dieser neuen aberrationskorrigierten Technologie. Die Honda-Stiftung ehrt die drei Physiker für ihren Forschergeist und ihren wertvollen Beitrag für die menschliche Gesellschaft durch ihre außergewöhnliche technologische Errungenschaft, die nach unserer Auffassung das Ethos der Ökotechnologie verkörpert.ii Die 29. Verleihung des Honda Preises wird am Montag, dem 17. November 2008 im Imperial Hotel in Tokio erfolgen. Neben Urkunden und Medaillen erhält das Forscherteam ein Preisgeld von 10 Millionen Yen (zirka 73.000 Euro).
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der Honda-Stiftung unter http://www.hondafoundation.jp.
i Transmissionselektronenmikroskop (TEM)
Ein Elektronenmikroskoptyp, mit dem der Anwender anhand eines Bildes, das ein durch eine ultradünne Werkstoffprobe gesendeter Elektronenstrahl beim Durchdringen in Interaktion mit der Probe erzeugt, die innere Struktur von Werkstoffen bestimmen kann.
ii Ökotechnologie
Das Leitprinzip der Honda-Stiftung seit 1979, zusammengesetzt aus den Begriffen Ökologie und Technologie, wobei Ökologie das gesamte globale System einschließlich der menschlichen Zivilisation umfasst. Dieses technologische Konzept befürwortet die Entwicklung und Nutzung von Technologie im Einklang mit Mensch und Natur.