Bereits während des Erarbeitungsprozesses zum VEP hatte die IHK Stellung für eine wirtschaftsfreundliche und gegen eine Kfz-feindliche Verkehrsplanung bezogen. Zwar sind im Planentwurf einige wichtige Anregungen der IHK, so z. B. der Ausbau der Südspange Gaarden und des Ostrings II zur besseren Erreichbarkeit von Ostufer und Ostuferhafen sowie der Entlastung des Theodor-Heuss-Rings aufgenommen worden. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jörn Biel: »Doch der VEP insgesamt stellt nicht das dar, was wir unter einer ‚ideologiefreien Verkehrsplanung’ verstehen: Wie ein roter Faden ziehen sich Überlegungen durch das Dokument, welche Maßnahmen getroffen werden können, den Kfz-Verkehr in der Landeshauptstadt zugunsten ökologischerer, vermeintlich ebenso geeigneter Verkehrsmittel einzudämmen«. Insbesondere der Versuch, das Kfz gegen das Fahrrad auszuspielen, wie z. B. durch den unpraktikablen Vorschlag von »Velo-Grüne-Welle«- Ampelschaltungen, ruft den Widerstand der IHK hervor. Auch die Idee einer Stadt-Regionalbahn (SRB) stößt auf vehemente Kritik, denn dieses Prestigeobjekt für die Landeshauptstadt ist angesichts der benötigten Steuermittel für Investition und Betrieb nicht zu rechtfertigen.
Biel: »Offenbar wird verkannt oder verdrängt, dass weder der, im Plan so herausgehobene Fahrradverkehr, noch der Fußverkehr oder der ÖPNV gleichwertige Alternativen für den lokalen und regionalen Wirtschaftsverkehr darstellen«. Nach Überzeugung der IHK ist der Kraftfahrzeug-Verkehr heute und mindestens bis zum Jahr 2020, dem Planungshorizont des VEP, in etlichen, mit dem lokalen Wirtschaftsleben in Verbindung stehenden Bereichen nicht ersetzbar. Das Auto stellt nun einmal das einzige Verkehrsmittel dar, das hinsichtlich seines Transportvolumens, der flexiblen zeitlichen Verfügbarkeit und der garantierten Erreichbarkeit fast jeden Zielorts für den Wirtschaftsverkehr erste Wahl ist. Biel weiter: »Die Wirtschaft nutzt Pkw und Lkw dabei nicht aus Freude am Fahren, sondern weil andere Verkehrsmittel in den allermeisten Fällen keine Alternative darstellen!«
Nach Ansicht der IHK würde eine Einschränkung des Kfz-Verkehrs durch den VEP bedeuten, die Leistungsfähigkeit der Kieler Wirtschaft zu beschneiden und der Attraktivität des Standorts zu schaden. Daher lehnt die IHK das im VEP sehr eindeutige, aber ebenso versteckt genannte Ziel, »den Kfz-Verkehr…soweit wie möglich einzugrenzen«, strikt ab.
Die Stellungnahme der IHK zu Kiel kann in ganzer Länge eingesehen werden unter www.ihk-schleswig-holstein.de, Dokumentennummer: 12737