Ob in der alten Kasbah von Alger oder in der anfangs des 19. Jahrhundert entstandenen Neustadt der Franzosen, auf jedem Dach, auf jeder Terrasse, an jedem Fenster hängt eine Schüssel, welche den Besitzern ein ungetrübtes Fernseh-Programm bietet, welches weit über das Angebot von den beiden staatlichen Fernsehsender hinaus geht.
Weit gefehlt ist aber zu denken, dass die Algerier, wie auch die Marokkaner und Tunesier, scharf sind auf Spielfilme aus Spanien, Frankreich, Italien oder sogar Deutschland. „Erstens“, wie uns Abslam erklärt, „verstehe ich kein Spanisch, kein Deutsch weder Italienisch. Mein Französisch genügt auch nicht, dass ich etwas von einem Film mitbekomme. Dazu ist mir die darin gezeigte Kultur, das Verhalten der Menschen fremd. Mein Parabolspiegel ist nach Ägypten gerichtet. Dem arabischen Hollywood. Hier werden Filme gezeigt, die ich verstehe. Die mir mein Volk und unsere Kultur zeigen. Weitere Sender, die ich empfange kommen aus Saudi Arabien. Freitags über den Koran. Samstag und Sonntag internationaler Fussball, live, mit arabischem Kommentar. Was soll ich mit europäischen Sendern? Etwas nackte Haut sehen? Zum Glück sind wir noch nicht so weit. Wir haben kein Problem unser Intimleben mit unserem Lebenspartner zu erleben. Wir brauchen keine Filme, keine Bilder, wir haben uns und unsere Körper.“
Kommt das falsche Bild der falschen Sender an den unmöglichsten Orten Afrikas von den Weissen, welche bei sich zu Hause, dank dem Kabelfernsehen und der Einsamkeit, dem Fehlen eines Partners, einer Familie und Freunden selber Abonnenten verschiedenster Anbieter sind?
Das Gefühl der Familie. Das gemeinsame Mittagessen um den runden Tisch. Der freitägliche Couscous, wo die ganze Familie aus einer Schüssel isst, sind noch Bestandteile eines intakten Familienlebens. Achten sie beim nächsten Besuch in Afrika, in welche Richtung die Parabolspiegel gerichtet sind und freuen sie sich am sonntäglichen Familienbrunch.