Diese ermittelten Zahlen stehen nach Aussage von Jürgen Hindenberg, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg, nicht im Widerspruch zu den Ergebnissen des Ausbildungskonsens, wo sich zur Zeit noch 16 Jugendliche in Betreuung befinden: "Die nunmehr von unserem Berufsbildungsausschuss ermittelten Zahlen lenken die Aufmerksamkeit auf ein neues Aufgabenfeld der Ausbildungsversorgung der Jugendlichen in unserer Region." Nach Einschätzung des DGB in der Region Bonn/Rhein-Sieg, steht dem heute schon festgestellten Facharbeitermangel in vielen Bereichen ein enormes Potenzial an Jugendlichen gegenüber, die nur darauf warten, ein vernünftiges, zukunftsorientiertes und qualifiziertes Angebot zu bekommen, um später dem Arbeitsmarkt mit den notwendigen Qualifikationen zur Verfügung zu stehen. Ingo Degenhardt, Vorsitzender des DGB: "Wir brauchen ein regional abgestimmtes Konzept, im Sinne von nachhaltigen und qualifizierten Angeboten, die der Wirtschaft und den Jugendlichen gleichermaßen helfen, um zu einem vernünftigen Konzept und einer dementsprechenden Verwendung der eingesetzten finanziellen Mittel zu kommen." Daher ergreifen IHK und DGB aufgrund der Ergebnisse der Befragung des Berufsbildungsausschusses eine gemeinsame Initiative, um den sogenannten Warteschleifen zu Leibe zu rücken.
Übergangsmanagement von der Schule in den Beruf verbessern
Hindenberg weist daraufhin, dass das Übergangsmanagement von der Schule in den Beruf dringend verbessert werden müsse. "Hier hilft die Wirtschaft gerne mit, es ist aber eine gesamt-gesellschaftliche Aufgabe, die nicht alleine den Unternehmen vorbehalten sein kann." Schließlich hätten alleine die IHK-Unternehmen in diesem Jahr mit über 3.100 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen und einer Steigerung von über zehn Prozent das beste Ergebnis seit der Wiedervereinigung vorlegen können. Daneben klagten immer mehr Unternehmen über die mangelnde Ausbildungsreife der Bewerber. "Der demographische Wandel, der auch in unserer Region über kurz oder lang zu einer weiteren Verschärfung des Fachkräftemangels führen wird, kann nur durch verstärkte Investitionen in Aus- und Weiterbildung bewältigt werden", so Hindenberg weiter.
"Wir können es uns nicht erlauben, dass viele Schüler ohne Abschluss die Schule verlassen oder einfach nicht ausbildungsreif sind. In der Summe der Alternativen zur betrieblichen Berufsausbildung ist es viel zu teurer für die Gesellschaft, Schüler nicht auszubilden", bemerkt Degenhardt. Unnötige Warteschleifen führten nur dazu, dass Jugendliche zu alt in die Berufsausbildung einmünden. Das Durchschnittsalter der kaufmännischen Auszubildenden liegt heute bereits bei 19,1 Jahren zum Ausbildungsbeginn. Die Lösung könne nur ein besseres Übergangsmanagement von der Schule in den Beruf sein, wo neben der Wirtschaft, aber auch alle anderen gesellschaftlichen Akteure gefordert sind - insbesondere die Schulen, aber auch die Eltern. Hindenberg: "Schuldzuweisungen helfen uns hier aber nicht weiter. Wir können nur gemeinsam diese Problematik angehen und Lösungsmöglichkeiten ermitteln." "Die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der bestehenden Maßnahmen gehört auf den Prüfstand und auf ein auf Qualität und Nachhaltigkeit ausgerichtetes Minimum beschränkt. Jedes Jahr eine neue Maßnahme führt in der Konsequenz nicht immer zum Erfolg und ist nicht gerecht im Sinne einer einheitlichen Zuwendung an die Zielgruppe", so Degenhardt weiter.
Virtuelles Haus der Bildung und "Ein-Topf-Modell"
Nach dem Vorbild der Region Siegen, das im Berufsbildungsausschuss vorgestellt worden ist, könne ein virtuelles Haus der Bildung gerade bei der Berufsvorbereitung von Hauptschülern ein gangbarer Weg sein. Ferner gelte es die unterschiedlichen Fördertöpfe und Maßnahmen zu durchforsten und stattdessen durch eine systematische Berufsvorbereitung einen effektiveren Übergang von den (Haupt-)Schulen in Ausbildung und Beruf zu gewährleisten. Dies könne z. B. im Rahmen des "Ein-Top-Modells" geschehen. Der DGB will für Anfang 2008 alle Akteure im Bereich Ausbildung, Übergang Schule / Beruf sowie die Landes- und Kommunalpolitiker zu einem "Runden Tisch für Ausbildung" einladen, um die Situation detailliert zu besprechen und erste notwendige Schritte miteinander zu vereinbaren.