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Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben

Konjunktur: Regionale Wirtschaft trotzt schwierigen Marktbedingungen

(lifePR) (Weingarten, )
Trotz Finanzmarktkrise und anderer Konjunkturrisiken ist die wirtschaftliche Lage der Unternehmen in der Region insgesamt gut, das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK) vom April. Die Erwartungen sind allerdings durchweg verhalten. Dennoch wird weiter in hohem Maß personelle Verstärkung gesucht.

Nach dem Dämpfer in der Konjunkturkurve zum Jahreswechsel 2007/2008 hat sich die Geschäftslage der Unternehmen in der Region nicht weiter verschlechtert, sondern stabilisiert. Nur 8 Prozent der Unternehmen klagen über eine schlechte Geschäftslage, das sind sogar etwas weniger als zu Jahresbeginn. 50 Prozent der Unternehmen verzeichnen eine gute Geschäftslage. "Wir freuen uns, dass sich insbesondere die Industrie als Hauptimpulsgeber für die Konjunktur gegenüber den negativen Vorzeichen aus der Kapitalmarktkrise, den hohen Öl- und Energiepreisen oder dem hohen Euro sehr gut am Markt behauptet", freut sich IHK-Präsident Winterhalter. Handel und Gastronomie spüren dagegen sehr deutlich die Auswirkungen der allgemeinen Preissteigerungen. "Auch wenn die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte wichtig und richtig ist, sind die heimlichen und offenen Steuererhöhungen der Bundesregierung in den vergangenen Monaten vor allem eine Belastung für Bürger und Unternehmen im unteren Einkommensbereich geworden. Deshalb fordern wir, dass die Bürger mehr von ihrem erwirtschafteten Einkommen behalten sollten, es ist Zeit, Steuergelder zurückzugeben", mahnt Winterhalter. "Wenn die Regierung für wachstumsfreundliche Rahmenbedingungen sorgt, Vernunft walten lässt bei der Erbschaftssteuer und den Mindestlöhnen und keine neuen teuren Sozialsysteme aufbaut, dann behaupten wir uns auch in Zukunft trotz aller Turbulenzen am Markt. Das sehen wir im Moment aber leider nicht", so Winterhalter weiter. Viele Unternehmen sind vor dem Hintergrund der genannten Risiken vorsichtiger geworden. Zwar erwartet immer noch jedes vierte Unternehmen eine bessere Geschäftsentwicklung, vor einem Jahr war es noch jedes zweite Unternehmen. Über 60 Prozent der Unternehmen sehen sich ebenfalls gut gerüstet und rechnen mit gleich bleibenden Verhältnissen. Die verhaltenen Erwartungen haben zu einem weiteren leichten Absinken des IHK-Konjunkturklimaindexes geführt. Er liegt jetzt bei 125 Punkten im Vergleich zu 128 Punkten zu Beginn des Jahres.

Die auf hohem Niveau nur leicht gesunkenen Investitionspläne der Unternehmen lassen sich einerseits auf die verschiedenen Unsicherheiten zurückführen. Andererseits haben viele Unternehmen schon investiert oder Investitionen angeschoben, auch vor dem Hintergrund der Ende 2007 ausgelaufenen degressiven Abschreibungsmöglichkeiten.

Dem Personalbedarf der Unternehmen merkt man die Konjunkturrisiken kaum an: Personal wird weiterhin mit Nachdruck gesucht, schwerpunktmäßig in den Bereichen Industrie und unternehmensnahe Dienstleistungen.

Zu den einzelnen Branchen:
Industrie: Zahl der Beschäftigten steigt weiter

Die Industrie zeigt sich unter den bekannt kritischen Rahmenbedingungen sehr stabil. 62% der Unternehmen befinden sich in einer guten Geschäftslage, 33 Prozent sind zufrieden. Die Ertragslage bleibt von den angestiegenen Kosten noch unbeschädigt gut. Dazu hat in großem Umfang der Inlandsumsatz beigetragen, der auf hohem Niveau verblieben ist und zeigt, dass die gute Konjunktur in Deutschland noch nicht krisenanfällig ist. In den ersten vier Monaten im Jahr 2007 betrug der Umsatz der Industrie in der Region Bodensee-Oberschwaben 4,42 Milliarden Euro, in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres 4,93 Milliarden Euro. Damit konnte die Industrie den Anfang 2007 schon starken Umsatz nochmals um 11,6 Prozent steigern. Der April 2008 ist mit 1,34 Milliarden Euro umsatzstärkste Monat und liegt noch über dem Spitzenwert aus 2007 (Oktober 2007: 1,32 Milliarden Euro). Der Auslandsumsatz war nach Rückmeldung der Unternehmen etwas rückläufig. Zugenommen hat aber weiterhin die Zahl der Beschäftigten in der Industrie auf derzeit circa 65.000 Personen. Das sind sechs Prozent oder 3.600 Personen mehr als noch im Januar 2007 (Quelle: Stat. Landesamt Baden-Württemberg, Monatliche Berichte Verarbeitendes Gewerbe, ab 50 Beschäftigte, und eigene Berechnungen) .

Die Erwartungen der Unternehmen haben sich eingetrübt. Jedes fünfte Unternehmen rechnet mit einer besseren Geschäftsentwicklung in den nächsten zwölf Monaten, vor einem Jahr war es noch jedes zweite. Die Entwicklung der Weltwirtschaft und der hohe Euro gelten als große Unsicherheitsfaktoren und die verhaltende Auftragstendenz aus dem Ausland bestätigt dies. Bei den Ausfuhren in Länder der EU rechnen die Industriebetriebe kaum mit Veränderungen. Beim Geschäft mit Kunden in Nord- und Südamerika, Asien oder den GUS-Staaten wie Russland erwarten die Unternehmen zum Teil eine deutliche Beruhigung, aber noch keine Einbrüche. Der Export bleibt auch unter schwierigen Bedingungen eine wichtige Konjunkturstütze. Hoffnungen ruhen auf einem weiterhin konstanten Binnenmarkt, wenn auch die Entwicklung der deutschen Wirtschaft kritisch hinterfragt wird. Die Investitionspläne liegen noch auf hohem Niveau, jedes zweite Unternehmen, das investieren möchte, erweitert damit seine Kapazitäten. Angesichts der aktuellen Preissteigerungen werden auch Investitionen zur Rationalisierung geplant. Der Personalbedarf ist ungebrochen hoch: 40 Prozent der Unternehmen wollen ihre Belegschaft verstärken.

Baugewerbe: optimistische Aussichten

Die Unternehmen im Baugewerbe sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden, auch wenn die Ertragslage hier spürbar unter dem Kostendruck gelitten hat und von jedem dritten Betrieb als kritisch beurteilt wird. Die Bauproduktion hat im Vergleich zum Jahresbeginn angezogen, die Auslastung der Maschinen liegt bei 75 Prozent. Die Auftragseingänge sind zwar kein Grund zu großer Freude, aber im öffentlichen Hochbau und im Wohnungsbau zeigt die Tendenz nach oben. Verlässliche Größe ist die Privatwirtschaft, aus der die Baubetriebe weiterhin steigende Aufträge erhalten. Die positive Tendenz macht die Unternehmen optimistisch, was die nahe Zukunft angeht.

Handel: Schlechte Rahmenbedingungen hemmen Kaufkraft

Waren die Einzelhändler zu Jahresbeginn noch recht guter Stimmung und haben die negativen die positiven Stimmen weit überwogen, sieht das Bild jetzt anders aus. Gute und schlechte Lagebeurteilung halten sich gerade noch die Wage. 56 Prozent der Betriebe sehen eine deutliche Kaufzurückhaltung ihrer Kunden, das sind deutlich mehr als noch vor einem Jahr, unmittelbar nach der Mehrwertsteuererhöhung! Bei bislang nie da gewesenen hohen Kraftstoffpreisen und Preissteigerungen kommt der Konsum entgegen den Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute vom Herbst 2007 nicht in Schwung. Die regionalen Unternehmen melden stagnierende Umsätze. Auch die zunehmende Beschäftigung und das damit insgesamt angestiegene Einkommen können die Preissteigerungen offensichtlich nur unzureichend wettmachen. Dazu kommt der Kostendruck, der die Bilanzen der Händler belastet. Jedes dritte Unternehmen befindet sich ein einer schlechten Ertragslage.

Die Einzelhändler haben wenig Aussichten auf eine Trendwende. Die Rahmenbedingungen sehen nicht so aus, als ob private Haushalte demnächst wieder über mehr Kaufkraft verfügen könnten. Zudem müssen die Unternehmen mit steigenden Verkaufspreisen rechnen. Dementsprechend pessimistisch sind die Händler für ihre Geschäftsentwicklung und den Umsatz in den nächsten Monaten.

Bei den Großhändlern hat die Lagebeurteilung nach den vergangenen erfolgreichen Monaten leicht nachgegeben. Auch hier hat sich die Umsatzentwicklung beruhigt und den Kunden wird spürbare Kaufzurückhaltung attestiert. Obwohl der Großhandel sich noch auf voll befriedigendem Niveau befindet, überwiegen die Stimmen mit negativer Erwartungshaltung diejenigen mit positiver Einschätzung. Insgesamt denken nur noch wenige Händler daran, ihr Personal aufzustocken, auch die Investitionsneigung ist wenig ausgeprägt.

Dienstleister: Branche bleibt obenauf

Die Dienstleistungsbranche zeigt sich wie die Industrie ziemlich unbeeindruckt von den dunklen Wolken am Konjunkturhimmel. Die Steigerungsraten beim Umsatz haben sich zwar etwas abgeflacht, haben aber weder die Ertragslage noch die Stimmung in der Branche beeinträchtigt. Die unternehmensnahen Dienstleister als unmittelbare Partner der Industrie gehen mit ihrer positiven Beurteilung voran. 97 Prozent von ihnen beurteilen die aktuelle Lage gut oder zufrieden stellend, außerdem erwarten sie keinerlei Verschlechterung für das Auslandsgeschäft in den nächsten Monaten. Die meisten Dienstleister sehen für die nächsten Monate einen gleich bleibenden Fortgang ihrer Geschäfte. 33 Prozent erwarten sogar eine bessere Geschäftsentwicklung. Die Investitionspläne in der Branche tendieren sogar nach oben und auch hier wird händeringend Personal gesucht.

Abweichend davon meldet das Verkehrsgewerbe Umsatzrückgänge, vor allem mit Kunden aus dem Ausland. Die Inlandsumsätze blieben weitgehend stabil. Die Auslastung in Höhe von 80 Prozent fällt viel geringer aus als noch im Winter oder vor einem Jahr. Die Ertragslage ist bei den hohen Dieselpreisen für jedes fünfte Unternehmen ein sensibles Thema. Der Auftragseingang ist eher verhalten, das Verkehrsgewerbe stellt sich auf weitere Umsatzrückgänge in den nächsten Monaten ein und schraubt die Erwartungen weiter zurück.

Hotel- und Gaststättengewerbe: positive Erwartungen trotz Einbußen

Nicht so gut wie vor zwölf Monaten hat das Jahr für die Gastronomie begonnen, die - wie der Handel auch - darunter leidet, dass viele Privatleute weniger Geld in der Tasche haben. Im tendenziell eher kritischen Restaurationsbereich sind die Umsätze gefallen. In den vergangenen vier Monaten mussten aber auch im sonst recht stabilen Beherbergungsbereich Einbußen verzeichnet werden. Die allgemeine Lage hat sich eingetrübt, ist im langfristigen Vergleich aber zufrieden stellend. Verzehr- und Übernachtungspreise bleiben nach Ansicht der Unternehmen stabil. Für die anstehende Sommer- und damit Hauptsaison sind die regionalen Gastgeber zuversichtlich. Das schöne Wetter vor und nach Pfingsten hat schon zu verstärkter Buchung geführt und dürfte Umsatzsteigerungen mit sich bringen.

Kreditgewerbe: keine Krise in Oberschwaben

Die Kreditinstitute in der Region beurteilen ihre Lage nach den ersten vier Monaten in den turbulenten Zeiten der Kapitalmarktkrise verhaltener als gewöhnlich. Die Ertragslage ist im langfristigen Vergleich abgerutscht. Auffallend ist der Rückgang bei den Erträgen aus Zinsgeschäften, für den insbesondere die Unsicherheiten über die weitere Zinsentwicklung ursächlich sein dürften. Die Kreditvergabe an Unternehmen für Investitionen ist nach wie vor hoch, für Betriebsmittel ist die Zahl der Kredite gesunken, was auf etwas ruhigere Geschäftsverläufe der Unternehmen schließen lässt. Insgesamt haben die Kreditinstitute ihre Kreditvergabepolitik nicht geändert. Eine Umfrage der IHKs bei Unternehmen im April hat ergeben, dass sich die Kreditkonditionen in Folge der Krise - auch bei verteuerten Interbankkrediten - in der Regel nicht verschlechtert haben. In vielen Unternehmen hat sich die Eigenkapitalausstattung in Folge der guten Konjunktur und damit die Kreditwürdigkeit erhöht. Es gibt deshalb bislang nur geringe Anzeichen, dass die US-Finanzmarktkrise die Finanzierung von Investitionen in Deutschland beeinträchtigt. Zwei Drittel der Kreditinstitute sehen die Entwicklung der Weltwirtschaft kritisch, die der deutschen Wirtschaft zwar auch verhalten, aber deutlich besser. Für die eigene Geschäftsentwicklung sind die Banken recht optimistisch. Die Risikovorsorge der Banken hat sich nur wenig erhöht.

* An der Konjunkturumfrage "Frühsommer 2008" haben sich 261 Unternehmen aus der Region Bodensee-Oberschwaben beteiligt. Aus den Umfrageergebnissen zur aktuellen Geschäftslage und den in die Zukunft weisenden Erwartungen berechnet die IHK Bodensee-Oberschwaben den IHK-Konjunkturklimaindex (siehe Grafik, aktuell 125 Punkte). Er spiegelt das Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage in einem Wert wider und ist ein Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung. Der langfristige Durchschnitt des Indexes der Region Bodensee-Oberschwaben beträgt 111,1 Punkte (Rückrechnung bis Anfang 1998).

IHK-Saldenindikatoren werden als Saldo der positiven und negativen Antworten zu den jeweiligen Fragen ermittelt und können demnach zwischen
-100 und +100 Prozentpunkten liegen. Ein Indikator von Null zeigt an, dass sich die positiven und negativen Antworten genau die Waage halten.
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