„Mit über 6,4 Millionen Übernachtungen wurde im vergangenen Jahr das beste Ergebnis seit 1990 erreicht. Mit einem Plus von 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr hat Sachsen-Anhalt den größten Zuwachs unter allen deutschen Flächenländern erreicht - nur die Städte Hamburg, Berlin und Bremen haben größere Zuwachsraten verbuchen können. Dieser positive Trend hat sich auch den ersten vier Monaten dieses Jahres mit einem Plus von 3,9 Prozent fortgesetzt“, so Reinhard Schröter, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK). Der aktuelle Geschäftsklimaindex für die Branche erreichte nach IHK-Angaben so den bisher besten Wert seit 1990.
Laut LAG-Umfrage sei die vergangene Wintersaison in den einzelnen Tourismusregionen des Landes unterschiedlich verlaufen: Während die Übernachtungszahlen in Anhalt-Wittenberg und Halle-Saale-Unstrut ein deutliches Plus von 9,7 bzw. 9,1 Prozent aufgewiesen hätten, sei das Wachstum im sachsen-anhaltischen Bereich des Harzes mit 1,4 Prozent deutlich geringer ausgefallen. Dies spiegele sich auch in der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage wider: So schätzten nur weniger als ein Fünftel der Befragten in Harz und Altmark ihre Geschäftslage als gut ein, in den Regionen Halle-Saale-Unstrut, Magdeburg-Börde und Anhalt-Wittenberg seien dies dagegen jeweils mehr als 30 Prozent.
In allen fünf Tourismusregionen des Landes erwarte die große Mehrheit der Unternehmen im Gastgewerbe für die laufende Sommersaison gleich bleibende oder sogar bessere Geschäfte. Schwerpunkte seien Kurzreisen im Städte- und Kulturtourismus sowie im Aktivtourismus. Nach LAG-Einschätzung bringe dies aber kaum mehr Beschäftigung. Nur zehn Prozent der Unternehmen würden Neueinstellungen planen. Zumeist seien dies Teilzeit- oder Pauschalbeschäftigte, deren Anteil im Gastgewerbe immer weiter zunehme.
„Die steigenden Übernachtungszahlen geben zwar Anlass für verhaltenen Optimismus, aber die Umsätze der Branche stagnieren. So drücken dann steigende Kosten bei vielen Unternehmen noch mehr auf den Gewinn und lassen kaum Spielraum für notwendige Investitionen. Aktuell berichten deshalb rund 60 Prozent der Gastronomen und Hoteliers über gesunkene Gewinne“, so Schröter. Trotz höherer Mehrwertsteuer und GEZ-Gebühren sowie steigender Energiekosten wollten oder müssten drei Viertel aller Gastronomiebetriebe und zwei Drittel der Hotels ihre Preise stabil halten. Der harte Wettbewerb im Tourismusbereich erlaube es vielen Unternehmen nicht, die vor allem vom Staat verursachten neuen Kosten über die Preise an die Kunden weiterzugeben.
Laut LAG-Umfrage sei die wirtschaftliche Lage bei Reisebüros und -veranstaltern deutlich schwieriger als im Gastgewerbe. Die anhaltende Preissensibilität der Kunden und die verstärkte Nutzung des Internets für Reisebuchungen führten zu einem weiter verschärften Wettbewerb. So seien Umsätze und Gewinne bei rund der Hälfte der Unternehmen gesunken. Der Blick nach vorn lasse keine Besserung erwarten: Nur 19 Prozent der Reisebüros ginge von steigenden Buchungszahlen aus, einen weiteren Rückgang erwarteten dagegen 42 Prozent. Ähnlich sehe es bei den Ausgaben für eine Reise aus: günstige Pauschalreisen und „Last-Minute-Angebote“ seien nach wie vor am stärksten gefragt. So erwarte ein Viertel der Unternehmen einen Anstieg bei den Reiseausgaben, aber mehr als ein Drittel würde von einem weiteren Rückgang ausgehen.
Zum aktuellen Thema Nichtraucherschutz gibt es nach LAG-Angaben im Gastgewerbe ein breites Meinungsspektrum. Jeweils ein Drittel der Befragten spräche sich für ein generelles Rauchverbot aus; mehr als ein Viertel befürworte ein Rauchverbot mit Ausnahmen. Nur ein Fünftel der Gastronomen wolle dagegen gar keine Regelungen zum Nichtraucherschutz. Bereits jetzt und ohne staatliche Regelungen gäbe es in zwei Dritteln aller Hotels Nichtraucherzimmer und in jeder dritten Gaststätten Nichtraucherräume oder -tische. Mehr als ein Drittel der Gaststätten verfüge darüber hinaus über spezielle Belüftungssysteme. Jedes zehnte Unternehmen in der Branche sei bereits heute komplett rauchfrei.
Die ausführlichen Ergebnisse der LAG-Umfrage stehen unter www.halle.ihk.de oder www.magdeburg.ihk.de zum Download bereit.
Die Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern in Sachsen-Anhalt hat sich im Februar 1997 gegründet und vertritt die Interessen von über 96.000 Unternehmen in Sachsen-Anhalt. Die Landesarbeitsgemeinschaft dient vor allem deren politischer und fachlicher Vertretung gegenüber Bund und Land mit gemeinsamen Stellungnahmen und Umfragen zu Grundsatzfragen der Wirtschaftspolitik.