„Seit April 2005 gibt es die gesetzliche Regelung einer Ausbildung in Teilzeit, wobei die Reduzierung der durchschnittlichen täglichen Arbeitszeit auf sechs Stunden durch eine Verlängerung der Ausbildungsdauer über die drei Jahre hinaus aufgefangen wird“, sagt Dario Thomas, Ausbildungsberater der IHK Bonn/Rhein-Sieg. Die Teilnahme am Berufsschulunterricht wird dabei nicht gekürzt. „Erfahrungen anderer Teilzeitausbildungs-Projekte haben gezeigt, dass junge Mütter als Auszubildende verantwortungsbewusst und belastbar sind; durch ihre Kompetenzen, die sie als Mütter erworben haben, verfügen sie über ein großes Organisationstalent und Durchhaltevermögen“, erläutert Mirjam Jung, pädagogische Mitarbeiterin des CJD Bonn. Laut Studien hätten die jungen Mütter keine höheren Fehlzeiten (z .B. aufgrund von Krankheit des Kindes) im Vergleich zu anderen Vollzeit-Auszubildenden.
„Im Zuge des demographischen Wandels brauchen wir zusätzliche Arbeitskräfte, was aber ohne mehr Teilzeit-Arbeit und –Ausbildung in unserer Region nicht aufgefangen werden kann“, so Dario Thomas: „Mit familienfreundlichen Arbeitszeiten können Unternehmen ihre Fachkräfte binden und neue gewinnen.“ Bei einer Teilzeit-Ausbildung zahlt der Betrieb auch nur eine Teilzeit-Ausbildungsvergütung. Das heißt, auch Betriebe, die keinen Bedarf oder nicht die finanziellen Mittel für eine Vollzeit-Lehrstelle haben oder Betriebe, in denen der Ausbilder selber nur Teilzeit anwesend ist, können ausbilden.
Mirjam Jung und Elisabeth Wößner-Schmelzle unterstützen als pädagogische Mitarbeiterinnen des CJD Betriebe bei der Auswahl der passenden Bewerberin, der Erarbeitung der individuellen Arbeitszeiten und der eventuell veränderten Ausbildungsrahmenpläne. Die Bedürfnisse der Mütter, Kinder und der Ausbildungsbetriebe sollen miteinander vereinbart werden. So helfen Jung und Wößner-Schmelzle den Frauen bei der Organisation der Kinderbetreuung und der Strukturierung des (Ausbildungs-)Alltags. Bei Konflikten stehen die Pädagoginnen moderierend zur Seite und können auf ein breites Netzwerk an unterstützenden Institutionen wie der IHK, der Agentur für Arbeit, der ARGE, dem Jugendamt oder verschiedenen Jugendhilfeträgern zurückgreifen.
CJD-Institutsleiter Stefan Böker: „Seitens der jungen Frauen gibt es eine rege Nachfrage, wir suchen nun Ausbildungsbetriebe aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis, die unser Projekt unterstützen und den jungen Frauen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt geben. Wir bieten im Gegenzug gerne unsere Erfahrungen an, die wir seit zehn Jahren durch die Ausbildung Jugendlicher in gastronomischen Berufen in unserem Haus und speziell durch die Beratung von Jugendlichen und Betrieben bei (drohendem) Ausbildungsabbruch machen konnten.“
Das CJD Bonn ist eine Einrichtung des Christlichen Jugenddorfwerkes Deutschlands, gemeinnütziger e.V. an der Graurheindorfer Straße in Bonn-Castell. Neben dem Tagungshausbetrieb und der Ausbildung in gastronomischen Berufen, gibt es zahlreiche Weiterbildungs- und Beratungsangebote auf dem Gebiet der Personal- und Organisationsentwicklung.