"Der 50. Geburtstag war für mich ein magisches Datum. Bis zu diesem Zeit-punkt wollte ich mein Unternehmen veräußern und mein Leben neu ausrich-ten", erzählt Wolfgang Bauer. 1992 hatte er die Bauer Profiltechnik in Ne-ckarwestheim gegründet. Die Firma vertreibt und konstruiert vor allem Aluprofile für den Handel sowie die Autoindustrie. Sowohl bei der Gründung als auch später in seinem Unternehmerleben hat Bauer immer wieder auf das Know-how der IHK zurückgegriffen. Kein Wunder, dass er sich erneut an die IHK wendete, als es um die Suche nach einem Nachfolger für seine Firma ging. IHK-Nachfolgemoderator Jürgen Becker hat die Übergabe moderiert und begleitet.
Bauer war klar, dass eine Unternehmensübergabe gut vorbereitet sein will. "Überrascht war ich aber doch, als ich erfuhr, dass sie drei bis fünf Jahre dauern kann", berichtet er vom ersten Kontakt mit Becker. Seine Euphorie verflog schnell bei den ersten Gesprächen mit potenziellen Übernehmern. "Ich suchte keinen Manager, sondern einen Unternehmer, mit der die Firma Zukunft und Potenzial für neue Innovationen besitzt", betont Bauer. Für den gelernten Banker Becker keine Überraschung: "Gerade bei kleinen Unter-nehmen muss derjenige, der die Firma übernimmt, auch mitarbeiten und ins Team passen - fachlich wie auch menschlich."
So kam Uwe Wehle ins Spiel. Der 36-jährige Maschinenbauingenieur aus Aalen suchte bereits seit zwei Jahren nach einem geeigneten Unternehmen, als er Ende 2008 auf Bauers Unternehmen stieß: "Ich wollte ein Unternehmen ganz oder gar nicht. Halbe Sachen kamen für mich nicht in Betracht." Die Bauer Profiltechnik hat ihn sofort gereizt. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt Produkte, mit denen er sich gut identifizieren kann. "Unser erstes Gespräch war ehrlich und realistisch", betonen beide. Bauer imponierte, dass Wehle unbedingt das Unternehmen übernehmen und bei der Firmen-übernahme sofort mit seiner Frau und den zwei kleinen Kindern in die Region ziehen wollte. Wehle kam zugute, dass er bereits vorher mehrere Unterneh-men angeschaut und Gespräche geführt hatte. "Bauer konnte auch zugeben, wenn er etwas nicht wusste. Hier war für mich der Punkt, wo einer nicht rum-druckst. Mir war klar: dem Mann kann ich vertrauen." Eine solche Firma lasse sich eben nicht allein über Fakten veräußern. Letztlich, so Wehle, übergebe Bauer mit ihr auch einen Teil seines eigenen Lebens.
Trotz bester Voraussetzungen wäre die Übergabe aber fast an letzten Details gescheitert. Dass es nicht soweit gekommen ist, verdanken die beiden Jürgen Becker. Denn zum Schluss verhandelten Bauer und Wehle ohne Berater und Anwälte. Moderiert wurde das Gespräch von Becker. "Der IHK-Nachfolgemoderator spricht zwei Sprachen - die des Übergebers und die des Übernehmers. Dabei verhält er sich fair und neutral", betont Bauer. Gemein-sam wurde der Vertrag in trockene Tücher gebracht, zum 1. Oktober 2009 war der Deal perfekt.
Für Uwe Wehle hat sich der Start als Unternehmer gut angelassen. Mehrere neue Kunden hat er in den ersten drei Monaten gewonnen. Seine mittelfristi-gen Ziele sind es, das Unternehmen zu festigen, neue Patente einzuführen und neue Märkte zu erschließen. Derzeit wird ausschließlich der deutsch-sprachige Raum beliefert. Das soll sich aber längerfristig ändern. "Ich habe internationale Kontakte, die ich nutzen will", sagt Wehle. "Aber alles Schritt für Schritt." In der Übergangsphase steht dem Jungunternehmer noch Unter-nehmensgründer Bauer als Berater zur Verfügung und hat ihn ebenfalls bei wichtigen Gesprächen mit Kunden begleitet. "Das ist sinnvoll", erklärt Jürgen Becker. "Aus dem Stand lassen sich kleinere Unternehmen nicht überneh-men, denn der persönliche Kontakt zum Kunden ist essenziell." Auch Wehle sieht dies ganz pragmatisch: "Einarbeitung oder ein Beratervertrag sind am Anfang ungeheuer wichtig. Hier geht es um Wissenstransfer und Erfahrun-gen." Auch Wolfgang Bauer ist mit der Unternehmensübergabe sehr zufrie-den. Er freut sich an der Dynamik der Firma. Das Team fühlt sich mit dem neuen Chef wohl. Bauer selbst lässt es derzeit ruhiger angehen, um sich voll und ganz seiner Familie zu widmen.
Weitere Informationen zum Thema Unternehmensnachfolge gibt es auf der Homepage der IHK Heilbronn-Franken unter www.heilbronn.ihk.de/....