"Die meisten überdurchschnittlich qualifizierten Jugendlichen bevorzugen eine kaufmännische gegenüber einer technisch orientierten Ausbildung. Oder sie besuchen weiterführende Schulen, um später zu studieren," erklärt Dr. Wilfried Prewo, Hauptgeschäftsführer der IHK Hannover. Daher müsse bei diesen Jugendlichen bereits in der Schule Interesse für technische Berufe geweckt werden. Zusätzlich gehe es auch darum, diesen Jugendlichen weitere Aufstiegsmöglichkeiten - bis hin zu einem Hochschulstudium - aufzuzeigen. Der Mechatroniker biete sich für das Projekt deshalb an, weil er als zukunftsträchtiger Querschnittsberuf mechanische und elektronische Anforderungen kombiniere.
Die Realschüler erhalten in der neunten und zehnten Jahrgangsstufe allgemein- und berufsbildenden Unterricht in der Realschule und der BBS. Dabei werden einzelne Fächer, beispielsweise Mathematik, sehr viel stärker auf die berufliche Praxis ausgerichtet und andere allgemeinbildende Unterrichtsinhalte gestrafft.
"Wir starten zunächst mit einer speziell aus 20 leistungsstarken Schülern gebildeten neunten Klasse des Realschulzweigs der KGS, die im Verbund mit der BBS unterrichtet wird," erläutert Herwig Dowerk, Rektor der Kooperativen Gesamtschule Neustadt.
"Nach zwei Jahren haben die Schüler neben dem Realschulabschluß zusätzlich eine berufliche Grundbildung, die einer Qualifizierung im ersten Ausbildungsjahr des Mechatronikers entspricht", ergänzte Bernhard Marsch, Leiter der Berufsbildenden Schulen Neustadt. Dies werde den Jugendlichen durch ein Zertifikat bescheinigt.
Danach soll sich eine Ausbildung zum Mechatroniker in einem Unternehmen anschließen. Die IHK engagiert sich dafür, daß alle Jugendlichen im Modellprojekt eine entsprechende Lehrstelle bekommen. Durch die Anrechnung der während der Schulzeit erworbenen beruflichen Grundbildung kann die Mechatronikerausbildung von dreieinhalb auf zweieinhalb Jahre verkürzt werden. Gleichzeitig haben die Jugendlichen die Chance, die Fachhochschulreife zu erwerben.
Das Modellprojekt soll auch die Durchlässigkeit zwischen beruflicher Bildung und einer weiterführenden Hochschulbildung erhöhen. Hier liege für die IHK ein weiterer wichtiger Grund für das Projekt, erläuterte IHK-Hauptgeschäftsführer Prewo. So hätten die Jugendlichen die Möglichkeit, an einer berufsbegleitenden Weiterbildung zum Industriemeister in der Fachrichtung Mechatronik teilzunehmen und dadurch die Hochschulzugangsberechtigung zu erlangen. Bei entsprechenden Ambitionen könne sich dann ein technisches Bachelor-Studium an einer Universität anschließen.
Die IHK sei sich sicher, daß dieses Projekt zu einem Erfolgsmodell werde und plane daher auch eine Übertragung auf weitere Berufsschulstandorte und Berufsbilder, so Prewo abschließend.