In einer Pressemitteilung vom 20.Oktober 2010 lehnt Winfried Hermann, damals MdB, Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, die am Freitag von Moderator Dr. Heiner Geißler vorgeschlagene Kombilösung bereits kategorisch ab. Zitat: "Vor 15 Jahren haben wir offengelassen, ob als Alternative zu Stuttgart 21 auch eine Kombilösung sinnvoll sein könnte. Diese Variante wurde dann aber sehr bald nach weiteren Prüfungen verworfen, insbesondere weil schon Mitte der 90er Jahre klar war, dass dieses Projekt viel zu teuer würde." Jetzt - kein Jahr später - will der mittlerweile zum amtierende Baden-Württembergischen Verkehrsminister avancierte Winfried Hermann über den Vorschlag Geißlers ernsthaft nachdenken und diesen prüfen. Wie glaubwürdig ist das, fragen sich die Mitglieder der IG Bürger für Stuttgart 21 als größte Befürworterorganisation im Land. "Wir fühlen uns veräppelt und belogen von diesem grünen Minister", so Gerald Holler, Vorsitzender der IG. "Entweder erinnert sich Herr Hermann nicht an seine Aussagen vom letzten Jahr - oder das Ganze ist ein - zwischen Teilen der Landesregierung und Heiner Geißler - abgekartetes Spiel". Wollte Hermann mittels Geißler diese alte Nebelkerze wieder ins Spiel bringen und wenn ja, warum? Hat Hermann diesen Vorschlag Geißlers finanziert? Was steckt wirklich dahinter?
Hätte Heiner Geissler diesen Vorschlag nicht aus dem Hut gezaubert, würden die Zeitungen vermutlich wie folgt titeln "Trotz Streitigkeiten - SMA bescheinigt Stuttgart 21 eine deutlich höhere Leistungsfähigkeit." Im Ergebnis eine missliche Situation für Winfried Hermann. Aber statt einen endgültigen Schlusspunkt zu setzen und dem Projekt seine Tauglichkeit zu bescheinigen, wird nun eine neue Diskussion aufgemacht, die der grünen Landesregierung Luft verschafft und die bestätigten Vorzüge von S21 aus dem Fokus rückt.
Wir, die IG Bürger für Stuttgart 21, fordern nun endlich eine klare und einheitliche Aussage der kompletten Landesregierung, wie es mit Stuttgart 21 weiter geht. Was Winfried Hermann scheinbar vor 15 Jahren so eingeschätzt hat, können wir nur bestätigen, erklärt Andreas Fulterer von der IG. Heiner Geissler präsentiert einen Vorschlag, der unterm Strich deutlich teurer sein wird, als Stuttgart 21. Zu den auf 2,5 bis 3 Mrd. Euro bezifferten Bau des unterirdischen Durchgangsbahnhofes und der Zulaufstrecken der Kombi-Variante, kämen die Sanierung des Kopfbahnhofes und seiner Zulaufgleise im laufenden Betrieb, welche die Bahn auf rund 1.7 Mrd. Euro beziffert sowie die Rückabwicklung der Grundstückkäufe der Stadt Stuttgart. Die Kombi-Variante vereint alle Nachteile beider Projekte und liegt in den Kosten deutlich über den 4,088 Mrd. Euro für Stuttgart 21.
Ganz davon abgesehen, das der Geißler-Vorschlag die Stadt Stuttgart erneut extrem spaltet und weiteren Unfrieden stiftet.