Ein Hauptvorwurf lautet etwa, Zeitarbeit werde missbraucht, um reguläre Beschäftigung zu ersetzen und Stammarbeitsplätze in den Betrieben abzubauen. „Die Wirklichkeit sieht aber anders aus“, stellte Stolz fest. Tatsache sei, dass Stammbelegschaften durch Zeitarbeitnehmer nicht ersetzt, sondern ergänzt würden. Die Aufstockung der Stammbelegschaften aus dem Kreis der Zeitarbeitnehmer sei in den Kundenbetrieben die Regel und der Arbeitsplatzaufbau der letzten Monate wäre ohne Zeitarbeitnehmer gar nicht denkbar gewesen. Zudem würden jedenfalls bei iGZ-Mitgliedsunternehmen die Beschäftigten zu Tarifentgelten entlohnt, die der Arbeitgeberverband mit der Tarifgemeinschaft Zeitarbeit beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) ausgehandelt habe, betonte der Bundesgeschäftsführer.
Gerade in den letzten Tagen sind in verschiedenen Branchen wie etwa in den Metall- und Elektroberufen oder in der Druckindustrie Umfragen durchgeführt worden, die die Gewerkschaftsthese vom „Drehtüreffekt“ eindeutig widerlegen. So seien beispielsweise in der Metallindustrie bundesweit rund 150.000 Zeitarbeitnehmer beschäftigt. Gerade einmal jeder zwanzigste Mitarbeiter sei – und das im jetzigen Konjunkturhoch - bei einer Zeitarbeitsfirma angestellt. Die Vollzeitstellen in der Metall- und Elektroindustrie seien zwischen April 2006 und April 2007 um mehr als 60.000 auf rund dreieinhalb Millionen gestiegen. „Dies ist ein Zuwachs um knapp zwei Prozent. Zeitarbeit ersetzt also nicht reguläre Beschäftigung“, betonte Stolz. Dies zeige sich auch an der Dauer der Beschäftigungsverhältnisse in Einzelunternehmen. In 60 Prozent der Fälle liege diese unter drei Monaten, in 16 Prozent der Fälle unter einer Woche. Vergleichbare Erkenntnisse lägen auch aus der Druckindustrie vor. Es ist also nach Meinung des iGZ - Bundesgeschäftsführers ein Märchen und keine belegbare Tatsache, dass Zeitarbeit dauerhaft Stammarbeitsplätze verdrängt.
Im Übrigen helfe die Zeitarbeit den Arbeitnehmern, die auf diese Weise leichter in Beschäftigung kämen. Zwei Drittel der Zeitarbeitnehmer sind vorher arbeitslos gewesen, ein großer Teil über eine längere Zeit. „Je länger der Aufschwung dauert, desto stärker stocken die Kunden der Personaldienstleister ihre feste Belegschaft aus dem Kreis der Zeitarbeitnehmer auf“, sagte Stolz und verwies auf eine aktuelle Verbandsstudie bei iGZ-Mitgliedsunternehmen, die diesen Trend bestätigt. „Es steigen also momentan die Chancen, vom Einsatzunternehmen übernommen zu werden. Die Umsetzung der Forderung von einzelnen Gewerkschaftsvertretern und Teilen der SPD nach einer Veränderung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes wäre deshalb schädlich für die Konjunktur und Gift für die Beschäftigung“.
Es gibt dennoch auch einen Konsens mit den Arbeitnehmervertretern: zusammen mit den DGB-Gewerkschaften und dem anderen Arbeitgeberverband BZA plädiert der iGZ schon seit Monaten für einen tariflichen Branchenmindestlohn, den die Bundesregierung alsbald über ein erweitertes Arbeitnehmer-Entsendegesetz für allgemeinverbindlich erklären solle. „Zeitarbeit will auch in Zukunft Beschäftigungsmotor sein und keine Dumpinghilfe“, begründete Stolz das Anliegen gerade der von seinem Verband vertretenen mittelständische Zeitarbeitsunternehmen.