Zwar gibt schon der Gesetzgeber Obergrenzen für die Verwendung chemischer Substanzen wie lösemittelhaltige Leime und Lacke bei der Möbelproduktion vor, für viele Fachleute sind die aber längst nicht ausreichend. Einige gesundheitsschädliche Substanzen sind sogar noch gar nicht als Gefahrenquelle erfasst. Zudem werden Möbel, die aus Nicht-EU-Ländern importiert werden, nur selten überhaupt auf Schadstoff-Ausstoß überprüft. Grund genug für viele Verbraucher, sich an Güte- oder Öko-Label zu halten. Hier ein Überblick:
Möbel-Siegel und wofür sie stehen
Den Blauen Engel, vergeben vom Bundesministerium für Umwelt, kennen viele schon vom Brief- und Toilettenpapier als Zeichen für Umweltfreundlichkeit. Ausgezeichnete Produkte können schädliche Stoffe jedoch in geringen Mengen enthalten, da der Engel nicht für ein Gesamtprodukt, sondern lediglich für bestimmte Eigenschaften vergeben wird: z.B. für geringe Emissionen, Lösemittelfreiheit oder Mehrweg-Verwendung. Das Label steht also nicht für eine generelle Unbedenklichkeit von Produkten, wird von Verbrauchern jedoch oft als solches interpretiert.
Umfangreiche Labortests bei Bauprodukten, Matratzen, Bettwaren und Möbeln gehen der Auszeichnung durch das eco-Institut-Label voraus. Geprüft werden Umweltverträglichkeit und gesundheitliche Unbedenklichkeit von der Rohstoffgewinnung über die Nutzungsphase bis zur Recyclingfähigkeit. Die Prüf- und Bewertungskriterien gehen dabei deutlich über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. Vergeben wird die Auszeichnung vom gleichnamigen eco-Institut, einem akkreditierten und unabhängigen Prüflabor, für zwei Jahre.
ÖkoControl zeichnet Möbel, Matratzen und Bezugsstoffe aus, die eine größtmögliche Schadstofffreiheit aufweisen. Das Label ist eines der strengsten in seinen Bewertungskriterien und bezieht sich auf die gesamte Produktionskette: Ausgezeichnete Produkte müssen aus Massivholz sein (Spanplatten fallen durch), das aus einheimischen Wäldern aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt. Eine Behandlung darf nur mit Lasuren, Naturharzölen und Wachsen auf natürlicher Basis erfolgt sein. Vergeben wird das Label vom Europäischen Bundesverband ökologischer Einrichtungshäuser e.V. An der Kriterienentwicklung als auch an der Prüfung ist ein unabhängiges Institut beteiligt - das Zeichen genießt dadurch eine hohe Glaubwürdigkeit.
Das Zertifikat LGA-schadstoffgeprüft markiert Möbel, dessen Schadstoffausstoß begrenzt oder ausgeschlossen ist. Dabei müssen mindestens die gesetzlichen Vorgaben erfüllt sein, teilweise gehen die Ansprüche darüber hinaus. Jedoch können auch bei Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte bei Kindern und empfindlichen Erwachsenen gesundheitliche Reaktionen auftreten. Die Kriterienentwicklung und Zeichenvergabe wird durch eine neutrale Prüfstelle (LGA) vorgenommen, bewertet werden jedoch nur die Endprodukte, Rohstoffgewinnung und Verarbeitungsphase werden nicht einbezogen.
Das IBR Prüfsiegels vom Institut für Baubiologie Rosenheim GmbH soll Verbrauchern helfen, eine Kaufentscheidung auch nach wohnbiologischen und umweltbezogenen Kriterien treffen zu können. Dazu nehmen externe Labors und Institute Schadstoffmessungen vor (u.a. Formaldehyd, Schwermetalle, Feinstäube, Radioaktivität). Das Label orientiert sich an Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation, da es an gesetzlichen Vorgaben mangelt. Das Siegel ist in seinen Bewertungskriterien transparent und anspruchsvoll.
Für Bodenbeläge aus Kork, Linoleum und Laminat ist das TOXPROOF-Label vom TÜV Rheinland zuständig. Das Zeichen steht für die Einhaltung von Schadstoffgrenzwerten, die jedoch nur teilweise über den gesetzlichen Richtwerten liegen. Der Umgang mit Ressourcen und Energie bei der Produktion spielt keine Rolle. Da durch neutrale Institute gewährleistet wird, dass die Prüfkriterien eingehalten werden, ist das Label transparent und glaubwürdig. Kritikwürdig ist aber auch hier, dass die Richtwerte z.T. nicht streng genug sind.
Das Institut für Umwelt und Gesundheit deklariert Möbel als IUG Allergiker geeignet, wenn diese keine oder fast keine Allergie auslösenden Stoffe enthalten. Dabei orientieren sie sich an Werten, die weit über die gesetzlichen Richtlinien hinausgehen, zudem werden nicht nur toxikologische Stoffe überprüft, sondern auch Naturstoffe, die bei Allergikern für Reaktionen sorgen. Bei seinen Prüfungen kooperiert das Institut mit dem Allergie-Verein in Europa e.V. (AVE).
Tipp: Wer beim neuen Teppich oder Sessel keine Risiken eingehen will, der hält sich am besten an solche Label, deren Bewertungskriterien deutlich strenger als die gesetzlichen Vorgaben ausfallen. Von den hier vorgestellten sind das die Siegel ÖkoControl, IUG Allergiker geeignet sowie das des vom eco-Institut-Label.
Text- und Fotoabdruck sind nur bei redaktionellem Hinweis auf das Immobilienportal Immonet.de kostenfrei.
Originalmeldung: http://www.immonet.de/...