Einen Dämpfer verzeichnet indes der regionale Konjunkturklimaindex, der neben der aktuellen Geschäftslage auch die Geschäftserwartungen berücksichtigt. Der Index ist nach zwei Jahren erstmals wieder unter die Marke von 120 Punkten gefallen. "Den Unternehmen bereiten die Kostenentwicklung und der anhaltende Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise Sorgen", erläutert Dr. Markus Nawroth, Leiter Volkswirtschaft und Regionale Wirtschaftspolitik bei der IHK. "Außerdem führt der chronisch schwache Dollar zu einem Rückgang der Exporte in den wichtigen Auslandsmarkt USA." Die Beschäftigungssituation in der Region, die sich zuletzt sehr erfreulich präsentierte, wird darunter in nächster Zeit etwas leiden. "Noch rechnen nur sehr wenige Unternehmen mit einem Beschäftigungsabbau, doch deren Zahl wird weiter zunehmen", prognostiziert der IHK-Konjunkturexperte. Vor diesem Hintergrund mahnt IHK-Präsident Eberhard Reiff die Politik zur Zurückhaltung: "Das Thema Mindestlohn muss endlich vom Tisch. Wir brauchen stattdessen die mittelstandsfreundliche Erbschaftsteuerreform. Die Politik sollte nicht jetzt schon in den Wahlkampf einsteigen."
Blick in die Branchen
Fast die Hälfte der Industrieunternehmen ist trotz einer leichten Abkühlung der Geschäftslage positiv gestimmt. 57 Prozent der Unternehmen gehen von steigenden Umsätzen aus. Die Lage der Auftragseingänge hat sich gegenüber den vorherigen Umfragen verschlechtert; insbesondere die inländische Nachfrage macht den Unternehmen dabei zu schaffen. Mittlerweile rechnen über drei Viertel der Betriebe mit steigenden Kosten. Daher werden auch die Investitionen in den nächsten Monaten deutlich langsamer zulegen als zuletzt.
Die Einschätzung der Großhandelsunternehmen fällt deutlich positiver aus als die des Einzelhandels. 30 Prozent der Großhändler haben fallende Umsätze zu verzeichnen, im Einzelhandel sind es über 50 Prozent. Der Großteil der Handelsunternehmen klagt über Kaufzurückhaltung der Kunden: 62 Prozent im Einzelhandel und 70 Prozent im Großhandel.
Im Baugewerbe sind 40 Prozent der befragten Unternehmen mit ihrer derzeitigen Geschäftslage zufrieden. 29 Prozent geben einen Anstieg der Bauproduktion an, 57 Prozent sehen keine Veränderung. Die Auslastung der Maschinen und Geräte ist allerdings ebenso gesunken wie die Auftragseingänge. Der allgemeinen Stimmung folgend stagniert die erwartete Bauproduktion ebenso wie die zukünftige Geschäftssituation.
Das Dienstleistungsgewerbe beurteilt seine Geschäftslage leicht zurückhaltender als noch zu Jahresbeginn. Umsätze und Erträge haben sich geringfügig eingetrübt. Bei Banken und Finanzdienstleistern sehen die befragten Unternehmen die Geschäftslage ausschließlich gut bis befriedigend.
Allerdings ist die Kreditnachfrage im Zuge von Bankenkrise und nachlassender Konjunktur rückläufig. Das Geschäftsvolumen und die Einlagen der Kreditdienstleister sinken tendenziell. Das schlägt auch auf die Erwartungen durch: Seit langer Zeit erwarten erstmals mehr Banken und Finanzdienstleister eine negative Geschäftsentwicklung.
An der dreimal jährlich durchgeführten Konjunkturumfrage der IHK Reutlingen hat sich im Frühsommer 2008 eine repräsentative Auswahl von 932 Unternehmen aus den Bereichen Industrie (294), Bau (38), Groß- und Einzelhandel (156), Hotel- und Gaststättengewerbe (67) und dem Dienstleistungssektor (377) beteiligt.
IHK-Service
Fragen zum Konjunkturbericht beantwortet Dr. Markus Nawroth, Leiter Volkswirtschaft und Regionale Wirtschaftspolitik bei der IHK, unter Telefon 07121 2 01 - 1 85 oder E-Mail naw-roth@reutlingen.ihk.de. Der vollständige Konjunkturbericht steht außerdem unter www.reutlingen.ihk.de zum Download bereit.