"Welche der beiden Kräfte - Lage oder Erwatung - sich im Jahresverlauf durchsetzen wird, darüber lässt sich gegenwärtig nur spekulieren. Die internationale Finanzkrise sorgt für Unsicherheit auf den Kreditmärkten; fremdfinanzierte Investitionen dürften wohl teurer werden. Euro-Stärke, steigende Rohstoffpreise und sichtbare Rezessionstendenzen in den USA sind denkbar schlechte Rahmenbedingungen - insbesondere für eine exportorientierte Vorleistungsgüterindustrie. Unterstützung von der inländischen Nachfrage ist unwahrscheinlich. Steigende Beschäftigung und steigende Einkommen werden regional eher durch schrumpfende Bevölkerungszahlen und eine ungünstige Einkommensverteilung kompensiert", so IHK-Geschäftsführer Dr. Thomas Brockmeier.
Zur Forderung von SPD und Die Linke nach Mindestlöhnen bemerkte IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Peter Heimann: "Mindestlöhne um Armutsrenten zu verhindern, welch ein Trugschluss! Mindestlöhne treffen vor allem Studenten, Nebenerwerbstätige und Rentner und zwar in Form von verloren gegangenen Zuverdienstmöglichkeiten". Wirtschaftspolitisch wichtig und gesellschaftspolitisch gerecht sei eine Politik, die Arbeitslosigkeit zurückdränge, Brutto- und Nettolöhne nicht grotesk auseinander treibe, ordentliche Steuereinnahmen garantiere und politischen Handlungsspielraum für Bildung, Forschung, Infrastruktur und Einkommensausgleich für die Ärmsten schaffe, so Heimann.
Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen:
Die Industrie ist zwar im deutlichen Abschwung, hält aber noch ihr hohes Niveau. Der Geschäftsklimaindex ist saisonüblich zwar angestiegen, erreicht das Vorjahresniveau aber nicht. Die gegenüber dem Vorjahresquartal verschlechterte Lageeinschätzung geht einher mit schwächeren Auftragseingängen vor allem aus dem Inland sowie schlechteren Bewertungen bei Umsatz und Gewinn. Die Geschäftserwartungen haben zwar die Null-Linie saisonüblich wieder überschritten, sind gegenüber dem Vorjahresquartal aber deutlich eingetrübt. Die Beschäftigungsplanungen übersteigen die Werte des Vorquartals und des Vorjahresquartals. Die Investitionsabsichten stei-gen ebenfalls an und liegen wieder deutlicher im positiven Bereich.
Im Baugewerbe ist (wieder) eine Schrumpfung in Sicht. Der Geschäftklimaindex zeigt aktuell leicht nach unten und ist gegenüber Vor- und Vorjahresquartal wieder leicht eingetrübt. Dahinter steht eine saisonüblich verschlechterte Geschäftslage. Die Lagebewertungen bei Gewinn und Umsatz sind im Vorjahresvergleich nahezu unverändert sehr schlecht. Die Geschäftserwartungen sind ebenfalls saisonal üblich leicht verbessert, fallen gegenüber dem Vorjahresquartal jedoch deutlich schlechter aus. Die Auftragseingänge sind stark rückläufig. Auch die Planungen bezüglich Beschäftigung und Investitionen gehen gegenüber dem Vorjahr zurück.
Im Dienstleistungsgewerbe wird das hohe Niveau gehalten. Der Geschäftsklimaindex befindet sich auf dem Niveau von Vor- und Vorjahresquartal. Die Geschäftslage sinkt gegenüber Vorquartal - zum Vorjahresquartal ist die Bewertung nahezu unverändert. Die Umsatz- und Gewinnbewertungen fallen jedoch schlechter aus. Die Geschäftserwartungen legten gegenüber dem Vorquartal zwar zu, fallen aber im Vergleich zum Vorjahr ab. Auch bei den übrigen Erwartungsindikatoren werden die guten Vorjahreswerte nicht erreicht. Auch die Beschäftigungs- und Investitionsplanungen gehen zurück.
Der Handel verharrt im "Erdgeschoss"; im Zuge der konjunkturellen Belebung hat er sein langjähriges Stimmungstief überwunden und den "Keller" der Konjunkturein-schätzung verlassen. Der Geschäftsklimaindex steigt gegenüber Vorquartal, liegt aber unter dem Vorjahreswert. Saisonal untypisch steigt die Lage gegenüber dem vierten Quartal 2007 an und erreicht Vorjahresniveau. Umsatz- und Gewinnlage haben sich gegenüber dem Vorquartal ebenfalls leicht gebessert. Die Geschäftserwartungen sind gegenüber dem Vorquartal verbessert. Die deutlich verbesserten Umsatzerwartungen erreichen aber nicht den guten Vorjahreswert. Die Planungen für Beschäftigung und Investitionen sind aktuell ebenfalls verbessert, aber noch im negativen Bereich.
Im Verkehrsgewerbe setzt sich der Abschwung fort, ein Absturz bleibt aber aus. Der Geschäftsklimaindikator steigt wieder an, bleibt aber gegenüber dem Vorjahresquartal zurück. Die Geschäftslagebewertung ist gegenüber dem Vorquartal nur leicht, gegenüber dem Vorjahresquartal deutlich verschlechtert. Die Geschäftserwartungen liegen deutlich über dem Vorquartalswert, allerdings unter dem Vorjahreswert. Die Planungen für Beschäftigung und Investitionen steigen wieder an und lassen per Saldo einen Zuwachs erwarten.