"Machen Sie sich bekannt, machen Sie sich attraktiv für die Jugendlichen und stärken Sie Ihre Ausbildungsqualität!" Die Worte von IHK-Hauptgeschäftsführerin Elke Schweig sind eindringlich und machen klar, dass gutes Ausbildungsmarketing und eine hohe Qualität der dualen Ausbildung zunehmend wichtiger werden, um Fachkräfte für die Region zu sichern.
Ein Blick in die Statistik lässt erahnen wie sich die Arbeitsplatzsituation in den nächsten Jahren verändern wird. So hat sich in den letzten 15 Jahren die Zahl der Erstklässler um rund ein Drittel verringert. Tendenz weiter sinkend. Ein Ausblick auf die Ausbildungssituation im Jahr 2020 zeigt, dass ein starker Bewerbermangel auf die Region Heilbronn-Franken zukommen wird. Angenommen, die Region wird die gleiche Anzahl an Ausbildungsplätzen wie im Jahr 2012 anbieten, werden aber voraussichtlich nur rund die Hälfte dieser Plätze besetzt werden können. Damit ist der Fachkräftemangel vorprogrammiert.
Qualität statt Quantität
Prof. Dr. Michael Heister vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) machte in seinem Vortrag "Zum Stand der Qualitätsentwicklung der betrieblichen Ausbildung in Deutschland" deutlich, dass man die Jugendlichen verstärkt in Prozesse integrieren und fördern muss, um die Qualität in der dualen Ausbildung hoch zu halten. Zudem wies er auf bereits bestehende Projekte in Deutschland hin. Heister erklärte, dass vor allem kleine und mittlere Unternehmen Schwierigkeiten haben, sich auf neue Programme einzulassen, da diese oft mit Kosten verbunden sind. Aber ohne Investitionen wird die Qualitätssteigerung nicht möglich sein. "Wir brauchen einen Perspektivenwechsel. Der Fokus muss auf der Qualität, nicht auf der Quantität der dualen Ausbildung liegen", sagte Renate Rabe, IHK-Geschäftsführerin.
"Dualis" kommt an
Sie hat mit ihrem Team "Dualis" ins Leben gerufen. Ein Auszeichnungssystem der IHK Heilbronn-Franken für besonderes Qualitätsbemühen, das über die Mindestanforderungen hinausgeht. Das Konzept umfasst einen Fragenkatalog mit 66 Prüfkriterien, der sich auf den Gesamtprozess des Ausbildungsgeschehens bezieht.
Im Rahmen des Ausbildungskongresses wurde "Dualis" zum ersten Mal präsentiert und stieß auf regen Anklang. Vor allem das Praxisbeispiel von R. Stahl, die "Dualis" bereits in einem Probe-Audit umsetzten, zeigte anschaulich die Rahmenbedingungen des Programms. "Das Auszeichnungssystem der IHK Heilbronn-Franken hat sich als praxisnah, zielorientiert und gewinnbringend erwiesen. "Dualis" wird Bestandteil bei R. Stahl bleiben", erklärte Mario Retzbach, der Ausbildungsleiter des Unternehmens aus Waldenburg.
Die IHK führt dieses Jahr "Dualis" zunächst probeweise ein. Ende des Jahres wird die IHK-Vollversammlung entscheiden, ob das neue Ausbildungssiegel fester Bestandteil der IHK-Leistungen werden wird.
Umfassendes Angebot
Neben Vorträgen hatten die Teilnehmer des Ausbildungskongresses die Möglichkeit zahlreiche Foren zu besuchen. Diese befassten sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten wie beispielsweise Ausbildungsmarketing oder sozialpädagogische Ansätze bei Lern- und Verhaltensauffälligkeiten. Kernbotschaft: Unternehmen müssen sich verstärkt um die Qualität in der betrieblichen Ausbildung kümmern.
"Wir wollten mit diesem Ausbildungskongress neue Impulse setzen, neue Ideen und Anregungen liefern. Zudem möchten wir zukünftig verstärkt Unterstützer und Wegbegleiter der Unternehmen sein, die sich für die Qualität ihrer betrieblichen Ausbildung engagieren wollen", sagte Renate Rabe nach Abschluss der gelungenen Veranstaltung.
Bildunterschrift:
Die Referenten des Ausbildungskongresses (v. l.): Stahl-Personalleiter Klaus Jäger, Stahl-Ausbildungsleiter Mario Retzbach, Prof. Dr. Michael Heister, Referent für Qualitätssicherung Thomas Gruber, IHK-Teamkoordinator Christian Uhl, IHK-Geschäftsführerin Renate Rabe und die Ausbildungsberater Markus Schnabel, Claudia Schwarz, Michael Hilsmann und Sandra Cocco sowie Wittenstein-Ausbildungsleiterin Karin Markert.