Gesundheitsminister Norbert Bischoff betont, dass Vorsorgeuntersuchungen ein Beitrag sind, um Krankheiten zu erkennen. Wenn die Therapie rechtzeitig ansetze, erhöhen sind die Heilungschancen entscheidend. "Wenn sich die Menschen mit 35 in der Mehrzahl jung, dynamisch, kerngesund fühlen", so der Minister, "ist das gut so. Immerhin liegen noch über 30 Jahre Berufsjahre vor ihnen. Um diese Gesundheit auch zu erhalten, ist Vorsorge wichtig." Der Minister verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass chronische oder schwere Krankheitsverläufe vielfach Gründe für eine vorzeitige Verrentung sind. Die Wechselwirkung zwischen Arbeitswelt und Gesundheit werde am 21. November auf der 6. Landesgesundheitskonferenz unter dem Titel "gesund arbeiten, gesund leben" erörtert.
Dr. Jörg Tonn, niedergelassener Hausarzt in Magdeburg, weiß aus der Praxis:
"Wenn hier in Sachsen-Anhalt die Häufigkeit der Herz-Kreislauferkrankungen und auch die Sterblichkeit daran höher ist als das im Bundesdurchschnitt der Fall ist, wenn im Land die Zahl der Diabetiker vom Typ 2 - also dem erworbenen Diabetes - stetig wächst, dann ist das für mich als Arzt ein Alarmzeichen. Ich appelliere deshalb besonders an die Menschen, die selten zum Arzt gehen. Ein hoher Blutdruck tut erst einmal nicht weh und auch die Anzeichen für einen beginnenden Diabetes sind sehr diskret und schleichen sich vom Patienten meist unbemerkt ein. Ich frage deshalb meine Patienten ab dem 35. Lebensjahr aktiv, biete ihnen den "Check-up 35" an und frage auch nach dem Impfausweis, um zu prüfen, ob alle Impfungen erfolgt sind."
Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt, Dr. Burkhard John, bekräftigt den Appell seines Kollegen.
"Mit unserer jährlichen Präventionskampagne machen wir die Öffentlichkeit nun schon seit einigen Jahren auf die kostenfreien Untersuchungen aufmerksam. Wir unterstützen damit die niedergelassenen Ärzte bei der Ansprache ihrer Patienten. Mit den Medien arbeiten wir ebenfalls zusammen, um den Gedanken der Vorsorge besser zu transportieren.
Wenn eine Erkrankung erst einmal manifest ist, können wir nur noch etwas gegen das Fortschreiten tun, aber die Lebensqualität der Menschen ist dann schon eingeschränkt und die Kosten steigen. Deshalb auch mein Aufruf an die Gesunden, mit dem "Check-up 35" selbst Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. Mit dem sogenannten Recall-System, das in die Arztsoftware fast aller Anbieter integriert ist, hat der Arzt außerdem ein Instrument in der Hand, mit dem er Patienten auch an diese alle zwei Jahre mögliche Untersuchung erinnern kann."
Uwe Schröder, Vorstand der IKK gesund plus, sieht über die Vorsorgeuntersuchung auch die Möglichkeit, nicht nur Krankheiten früher zu erkennen, sondern die Patienten auch mit entsprechenden Gesundheitsangeboten präventiv zu versorgen.
"Wir können unsere Versicherten nur ermuntern, das Angebot des kostenfreien "Gesundheits-Check-up" zu nutzen. Insbesondere ab dem 35. Lebensjahr sind einige Untersuchungen für den Erhalt der gewohnten Lebensqualitat dringend zu empfehlen. Aus diesem Grund haben wir im Hausarztprogramm den erweiterten "Check-up-Plus" beschlossen. Zusätzliche Untersuchungen geben dabei frühzeitig den Hinweis auf be- oder entstehende chronische Krankheiten, Stoffwechselstörungen und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Des Weiteren kann der Hausarzt Gesundheitskurse verordnen. Über Gesundheitsberater unserer Kasse können dann weitere Präventionsmaßnahmen abgestimmt werden. Ein "Rundum-Paket", das die Versicherten künftig hoffentlich noch stärker in Anspruch nehmen."
Der "Check-up 35" wurde 1989 in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen. Jeder Versicherte ab dem 35. Lebensjahr kann diese Leistung alle zwei Jahre kostenfrei erhalten. In Sachsen-Anhalt sind es nur 43 Prozent der Anspruchsberechtigten, die die kostenfreie Leistung wahrnehmen.
Neben dem umfassenden Gespräch führt der Arzt eine körperliche Untersuchung durch, den sogenannten Ganzkörperstatus. Im Zusammenhang mit den Ergebnissen bestimmter Parameter der Laboruntersuchung bespricht der Arzt das Ergebnis abschließend mit dem Patienten. Er wird ihn bei Bedarf darauf hinweisen, wie wichtig Lebensstil, Ernährung und Bewegung für die Gesunderhaltung sind und wird dem Patienten dazu entsprechende Tipps und Anregungen geben.