Mit ISDN schnell an Grenzen gestoßen
"Kommunikation ist Zukunft" waren sich die Teilnehmer des Informationsgesprächs einig. "Wir müssen Maßnahmen bündeln, um im Vogelsberg eine Datenautobahn mit Abzweigern und Zubringern zu bauen", brachte es Norbert Jäger auf den Punkt. Vorrangiges Ziel soll sein, "die Region voran zu bringen." Als Michael Schlosser 2004 mit seinem Unternehmen in das Gewerbegebiet Mücke-Atzenhain zog, war er überrascht, an diesem Standort kein DSL vorzufinden. "Mit ISDN waren wir schnell an unsere Grenzen gestoßen", berichtet er rückblickend. Eine Standleitung der Telekom hätte den Unternehmer 400 Euro im Monat gekostet. Die Lösung stellte schließlich die Firma OR Netzwork mit WiDSL, einem vollwertigen DSL-Anschluss per Funk, zur Verfügung. WiDSL ermöglicht eine Breitbandversorgung in unterversorgten, teilnehmerschwachen Regionen. Die Orte werden hierbei von einem oder mehreren zentralen Punkten über Funk-LAN versorgt, die Endkunden-Einheit wird außen am Gebäude oder hinter einem Fenster befestigt.
Bis zu 100 MBit möglich
"Um das Industriegebiet Atzenhain zu versorgen, haben wir eine Einspeisung in Stangenrod gebaut mit einer Leistung von ein und zwei MBit. Da diese Bandbreiten für Industriekunden auf Dauer zu gering waren, wurde in diesem Jahr die ‚Einspeisung Grünberg’ vorgenommen. Nun stehen Gewerbekunden bis zu 15 MBit zur Verfügung, Stangenrod wird als Back-up genutzt. Im Aufbau ist darüber hinaus eine Anbindung an den Umsetzer in Ober-Ohmen mit einer Richtfunkstrecke nach Gießen von 100 MBit", erläuterte Oliver Reitz. "WiDSL bietet eine hohe Sicherheit, ist einfach zu installieren und vor allem auch in Gebieten verfügbar, in denen es kein T-DSL" gibt, nennt er einige Vorteile. Mit bis zu 100 MBit sei WiDSL auch schneller als DSL. Derzeit würden bereits 40 Orte im Vogelsbergkreis diese Art der Kommunikation nutzen, im Aufbau seien weitere 20 Orte im südlichen Vogelsberg. "WiDSL kann im Vogelsberg flächendeckend installiert werden", ist Reitz sicher. Zwischen 40 und 50 Prozent der Landbevölkerung sei derzeit nicht oder nur unzureichend versorgt.
Mittlerfunktion
Michael Schlosser jedenfalls ist mit WiDSL sehr zufrieden. So ist das 20 Mitarbeiter zählende Logistik-Unternehmen mittlerweile in der Lage, alle Sendungen zu verfolgen. "Wir wissen immer ganz genau, wo sich unsere Lkws gerade befinden", bekräftigt Disponentin Diana Spieß. Auch die Kommunikation mit den Fahrern per Mail sei kein Problem mehr. Für Bürgermeister Matthias Weitzel, der eine vermittelnde Rolle zwischen Unternehmen und OR Netzwork spielt, ist die Ausstattung mit WiDSL ein entscheidender Standortfaktor. Auf die Gemeinde, die 3,5 Millionen Euro in die Erschließung des Industriegebietes investiert hat, kommen so keine weiteren Kosten zu. Auch Privatleute könnten hiervon profitieren, denn schon ab 15 bis 25 Verträgen – je nach Größe des Ortes – kann WiDSL gestartet werden.
Aktuelle Umfrage
Abschließend stellte Dr. Frank Wendzinski eine aktuelle Umfrage der IHK zum Thema "Breitbandversorgung im Vogelsbergkreis" vor. Rund 700 Unternehmen würden derzeit nach ihrem Breitband-Bedarf befragt. Bisher sei die Resonanz äußerst positiv. Gefragt wurde unter anderem, ob das jeweilige Unternehmen über einen schnellen Internetzugang verfügt, ob die Leistung für das aktuelle und zukünftige Tagesgeschäft ausreicht oder welche Übertragungstechnik eingesetzt wird. Unternehmen aus dem Vogelsberg, die sich an der Umfrage beteiligen möchten, können dies auf der Internetseite der IHK (www.giessen-friedberg.ihk.de) unter der Dokumentennummer 10170 tun.