Die Ergebnisse zeigen: Im IHK-Bezirk Heilbronn-Franken gibt die Konjunktur im 2. Quartal 2009 Anlass zu vorsichtiger Hoffnung. Bei den Auftragseingängen und im Exportsektor sind Lichtblicke auszumachen. Aus China und anderen asiatischen Staaten, den USA und einigen EU-Staaten kommen inzwischen wieder positivere Signale. Davon profitieren vor allem die exportorientierten Bereiche der Industrie. Im Bau-gewerbe ist die Lage stabil geblieben. Während die Großhändler von einer unverändert ungünstigen Situation berichten, überwiegen im Einzelhandel erstmals seit einem Jahr wieder die positiven Stimmen. Bei den regionalen Dienstleistern sind erste Anzeichen einer Erholung festzustellen. Insgesamt sind die Geschäftserwartungen spürbar weniger zurückhaltend. Auch die Personalplanungen fallen etwas weniger pessimistisch als in den Vormonaten aus. "Nach Monaten der Rezession scheint nun die Talsohle durchschritten. Unsere Wirtschaft fasst wieder vorsichtig Tritt", sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Heinrich Metzger bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse im Heilbronner Haus der Wirtschaft (IHK).
Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage durch die heimischen Unternehmen hat sich gegenüber dem 1. Quartal 2009 per saldo leicht verbessert. 12 Prozent (Vorquartal 11 Prozent) der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen sprechen von einer guten Geschäftslage, während 36 Prozent (Vorquartal 38 Prozent) der Betriebe mit dem Geschäftsverlauf nach wie vor unzufrieden sind.
Nach dem starken Einbruch im 1. Quartal 2009 mehren sich die Anzeichen für eine langsame Stabilisierung der regionalen Wirtschaft. Insbesondere die etwas verbesserten Auftragseingänge sind ein konjunktureller Lichtblick. Die Binnennachfrage wird durch die Konsumnachfrage gestützt. Bei den Investitionen im Inland halten sich die Unternehmen hingegen weiter stark zurück. Trotz erster Hinweise auf eine Erholung der Wirtschaft ist ein schneller und deutlicher Aufschwung noch nicht zu erwarten. Es ist davon auszugehen, dass sich die gegenwärtig geringe Wirtschaftsaktivität auf den Arbeitsmarkt zunehmend negativ niederschlägt. Der private Konsum als derzeitiger Impulsgeber dürfte dann deutlich abkühlen. Stabilisierend sollten sich die staatlichen Konjunkturprogramme auswirken.
Die Beschäftigungsplanungen der Unternehmen für die nächsten zwölf Monate sind weniger pessimistisch als im Vorquartal. Dennoch bleiben sie deutlich auf Personalabbau ausgerichtet. Wie im Vorquartal sehen 6 Prozent der Unternehmen eine Erhöhung der Beschäftigtenzahl vor, während 41 Prozent (Vorquartal 47 Prozent) der Betriebe die Streichung von Stellen in Erwägung ziehen. 35 Prozent der Unternehmen setzen derzeit Kurzarbeit ein.
Die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate fal-len gegenüber dem 1. Quartal 2009 per saldo spürbar weniger zurückhaltend aus. 14 Prozent (Vorquartal 9 Prozent) der Be-triebe erwarten einen günstigen Geschäftsverlauf, 40 Prozent (Vorquartal 58 Prozent) der Unternehmen gehen von einer schlechteren Entwicklung aus.
Abschwung in Industrie gestoppt
In der Industrie, die maßgeblich die regionale Wirtschaftsentwicklung bestimmt, sind die überwiegend negativen Urteile zur aktuellen Geschäftslage per saldo leicht besser als im Vorquartal ausgefallen. 11 Prozent (Vorquartal 10 Prozent) der Unternehmen sprechen von einem guten Geschäftsverlauf, 45 Prozent (Vorquartal 46 Prozent) äußern sich dagegen unzufrieden über die aktuelle Lage.
Im Vergleich zum 1. Quartal 2009 hat sich die Zahl der aus-ländischen Auftragseingänge per saldo spürbar erhöht. 11 Prozent (Vorquartal 8 Prozent) der Unternehmen melden steigende Auftragseingänge aus dem Ausland. Die Hälfte der Betriebe (Vorquartal 67 Prozent) klagt über Einbußen bei den Auslandsorders. Im Bereich der inländischen Auftragseingänge ist ebenfalls eine deutliche Verbesserung festzustellen. 15 Prozent (Vorquartal 9 Prozent) der Betriebe verweisen auf einen Zuwachs bei den Inlandsorders. Der Anteil der Unternehmen, die über Einbußen bei den Auftragseingängen aus dem Inland klagen, ist auf 40 Prozent (Vorquartal 64 Prozent) zurückgegangen. Die durchschnittliche Kapazitätsauslastung der Industriebetriebe ist auf 70 Prozent gesunken (Vorquartal 71 Prozent). Spürbar weniger skeptisch als im Vorquartal wird per saldo die Umsatzentwicklung in den nächsten zwölf Monaten eingeschätzt. 45 Prozent (Vorquartal 65 Prozent ) der Betriebe befürchten Umsatzeinbußen.
Bei den Beschäftigungsaussichten haben sich die pessimistischen Stimmen etwas verringert. 49 Prozent (Vorquartal 56 Prozent) der Betriebe planen in den kommenden zwölf Monaten mit einem Personalabbau. 6 Prozent (Vorquartal 7 Prozent) der Unternehmen sehen eine Erhöhung der Beschäftigtenzahl vor. In Bezug auf die Geschäftsentwicklung in den nächsten zwölf Monaten herrscht bei den regionalen Industriebetrieben per saldo erheblich weniger Pessimismus als im 1. Quartal 2009. 16 Prozent (Vorquartal 9 Prozent) der Betriebe erwarten einen günstigen Geschäftsverlauf, 39 Prozent (Vorquartal 59 Prozent) der Unternehmen gehen von einer schlechteren Entwicklung aus.
Baugewerbe stabil
Das Stimmungsbild im heimischen Baugewerbe hat sich im 2. Quartal 2009 geringfügig verschlechtert. Jeweils rund 18 Prozent der Betriebe bezeichnen den Geschäftsverlauf als gut (Vorquartal 15 Prozent) beziehungsweise als schlecht (Vorquartal 12 Prozent). Insgesamt stellt die weiterhin schwache Entwicklung der Aufträge eine Belastung dar. In den einzelnen Teilbereichen sind jedoch gegenläufige Tendenzen zu erkennen. Im gewerblichen Hochbau mussten 55 Prozent der Unternehmen Auftragseinbußen hinnehmen. Auch im Bereich des Wohnungsbaus, der nicht von den staatlichen Konjunkturprogrammen profitiert, klagen 70 Prozent der Betriebe über rückläufige Auftragseingänge. Im Straßen- und Tiefbau sowie im öffentlichen Hochbau ist die Auftragslage dagegen per saldo positiv geblieben. 27 Prozent der Betriebe des Straßen- und Tiefbaus melden steigende Auftragseingänge. Im öffentlichen Hochbau berichten 32 Prozent der Unternehmen von wachsenden Auftragseingängen.
Die Beurteilung der zukünftigen Geschäftsentwicklung hat sich gegenüber dem Vorquartal stark verschlechtert. Während nur noch 6 Prozent (Vorquartal 12 Prozent) der Betriebe mit einer günstigeren Geschäftsentwicklung in den nächsten zwölf Monaten rechnen, blicken 68 Prozent (Vorquartal 50 Prozent) pessimistisch in die Zukunft. Während 6 Prozent der Betriebe eine Erhöhung des Personalbestandes in Betracht ziehen, sehen 27 Prozent eine Reduzierung der Beschäftigtenzahl vor.
Großhandel unverändert
Im Bereich des Großhandels fällt die gegenwärtige Lageein-schätzung per saldo nur unwesentlich anders als im Vorquartal aus. Während 7 Prozent (Vorquartal 3 Prozent) der Betriebe eine gute Geschäftslage melden, sind 51 Prozent (Vorquartal 46 Prozent) der Großhändler mit dem Geschäftsverlauf unzufrieden. Im Vergleich zum vergangenen Quartal hat sich die Beurteilung des Kaufverhaltens noch etwas weiter verschlechtert. 83 Prozent (Vorquartal 77 Prozent) bezeichnen das Kaufverhalten der Kunden als zurückhaltend. Hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in den nächsten zwölf Monaten herrscht erheblich weniger Pessi-mismus als im Vorquartal. 18 Prozent (Vorquartal 3 Prozent) der Unternehmen rechnen mit einem günstigen Geschäftsverlauf. 32 Prozent (Vorquartal 53 Prozent) der Betriebe blicken skeptisch auf die zukünftige Geschäftsentwicklung. 46 Prozent der Groß-händler planen eine Verringerung der Beschäftigtenzahl.
Verbesserte Lage im Einzelhandel
Das Stimmungsbild im regionalen Einzelhandel hat sich gegenüber dem vergangenen Quartal verbessert; der Saldo aus positiven und negativen Stimmen liegt nach einem Jahr wieder im Plusbereich. 21 Prozent (Vorquartal 15 Prozent) der Einzelhändler halten den Geschäftsverlauf für gut. 16 Prozent (Vor-quartal 20 Prozent) der Betriebe melden eine schlechte Ge-schäftslage. Noch deutlich besser ist gegenwärtig die Stimmung im getrennt erfassten Kraftfahrzeughandel. Der private Konsum erweist sich als erstaunlich robust. Dies ist vor allem auf den bisher moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit zurückzuführen. 2 Prozent (Vorquartal 5 Prozent) der Betriebe stufen das Kaufverhalten der Kunden als kauffreudig ein. 58 Prozent (Vorquartal 68 Prozent) der Einzelhändler sprechen von einem zurückhaltenden Kaufverhalten. 46 Prozent der Unternehmen rechnen mit Umsatzeinbußen in den kommenden Monaten. Die Ge-schäftsaussichten für die nächsten zwölf Monate beurteilen die Einzelhandelsbetriebe per saldo ähnlich skeptisch wie im Vor-quartal. 7 Prozent der Einzelhändler erwarten eine günstigere Geschäftsentwicklung, 46 Prozent blicken pessimistisch in die Zukunft. Rund 23 Prozent der Betriebe planen einen Personalabbau, 14 Prozent der Unternehmen ziehen eine Erhöhung der Beschäftigtenzahl in Betracht.
Anzeichen einer Erholung bei Dienstleistern
Die Beurteilung der konjunkturellen Situation durch die Betriebe des Dienstleistungsgewerbes fällt per saldo weniger pessimistisch als im Vorquartal aus. Ein Zehntel (Vorquartal 9 Prozent) der Unternehmen bezeichnet die aktuelle Geschäftslage als gut, während 24 Prozent (Vorquartal 31 Prozent) der Dienstleister mit dem Geschäftsverlauf unzufrieden sind. Die Auftragseingänge haben sich per saldo erhöht. 14 Prozent der Unternehmen melden steigende, 42 Prozent rückläufige Auftragsvolumina. Bei der Einschätzung der zukünftigen Geschäftsentwicklung insgesamt in den nächsten zwölf Monaten haben die pessimisti-schen Stimmen stark abgenommen. Wie im Vorquartal rechnet jedes zehnte Unternehmen mit einem günstigeren Geschäfts-verlauf, während 35 Prozent (Vorquartal 63 Prozent) der Betriebe skeptisch in die Zukunft blicken. Während nur 6 Prozent der Unternehmen den Personalstand erhöhen wollen, planen 35 Prozent der Betriebe eine Reduzierung.
Weitere Informationen zur aktuellen konjunkturellen Lage können im Internet unter dem Stichwort "Konjunktur" unter http://www.heilbronn.ihk.de/... abgerufen werden.
Statement von IHK-Hauptgeschäftsführer Heinrich Metzger zum aktuellen Konjunkturbericht der IHK Heilbronn-Franken
"Endlich. Nach Monaten der Rezession scheint nun die Talsohle durchschritten. Unsere Wirtschaft fasst wieder vorsichtig Tritt. Während sich die aktuelle Geschäftslage per saldo insgesamt leicht verbessert hat, ist die erwartete Geschäftsentwicklung unserer Unternehmen deutlich spürbar angestiegen. Unsere exportorientierte Industrie konnte, dank der sich rascher als erwartet erholenden Weltwirtschaft, wieder mehr Auftragseingänge verbuchen. Auch die Konsumstimmung in der Bevölkerung ist weitaus positiver als es die wirtschaftlichen Negativschlagzeilen der vergangenen Monate vermuten ließe. So liegt die Geschäftsentwicklung des Einzelhandels zum ersten Mal seit einem Jahr wieder im positiven Bereich. Auch wenn wir noch nicht aus dem Tal der Tränen heraus sind, gilt es für Unternehmen jetzt, sich für eine weitere konjunkturelle Erholung zu rüsten. Denn wenn die Krise vorbei ist, zeigt sich schnell, wie sehr unsere Unternehmen auf entsprechend gut ausgebildete Fach- und Führungskräfte angewiesen sind."