1982 gründete Sahin in Aachen sein erstes Geschäft. Heute umfasst die Sahinler Group 27 Unternehmen in 15 Ländern. Der Konzern zählt weltweit zu den größten Textilherstellern und -händlern. Und hat eben auch eine Filiale "Unter den Linden" in der Reutlinger City. Eine echte Erfolgsstory, nannte es IHK-Vizepräsident Dr. Hans-Ernst Maute. "Aus 5 000 D-Mark Startkapital und ohne großes Erbe oder reiches Elternhaus haben sie ein Vorzeigeunternehmen geschaffen." Auch Metin Erdogan, Arbeits- und Sozialattaché beim Türkischen Generalkonsulat, lobte Sahin. Sein Verdienst, so der Attaché, sei der Brückenschlag zwischen der Türkei und Deutschland. "Sie sind ein Beispiel für eine gelungene Integration in Deutschland, ohne dabei die eigene Identität zu verlieren."
Kombination von Tugenden
Was Kemal Sahin und seinen Erfolg auszeichnet? Zum Beispiel deutsche Tugenden: Gründlichkeit, Pünktlichkeit und Disziplin. Diese hat er beherzigt, empfiehlt sie seinen Landsleuten und vermisst sie manchmal bei den Deutschen. "Vor 15 oder 20 Jahren war da allerdings noch mehr Einsatzbereitschaft." Und was braucht der erfolgreiche Unternehmer noch? Etwa türkische Tugenden. Dazu zählt er Freundlichkeit, Risikobereitschaft und Improvisationstalent. "Der Türke plant nicht. Aber wenn ein wichtiger Termin naht, dann gibt er alles. Und dann geht es auch." Die Türken seien die Kreativen und die besseren Verkäufer. "Die Deutschen sind eben Techniker", schmunzelte Sahin. Und viele Gäste nickten. Die Zukunft liegt für den 53jährigen in der Kombination. "Das Wichtigste ist: Sich und seine Zeit gut managen und mehr Lachen und Freundlichkeit."
Deutschland dönersiert
Klare Worte fand Kemal Sahin zur Bedeutung türkischer Unternehmer in Deutschland. Sie, so sagte Sahin, hätten einst mit ethnischem Business angefangen. "Das war die pure Sehnsucht nach türkischem Essen." Mit Folgen wie Sahin lachend zugab: "Deutschland ist dönersiert worden." Heute gibt es in der Bundesrepublik zehnmal mehr Dönerläden als in der Türkei. Längst sind die türkischen Unternehmer neben dem Lebensmittelhandel und der Gastronomie auch in anderen Branchen angekommen. Sie sind für 30 Milliarden Euro Umsatz sowie 65 0000 Unternehmen verantwortlich. Bis 2015, so die Prognose, sollen es 120 000 werden. "Türkische Unternehmer werden mehr Menschen beschäftigen als es türkischstämmige Angestellte gibt", ist sich Sahin sicher.
Türkei für die EU unverzichtbar
Ausgesprochen positiv entwickelt sich derzeit der deutsch-türkische Handel - nicht zuletzt, weil die Türkei seit Jahren Wachstumsraten zwischen fünf und zehn Prozent erreicht. Kemal Sahin hofft indes auf mehr. "Wirtschaftlich ist die Türkei für die EU unverzichtbar", sein Credo für die Integration. "Glücklicherweise kann man in Deutschland keine Politik mehr machen, indem man gegen die Türkei ist", sagte Sahin und erntete Applaus. Sein Wunsch für die Zukunft: "Ich setze auf gute Zusammenarbeit, weniger Vorurteile und viel gemeinsame Freude."
IHK-Service
Fragen zum Besuch von Kemal Sahin beantwortet Petra Brenner, Leiterin des IHK-Bereichs International, unter Telefon: 07121 / 2 01-1 12 oder per E-Mail: brenner@reutlingen.ihk.de. Ein Bild von der Veranstaltung steht auf www.reutlingen.ihk.de zum Download zur Verfügung.