Die Stabilisierung der gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten zeige, dass die wirtschaftspolitischen Maßnahmen zu wirken begonnen hätten. Die Schockstarre im internationalen Handel löse sich und auch Warenexporte seien zuletzt wieder gewachsen. Auch die Abwärtsdynamik bei den Investitionen habe deutlich an Kraft verloren. Die Entlastung bei Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen sowie das anhaltend günstige Preisklima stützten den privaten Konsum.
"Angespannt, nervös und anfällig für Rückschläge ist die Situation auf den Finanzmärkten immer noch", räumte Böhmler ein. Jedoch setzten die Märkte zunehmend auf die globale Konjunkturerholung. Die deutliche Erholung der Aktienindizes in den letzten Monaten seien ein Beleg dafür. Wichtig sei jedoch, die Unzulänglichkeiten im Finanzsystem zu beseitigen, damit sich ein solches Desaster nicht wiederhole.
Wie sich der private Konsum entwickle, nachdem die Kaufanreize durch die Abwrackprämie ausgelaufen seien, werde sich zeigen, sagte der Staatssekretär a. D. Fraglich bleibe ebenfalls, ob sich die Kurzarbeit tatsächlich zu einem Mittel der Überbrückung der Krise oder eher zu einer Brücke in die Arbeitslosigkeit entwickeln werde. Mit mehr Arbeitslosen rechnet Böhmler auf jeden Fall. Mit deren Höchststand rechnet die Bundesbank erst im Winter 2010. "Wenn wir dann die 4,5 Millionen nicht wesentlich überschreiten, wäre dies aus heutiger Sicht schon ein Erfolg", unterstrich Böhmler.
Bei seinem Blick in die Glaskugel betonte er außerdem, dass die Notenbanken ihren "expansiven und unkonventionellen Kurs" irgendwann wieder zurücknehmen müssten, um die überschüssige Liquidität wieder abzubauen. Auch Geschäftsbanken müssten sich auf zusätzliche bilanzielle Belastungen einstellen. Dennoch deute derzeit wenig auf eine bevorstehende breit angelegte Kreditklemme hin. "Bis Ende nächsten Jahres erwarten die Banken keinen Rückgang ihres Neukreditgeschäfts, kleinere Banken sogar eine Zunahme."
"Das befürchtete Jahrhunderthochwasser für die Wirtschaft ist nicht hereingebrochen", denn die Maßnahmen, die weltweit er-griffen wurden, hätten das Schlimmste verhindert. Allerdings, so Böhmler, ist der Sand, auf dem wir jetzt stehen noch weich und wenig trittfest, beendete Böhmler mit seinem Bild der wirtschaftlichen Lage seinen Vortrag.