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Solidarität in der Wirtschaft?

Theologen und Unternehmer diskutieren im Heilbronner Haus der Wirtschaft (IHK)

(lifePR) (Heilbronn, )
Solidarität in der Wirtschaft. Geht das überhaupt? Im Rahmen der IHK-Veranstaltungsreihe "Kirche und Wirtschaft" diskutierten darüber Theologen und Unternehmer im Heilbronner Haus der Wirtschaft (IHK).

IHK-Hauptgeschäftsführer Heinrich Metzger machte gleich zu Beginn der Gemeinschaftsveranstaltung der IHK mit der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Fachbereich Führungskräfte, deutlich, dass die IHK sich nach einem solidari-schen Prinzip finanziere. Unternehmen trügen entsprechend ihrer wirtschaft-lichen Leistungsfähigkeit zur Finanzierung bei. "Über 40 Prozent unserer 52.000 Mitgliedsunternehmen zahlen keinen Beitrag, da sie als Gründer oder Firmen mit zu geringem Gewinn beitragsbefreit sind." Trotzdem könnten sie alle Leistungen der IHK nutzen. Unternehmen seien sich zudem ihrer sozialen Verantwortung sehr wohl bewusst, so Metzger weiter mit Blick auf die ausgeprägte Stiftungskultur und Ausbildungsbereitschaft in der Region.

Für Dr. Franz Brendle von der Diözese ist bei allem Streben nach Gewinn die Frage, wo dabei der Mensch bleibe. Ein Thema, das der Tübinger Ethikpro-fessor Dietmar Mieth in seinem Vortrag aufgriff. Für den Theologen ist Solida-rität die Pflicht, Benachteiligten zu größerer Handlungskompetenz und zur Teilhabe an der Gesellschaft zu verhelfen. Dazu gehöre neben der Bildung auch ein Einkommen, das zum Leben reiche.

Eine Kerbe, in die auch Bernd Rath, Gründer und Geschäftsführer des Zeit-arbeitsunternehmens Bera schlug. Er sprach sich für gesetzliche Mindestlöh-ne aus. Rath betonte zudem, dass Bera nicht nur hochqualifizierte Mitarbeiter sondern auch Behinderte oder Langzeitarbeitslose beschäftige. Solidarität ziehe sich als roter Faden durch seine Unternehmensphilosphie. Die Weiter-bildung der Mitarbeiter und ein entsprechendes Einkommen sei Teil des Bera-Geschäftsmodells. Zeitarbeit werde zwar regelmäßig als Mittel zur Kos-tenoptimierung gesehen, so Rath. Dies greife jedoch zu kurz. Sie ermögliche eine Flexibilisierung, die die Wirtschaft brauche. Gleichzeitig biete sie vielen Menschen auch die Möglichkeit zur Beschäftigung. Das mehrfach ausge-zeichnete Unternehmen mit derzeit weit über 1000 Mitarbeitern wurde ver-gangenes Jahr von der Evangelischen Kirche für sein arbeitsmarktpolitisches Engagement ausgezeichnet.

Martin Schomaker ist als Vorstandsvorsitzender der R. Stahl AG natürlich den Aktionären verpflichtet. Er bestätigte, dass sich die Zeitarbeit zur Kos-tenoptimierung nur kurzfristig rechne. Der Gewinn werde durch eine erhöhte Fluktuation der Mitarbeiter und geringere Effizienz oft wieder deutlich ge-drückt. Wie schwierig es ist, Mitarbeiter trotz Krise nicht zu entlassen, weiß Schomaker aus eigener Erfahrung. 2002 musste er in einer Unternehmens-krise über 180 Mitarbeiter entlassen. Zu Beginn der Weltwirtschaftskrise 2008 beschritt er jedoch einen anderen Weg. "Wir gingen mit der Aussage in die Krise, unsere Mitarbeiter zu halten." Zunächst wurde Stahl dafür durch einen starken Kursverlust abgestraft. "Als aber andere Unternehmen beim Anziehen der Konjunktur aufgrund fehlender Mitarbeiter Aufträge nicht ausführen konnten, waren wir zur Stelle." Heute schreibt das Unternehmen wieder tief-schwarze Zahlen. "Wir haben auf die Solidarität im Unternehmen gesetzt." Das habe sich ausgezahlt. Den Wert der Mitarbeiter machte er auch an einem anderen Beispiel deutlich. Würde man das Kapital Mitarbeiter und ihr Know-how ebenfalls bilanzieren, wäre dies oft höher als die Bilanzsumme des Unternehmens selbst.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Alexander Dambach, Wirtschafts-redakteur beim SWR Studio Heilbronn.
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