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ICC-Entscheidung: Schlecht für Messestandort und Steuerzahler

(lifePR) (Berlin, )
Die Entscheidung des Senats zur Sanierung des Internationalen Congress Centrums(ICC) bei gleichzeitigem Verzicht auf einen Neubau ist nach Ansicht der IHK Berlin ein Schritt in die falsche Richtung. "Der Senat hat aus finanzieller, stadtentwicklungspolitischer und messewirtschaftlicher Sicht einen falschen Beschluss gefasst", kritisierte heute IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder. Grund: Die Sanierung des ICC ist die mit Abstand teuerste Lösung. Zudem werden während der Bauphase sowohl das Messeals auch das Kongressgeschäft belastet, und trotz der Sanierung bietet das ICC weniger Flexibilität als ein Neubau.

Der IHK-Hauptgeschäftsführer verwies darauf, dass die ICC-Sanierung laut der vorliegenden Gutachten im Durchschnitt rund 300 Millionen Euro kosten wird, eingeschlossen der aus Sicht renommierter Unternehmensberater dringend notwendige Brückenneubau über dem Messedamm zur Umsetzung eines modernen Raumprogramms für die Messe. Auch Wirtschaftssenator Harald Wolf habe ähnliche Zahlen genannt, so Eder. Dagegen wären der Abriss der Deutschlandhalle und ein Kongressneubau an gleicher Stelle ungleich preiswerter.

Das Projekt schlüge mit rund 150 Millionen Euro zu Buche, wobei für einen möglichen, aber nicht erforderlichen Abriss des ICC nochmals 43 Millionen Euro hinzu kämen. "Der Senat beschließt damit nicht erforderliche Mehrausgaben in dreistelliger Millionenhöhe", kritisierte Eder. Denn der zunächst abgesegnete Bauabschnitt für 182 Millionen Euro sei nur der Beginn umfangreicher Modernisierungsmaßnahmen.

Angesichts der angespannten Haushaltslage sei der Senatsbeschluss nur schwer nachvollziehbar, betonte Eder. Auch hinsichtlich der jährlich wiederkehrenden Betriebskosten bürde sich Berlin eine größere Last auf. Während ein saniertes ICC pro Jahr 12,5 Millionen Euro Betriebskosten verursache, seien dies bei einem Neubau nur 5,5 Millionen Euro. Der Messe Berlin bleibe es damit auch künftig verwehrt, beim ICC kostendeckend zu wirtschaften. Eder:

"Alles in allem kostet der Senatsbeschluss den Berliner Steuerzahler in den nächsten 20 Jahren schätzungsweise 240 Millionen Euro zusätzlich". Dieses Geld wäre in anderen Bereichen besser angelegt, zum Beispiel für Investitionen der Messe selbst.

Eine Sanierung des ICC unter diesen Bedingungen würde nur dann Sinn machen, wenn dafür andere gute Gründe vorlägen, erklärte der IHK-Hauptgeschäftsführer. Diese seien aber nicht gegeben. Eine Sanierung des Gebäudes bei laufendem Betrieb werde drastische Auswirkungen auf das Messe- und Kongressgeschäft haben. Der Senat unterschätze die Folgen seiner Entscheidung auf das Tagesgeschäft deutlich. Das zeigten ähnliche Beispiele aus anderen Städten. "Damit gefährdet Berlin seinen international sehr guten Ruf als Kongressmetropole und seinen zweiten Platz im weltweiten Vergleich der Tagungsorte", so Eder.

Bei einem Neubau hätte das Kongressgeschehen uneingeschränkt bis zur Eröffnung des neuen Zentrums fortgeführt werden können.

"Damit Berlin in der Champions League der Messe- und Kongressstädte bleibt, muss eine zukunftsträchtige Variante für den Messe- und Kongressstandort Berlin umgesetzt werden", forderte Eder. Flexible Räume und moderne Kongresstechnik seien der Garant dafür, dass Berlin auch in Zukunft wettbewerbsfähig für Leitmessen wie ITB, Popkomm, IFA, Fruit Logistica oder Innotrans bleibe. Ein Neubau am Standort der Deutschlandhalle böte im Vergleich zum ICC eine bessere Flächennutzung durch ein vielfältigeres Angebot an Veranstaltungsräumen
- davon würde die Messe bei ihren Planungen extrem profitieren.

"Die Aussage des Senats, das ICC sei eine 'städtebauliche Ikone der Neuzeit', kann doch nicht ernsthaft als Begründung für die exorbitant teure Sanierung des Gebäudes gelten", wie Eder erklärte. Bislang habe sich der Senat - dies verdeutlichten auch die für die Neubauvariante eingeplanten 20 Millionen Euro für die Vermarktung des ICC - nicht ernsthaft um eine Nachnutzung des Hauses bzw. um einen Investor bemüht, so Eder und fügte hinzu:"Auch bei einem Abriss des ICC geht die Welt nicht unter".

"Selbst wenn für das ICC eine Nachnutzung nicht gefunden werden sollte, muss Berlin aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und bereit sein, sich von nicht mehr bezahlbaren und die wirtschaftliche Entwicklung beeinträchtigenden Objekten zu trennen", forderte der IHKHauptgeschäftsführer.

Dies sehe der Senat beim ICC aber offenbar anders. Die Landesregierung habe sich entschieden, für viel Geld ein Westberliner Wahrzeichen zu erhalten, obwohl die wirtschaftliche Lage eine andere Entscheidung erfordert hätte. Eder: "Verwunderlich dabei ist auch, dass beim Flughafen Tempelhof unter angeblich ähnlichen Voraussetzungen vom Senat genau entgegengesetzt entschieden worden ist. Eines aber haben die beiden Fälle gemeinsam - ernsthafte Gespräche mit Investoren haben nicht stattgefunden".
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