„Der Freistaat Thüringen hat sich inzwischen zu einer wichtigen Drehscheibe im Güterumschlag auf der Schiene entwickelt“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Gerald Grusser. Mit einem durch die Deutsche Bahn betriebenen Streckennetz von 1.376 km verfüge Thüringen im Verhältnis zu Größe und Einwohnerzahl über das dichteste Schienennetz Deutschlands. „Allein im vergangenen Jahr sind in Thüringen rund 7 Millionen Tonnen Güter auf der Schiene umgeschlagen worden, das entspricht mehr als 500 Lkw-Ladungen pro Tag“, macht Grusser auf die Folgen eines möglichen Ausfalls aufmerksam.
Zahlreiche Logistikunternehmen wie das Fiege Mega Center in Apfelstädt, die Motex in Hörselgau, der TNT-Express in Erfurt oder auch das IKEA-Logistikzentrum im GVZ Vieselbach hätten Thüringen wegen der zentralen Lage und der hervorragenden Verkehrsanbindung als Standort gewählt. So betreibt der schwedische IKEA-Konzern seit 1997 im Güterverkehrszentrum auf rund 350.000 qm sein weltweit größtes Logistikcenter. Ein Großteil der Produkte kommt dabei per Schiene und wird von Erfurt aus verteilt. Pro Tag befinden sich im Durchschnitt insgesamt 15 bis 20 Wa-gons im Terminal des GVZ.
„Die von Industrie und Handel vorgegebenen engen Zeitfenster und die zurückgefahrenen Lagerkapazitäten gestatten keinen Lieferverzug“, so Grusser. Ein alternativer Verkehrsträger könnte derzeit kaum gefunden werden. Bedingt durch die gute Konjunktur sei der Straßengüterverkehr nur zum Teil in der Lage, kurzfristig einzuspringen. Darüber hinaus würden zur Erleichterung des Ferienreiseverkehrs vom 1. Juli bis zum 31. August weitere Einschränkungen für Lastkraftwagen gelten.
Laut Grusser wären die betroffenen Unternehmen gut beraten, sich bereits heute auf einen möglichen Streik und Behinderungen im Schienengüterverkehr einzustellen. Leider verursache dies schon gegenwärtig unnötige Kosten und Zeitaufwand.