»Das sinkende verfügbare Einkommen und das veränderte Ausgabeverhalten ist in der Tourismuswirtschaft Schleswig-Holsteins in den ersten Monaten dieses Jahres deutlich spürbar geworden«, so Peter Michael Stein, Hauptgeschäftsführer der IHK Flensburg und Federführer Tourismus der IHK Schleswig-Holstein. »Die Initiative der Landesregierung zur Neuausrichtung des Tourismus ist auf dem richtigen Kurs und muss schnell und umfassend umgesetzt werden. Allerdings zeigt sich, dass die Tourismusbranche nicht losgelöst von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung betrachtet werden kann«, so Stein weiter. Eine spürbare Steuerentlastung unter der Maßgabe »Mehr Netto für alle« sei deshalb auch hier die effektivste Maßnahme, um die Wirtschaft zu unterstützen.
Stein hofft, dass das gästefreundliche Wetter der letzten Wochen das Ergebnis im weiteren Verlauf des Jahres noch verbessern wird: Die befragten Unternehmen bezogen sich in der Umfrage auf ihre Geschäftslage bis Ende April.
Im regionalen Vergleich zwischen Ostsee, Nordsee, Binnenland und den Städten des Landes haben Letztere mit einem Indexwert von 129,2 Punkten nach wie vor die Nase vorn. Zwar mussten die Städte im Vergleich zum Vorjahresergebnis ein Minus von 4,8 Punkten hinnehmen. Dies fiel im Gegensatz zum Binnenland (-10,7 Punkte auf 98,4), der Nordsee (-23,8 Punkte auf 83,6) und der Ostsee (-26,4 Punkte auf 100,5) aber vergleichsweise glimpflich aus. Der schlechte Wert der Nordsee ist nach Ansicht der IHK auf die mangelnde Auslastung der Betriebe und die damit verbundene Umsatzentwicklung zurückzuführen. 26,1 Prozent der gastgewerblichen Betriebe beschreiben ihre aktuelle Geschäftslage als gut, 43,2 Prozent als befriedigend und 30,8 Prozent als schlecht (Vorjahresergebnis: 36,8 Prozent gut, 43,2 Prozent befriedigend und 17,0 Prozent schlecht). Während unter den Beherbergungsunternehmen mit 36,6 Prozent sogar 3,5 Prozent mehr als im letzten Winterhalbjahr ihre momentane Geschäftslage als gut bezeichnen, sieht die Lage bei den Gastronomen deutlich anders aus. Sprachen hier nämlich vor einem Jahr noch 39,0 Prozent der Befragten von guten Geschäften, so sind dies mittlerweile nur noch 19,8 Prozent.
27 Prozent erwarten mit Blick auf die Sommersaison eine positive Entwicklung, 50,6 Prozent rechnen mit gleich bleibenden Geschäften und 22,4 Prozent sind der Meinung, dass sich die Lage verschlechtern wird. Blicken die innerstädtischen Betriebe (45,7 Prozent günstigere Geschäftserwartung) sowie die Gewerbetreibenden an der Ostsee (32,8 Prozent) und im Binnenland (28,4 Prozent) der zukünftigen Entwicklung durchaus positiv entgegen, so ist dies an der Westküste mit gerade einmal 10,3 Prozent nur bedingt der Fall.
Ein Großteil der rückläufigen Entwicklung des Konjunkturklimaindexes dürfte auf das Konto der Umsatzentwicklung gehen. So berichteten nur noch 22,8 Prozent der Befragten von gestiegenen Umsätzen (Vorjahreszeitraum noch 35,3 Prozent) und 32,8 Prozent von gleich bleibenden Ergebnissen (Vorjahreszeitraum 42,6 Prozent), 44,4 Prozent beklagten jedoch rückläufige Werte (Vorjahreszeitraum 22,1 Prozent).
Ein Vergleich der Umsatzentwicklung von Beherbergung und Gastronomie lässt Rückschlüsse auf die Auswirkungen des Nichtraucherschutzgesetzes zu. Während im Beherbergungsbereich noch 31,7 Prozent der Betriebe von gestiegenen Umsätzen berichteten (Vorjahr 32,6 Prozent), hatte die Gastronomie höhere Einbußen zu verzeichnen. Nur noch 16,6 Prozent der Befragten berichteten hier von Umsatzsteigerungen (Vorjahr noch 37,2 Prozent). Als einzige Region berichtete das Binnenland über gestiegene Umsätze (von 27,0 Prozent auf 38,9 Prozent), in den Städten sowie an Nord- und Ostsee beklagten zwischen 16,1 Prozent und 20,4 Prozent rückläufige Umsätze. Dennoch sollen steigende Preise trotz angespannter Geschäftslage laut 63,2 Prozent aller Befragten nicht als Mittel zur Bekämpfung der Umsatzeinbußen dienen.
Wie üblich nehmen das Binnenland und die städtischen Betriebe im Beherbergungsgewerbe im Winterhalbjahr mit 56,5 Prozent beziehungsweise 53,0 Prozent Auslastung der Kapazitäten vor denen von der Nord- und Ostseeküste mit 43,3, Prozent beziehungsweise 36,4 Prozent die vorderen Plätze ein. Das Binnenland profitiert dabei vom guten Preis-Leistungsverhältnis.
Insgesamt planen 17 Prozent der Gewerbetreibenden einen Beschäftigungsabbau (Vorjahreszeitraum 9,4 Prozent). Regional betrachtet waren dies in den Städten allerdings lediglich 2,9 Prozent, während an der Westküste jeder vierte Betrieb (27,6 Prozent) Personal abbauen will.
Benannten im Vorjahreszeitraum 25,2 Prozent aller Befragten Rationalisierungsgründe als Hauptmotiv für Investitionen, so stieg dieser Wert in der aktuellen Umfrage um 9,2 Prozent auf 34,4 Prozent an. In zunehmendem Maße sollen Energiesparmaßnahmen im Gastgewerbe realisiert werden.