Für die Weiterentwicklung der Grünen Gentechnik sprechen eine Reihe von nützlichen Effekten für Umwelt und Verbraucher. Durch die Übertragung von Resistenzen gegen Viren, Bakterien, Pilze aber auch Insekten kann der Aufwand an Pflanzenschutzmitteln drastisch gesenkt werden. Darüber hinaus eröffnen sich Möglichkeiten zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegen veränderte klimatische Bedingungen. Die Umsetzung ernährungsphysiologischer Erkenntnisse für den Verbraucher wie z. B. die Erhöhung von Ballaststoffen, komplexen Kohlehydraten, natürlichen Antioxidantien oder die Änderung der Fettsäuremuster sind weitere Ziele. Bereits heute werden in der Lebensmittelherstellung Produkte gentechnisch veränderter Organismen wie das Enzym Chymosin in der Käseherstellung, verschiedene Vitamine wie Vitamin C und Riboflavin oder Zitronensäure als Konservierungsstoff und Säuerungsmittel genutzt.
Potentielle Risiken wie Auskreuzungen oder Vermischungen im Nachernteprozess aber auch das mögliche Auftreten von allergenen oder toxischen Proteinen in Lebensmitteln müssen untersucht, bewertet und dann minimiert bzw. ausgeschlossen werden. Dabei sind zwei Richtlinien und drei Verordnungen der EU mit einem umfassenden Regelwerk zu Umweltverträglichkeitsprüfungen, Wechselwirkungen mit der Umwelt, Überwachungs- und Kennzeichnungspflichten einzuhalten. Forschung und Entwicklung in der Gentechnik beinhalten immer einen sehr umfangreichen Anteil an Sicherheitsaspekten, so dass oft erhobene Vorwürfe zu nicht ausreichend untersuchten Risiken unzutreffend sind.
Auch die angeblich ablehnende Haltung bei ca. 90 % der Bevölkerung kann nach jüngsten Erhebungen nicht konstatiert werden. So geht aus dem Eurobarometer vom Februar 2006, in dem die Europäische Kommission Risikothemen nachgegangen ist, hervor, dass lediglich 62 % der deutschen Bevölkerung wegen genetisch veränderter Inhaltsstoffe in Lebensmitteln sehr bzw. ziemlich besorgt sind. Ähnlich hohe Ängste bestehen mit 61 % aber auch bei Zusätzen wie Farben, Aromen und Konservierungsstoffen. Aufschlussreich ist dabei, dass bei der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen die Ablehnung lediglich 54 % beträgt, was im schulischen Wissen zur Genetik begründet sein dürfte.
Die jüngste Erhebung zum Thema Gentechnikakzeptanz wurde von Neuseelands ältester Universität, der University of Otago, in der Mai-Ausgabe 2007 des Wissenschaftsjournals "Nature" veröffentlicht. Gegenstand der Untersuchungen waren Testverkäufe an 2.736 Konsumenten in Neuseeland, Schweden, Belgien, Frankreich, Großbritannien und Deutschland, die unter konventionell oder biologisch mit Schädlingsbekämpfungsmitteln behandeltem sowie gentechnisch verändertem, schädlingsresistentem Obst auswählen konnten. Bei gleichen Preisen entschieden sich in Deutschland 50 % für das biologisch behandelte, 28 % für das konventionell behandelte und 22 % für das gentechnisch veränderte Obst. Bei unterschiedlichen Preisvorgaben (+15 % für biologisch behandeltes und -15 % für gentechnisch verändertes Obst) wählten 33 % das biologisch behandelte, 31 % das konventionell behandelte und 36 % das gentechnisch veränderte Obst. Diese Erhebung zeigt eindrucksvoll, dass in der Bevölkerung erhebliche Vorbehalte gegenüber der Grünen Gentechnik bestehen, diese sich aber im Kontext zu anderen Risiken und Nachteilen stark relativieren.
Sachsen-Anhalt besitzt für die Pflanzen-Biotechnologie eine umfangreiche und komplette Wertschöpfungskette von Forschung und Entwicklung, Saatzucht, Biotechnik-Firmen, Landwirtschaft sowie Lebensmittelindustrie. Dabei weist die Forschung und Entwicklung mit ca. 1.000 Beschäftigten die deutschlandweit größte Konzentration an pflanzenbiotechnologischem Forschungs- und Entwicklungspotential auf. Dieses sollte nicht gefährdet und angemessen weiter gefördert werden.