Die aktuelle Geschäftslage beurteilen die Unternehmen besser als ihre zukünftigen Geschäftsaussichten. Jedes dritte Unternehmen bezeichnet seine derzeitige Geschäftssituation als gut, 20,2 Prozent als schlecht. Damit gibt der Saldo im Vergleich zum Jahresbeginn 2008 leicht nach von +16,3 auf +14,8 Punkte.
Die zukünftige Geschäftslage wird etwas skeptischer eingeschätzt als in der vorherigen Umfrage. Der Saldo fällt von +0,9 auf -0,3 Punkte.
Die Investitionsneigung steigt über alle Branchen hinweg in der Region. 27 Prozent der Unternehmen werden zunehmend investieren. Der Saldo erreicht +2,4 Punkte, zum Jahresbeginn 2008 waren es -6 Punkte. Insbesondere Großhandel, Industrie und Hotellerie planen mehr zu investieren, was sich fördernd auf das zukünftige wirtschaftliche Wachstum auswirken könnte.
Die Exporterwartungen der Unternehmen nehmen deutlich ab, hier sinkt der Saldo spürbar von +30,9 auf +4,9 Punkte. Dies ist zurückzuführen auf hohe Rohstoffpreise und den starken Euro, der die Wettbewerbssituation der deutschen Unternehmen im Dollarraum und in Ländern, deren Währung an den US-Dollar gekoppelt ist, schwächt. Es erwarten mehr Unternehmen für die Zukunft eher einen Abbau von Arbeitsplätzen als Neueinstellungen. Hier spiegelt sich die Unsicherheit bezüglich der Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt.
"Der IHK-Indikator ist auf solidem Niveau. Die Unternehmen konnten sich bisher erfolgreich der internationalen Finanzmarktkrise entziehen. Dennoch sind sinkende Exporterwartungen und weniger geplante Neueinstellungen ein Zeichen dafür, dass die veränderten nationalen und weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen die Unternehmer bei ihrer Einschätzung beeinflusst haben. Der starke Euro und hohe Rohstoffpreise sind Gründe für diese Entwicklung. Zusätzlich verunsichert die Politik die Unternehmen. Die Diskussion über Mindestlöhne, Einschränkungen der Zeitarbeit sowie Belastungen durch die Erbschaftsteuerreform stellen eine Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft auf den Weltmärkten dar und bedroht insbesondere die mittelständischen Unternehmen. Hier sollte die Politik Märkte konsequent öffnen, Mindestlöhne verhindern, die Erbschaftssteuerbarriere für Betriebsübergänge abschaffen und Einschränkungen bei der Zeitarbeit verhindern. Bei der Arbeitsmarktreform sind höhere Beschäftigungszahlen durch mehr Flexibilität und Deregulierung anzustreben. Um einen nachhaltig höheren Wachstumspfad zu erreichen darf das Reformtempo der Politik nicht gedrosselt werden", sagte Dr. Ernst Franceschini, Präsident der IHK Bonn/Rhein-Sieg, bei der Vorstellung der IHK-Konjunkturumfrage im Frühsommer 2008.
Die einzelnen Branchen im Überblick
Die Stimmung der Industrie in der Region Bonn/Rhein-Sieg ist zum Frühsommer 2008 eingetrübt. Der Klimaindex im produzierenden Gewerbe sinkt gegenüber der Befragung zum Jahresbeginn 2008 (122,1) um 9,3 Punkte auf 112,8 Punkte. Im Dienstleistungssektor sind die Unternehmen optimistischer, der Index klettert noch einmal leicht von 140,3 auf 140,9 Punkte. Der Index des Einzelhandels legt von 81,1 auf 83,7 Punkte zu. Der Großhandel beurteilt seine derzeitige Geschäftslage deutlich besser als zum Jahresbeginn. Dies spiegelt sich auch an der positiven Entwicklung des Klimaindex, der von 93 auf 103,5 Punkte zugelegt hat. Im Gastgewerbe hat sich die Stimmung dagegen spürbar eingetrübt. Der Klimaindex fällt von 90,9 auf 78,2 Punkte.
Die Industrie korrigiert ihre Prognosen nach unten. Ausschlaggebend dafür sind sinkende Aufträge aus dem In- und Ausland. Dies deutet darauf hin, dass die Unternehmen ihre Kapazitäten nicht auslasten können. Ferner beeinträchtigen steigende Energie- und Logistikkosten nachhaltig die Geschäftstätigkeit der Industrieunternehmen. Weitere Unsicherheitskomponenten wie der hohe Ölpreis und das langsamere Wachstum der Weltkonjunktur kommen hinzu. Aufgrund der sinkenden Nachfrage aus dem In- und Ausland fallen auch die Beschäftigungspläne nur verhalten aus.