In der Region Neckar-Alb ist man jung. Mit 41,1 Jahren sind die Bewohner im Landesvergleich (Schnitt 41,7 Jahre) die zweitjüngsten. Man verfügt über 14.869 Euro Kaufkraft je Einwohner und liegt damit ebenfalls landesweit auf Platz zwei. Der Arbeitsmarkt ist mit Quoten zwischen 4 und 6 Prozent an der Grenze zur Vollbeschäftigung. Auch auf der Landkreisebene sind Spitzenwerte zu vermelden: Tübingen ist der jüngste Kreis in Baden-Württemberg (39,8 Jahre) und die Arbeitslosenquote in Reutlingen lag 2007 mit 4,3 Prozent ebenfalls unter dem Landesschnitt.
Rückgang der Bevölkerung, Schwächen bei der Qualifikation
Kritisch sieht hingegen die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung aus. Bis 2025 erwartet die Region einen Rückgang von 2,4 Prozent. Landesweit wird die Bevölkerung bis 2025 nur um 1,0 Prozent schrumpfen. Dieser Trend deutet sich bereits zwischen 1990 und 2006 an. In dieser Zeit wächst die Bevölkerung in Neckar-Alb zwar um 9,0 Prozent, die landesweite Steigerung lag aber bei 9,3 Prozent. Lediglich der Landkreis Tübingen lag mit 12,3 Prozent über dem Schnitt. Reutlingen kam auf 8,9 Prozent, Zollernalb auf 5,8 Prozent. Schwächen offenbart auch das Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte. 22,1 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Region haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Dies ist Platz elf im Vergleich der zwölf baden-württembergischen Regionen (Landesschnitt 19,3 Prozent). Innerhalb der Region liegt der Wert im Zollernalbkreis mit 26,1 Prozent am höchsten, Reutlingen kommt auf 21,5 und Tübingen auf 19,2 Prozent. Das schwache Abschneiden ist allerdings in statistischer Hinsicht zu relativieren: In dem Wert sind neben den Ungelernten auch Personen erfasst, deren Ausbildung unbekannt ist.
Viele Studierende, wenig Forschung in Unternehmen
Unverändert stark ist die Region bei der Zahl der Hochschulstudenten. 4,18 Prozent der Bevölkerung sind Studierende. Dieser zweite Platz in Baden-Württemberg basiert natürlich in erster Linie auf der Universität Tübingen. Diese Stärke schlägt indes nur bedingt auf die Forschungsintensität durch. Gemessen in Patentanmeldungen je 100 000 Beschäftigte, liegt die Region mit 220,9 Patenten auf Platz zehn. In Baden-Württemberg liegt der Schnitt bei 291,0 Patenten. Auch bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) liegt die Region nur auf Platz acht. Beide Faktoren basieren allerdings in Teilen darauf, dass die Unternehmen der Region eher kleinbetrieblich strukturiert sind: Sie haben häufiger keine eigene F&E-Abteilung. Der Inhaber ist zugleich der Forschungschef.
Unternehmenszahlen steigen, Internationalisierung mit Nachholbedarf
Im Mittelfeld bewegt sich die Region bei der Zahl neuer Unternehmen. Sie ist in Neckar-Alb in den letzten zehn Jahren um über 41 Prozent gestiegen. Das bedeutet Rang fünf bei einem Landesschnitt von 36,6 Prozent. Nachholbedarf haben die Unternehmen noch bei der Internationalisierung. Die Exportquote liegt mit 43,0 Prozent auf Platz acht (Baden-Württemberg: 48,1 Prozent). Beim Internationalisierungsgrad, das ist der Exportumsatz je sozialversicherungspflichtig Beschäftigtem, kommt die Region Neckar-Alb auf Platz zehn. Grund hierfür ist erneut mit die Firmenstruktur: Die tendenziell eher kleiner strukturierten Unternehmen sind häufiger als Vorlieferanten tätig. Erst die Endprodukte gehen in den Export.
Tourismus mit positiven Tendenzen
Im Tourismus sind positive Tendenzen erkennbar. Bei der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer und der Bettenauslastung liegt die Region mit 2,6 Tagen und 31,7 Prozent knapp unter dem Schnitt von Baden-Württemberg (2,7 Tage und 32,8 Prozent). Spitzenreiter innerhalb von Neckar-Alb ist der Landkreis Reutlingen (3,1 Tage, 34,1 Prozent Bettenauslastung), der Zollernalbkreis konnte sich bei den Übernachtungen deutlich verbessern.
IHK-Service
Fragen zur Stärken-Schwächen-Analyse der IHK beantwortet Dr. Markus Nawroth, Leiter Volkswirtschaft und Regionale Wirtschaftpolitik bei der IHK, Telefon 07121 2 01-1 85 oder E-Mail nawroth@reutöigen.ihk.de.