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Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald

Auftriebskräfte wirken noch

Konjunktur im Nordschwarzwald / Wirtschaftliche Reformen müssen konsequent umgesetzt werden

(lifePR) (Pforzheim, )
Die Wirtschaft der Region Nordschwarzwald bewegt sich weiterhin auf einem hohen konjunkturellen Niveau. Die kürzlich veröffentlichten unerwartet guten Wachstumsraten auf Bundes- und Landesebene im ersten Quartal 2008 finden auch in der Region vor allem in den industriellen Branchen ihre Bestätigung. Gleichwohl hat sich die aktuelle Lageeinschätzung sowie die erwartete Entwicklung für die kommenden Monaten bei den Unternehmen etwas abgekühlt. Dies ist das Ergebnis der aktuellen Umfrage der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald zum Frühsommer 2008 bei rund 400 Unternehmen aus der Region.

41 Prozent der regionalen Firmen geben eine gute Geschäftslage an. Damit ist ihr Anteil sowohl im Vergleich zur letzten Umfrage zu Jahresbeginn als auch gegenüber dem Vorjahreszeitraum leicht zurückgegangen. 45 Prozent berichten noch von einer befriedigenden, weitere 14 Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Bei mehrheitlich als befriedigend eingestuften Erträgen hat sich die Auslastung der Produktionskapazitäten kaum verändert und liegt mit 86 Prozent nach wie vor auf hohem Niveau. 37 Prozent der Firmen aus der Region profitieren von einer steigenden Nachfrage, bei weiteren 46 Prozent hat sich die Auftragssituation stabilisiert.

Während sich die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate gegenüber Jahresbeginn kaum verändert haben, zeigt sich hingegen ein größerer Einbruch im Vergleich zur Befragung vor einem Jahr. Nur noch 28 Prozent der regionalen Firmen rechnen mit künftig besser laufenden Geschäften, eine Mehrheit von 57 Prozent mit einer gleich bleibenden Entwicklung. Dies zeigt, dass der Aufschwung für die Unternehmen kein Selbstläufer ist.

Vor allem die Sorge um weitere Kostensteigerungen werden von den Unternehmen in ihre weiteren Überlegungen einbezogen. Mittelfristig wird von den Rohstoffpreisen keine Entspannung ausgehen. Die anhaltende Debatte um die Ausweitung von Mindestlöhnen, die Beschlüsse der Großen Koalition zur Erhöhung sozialpolitischer Ausgaben (z. B. außerplanmäßige Erhöhung der Rentenzahlungen, höheres Wohngeld) sowie drohende Mehrbelastungen im Rahmen der geplanten Erbschaftsteuerreform verunsichern die Firmen zusätzlich.

Ein weiteres Risiko für die kommenden Monate sehen die Unternehmen in der künftigen weltwirtschaftlichen Entwicklung. Die sich verdichtenden Rezessionssignale aus den USA sowie geringere Wachstumsperspektiven in der Eurozone lassen darauf schließen, dass die Exporte künftig eine geringere Dynamik aufweisen werden. Ferner droht der starke Euro zunehmend zu einer Belastung vor allem für die Unternehmen zu werden, die in den Dollarraum exportieren und im Euroraum produzieren. Während es bislang möglich war, währungsbedingte Preisnachteile durch die gestiegene Wettbewerbsfähigkeit und die weltweit hohe Nachfrage nach deutschen Produkten weitgehend auszugleichen, mehren sich mittlerweile die Anzeichen, dass der hohe Eurokurs auf die Erträge und Margen drückt.

Die Hoffnungen, dass die Binnenwirtschaft in diesem Jahr an Fahrt gewinnen und sich damit der nachlassenden weltwirtschaftlichen Dynamik entgegenstemmen kann, haben sich bislang leider nicht erfüllt. Der private Konsum konnte sich von der Mehrwertsteuererhöhnung im vergangenen Jahr nicht erholen.

Höhere Energie-, Kraftstoff- und Lebensmittelpreise haben dazu geführt, dass die Verbraucher ihre Kaufzurückhaltung trotz der verbesserten Einkommenserwartungen beibehalten. Die Kaufbereitschaft leidet ferner unter der Unsicherheit über die Dauer des Aufschwungs, so dass davon auszugehen ist, dass der Konsum labil und anfällig für Störungen bleiben wird.

Nach dem Auslaufen der degressiven Abschreibung zum Ende letzten Jahres rechnen weniger Firmen aus der Region in den nächsten Monaten mit höheren Investitionsausgaben im Inland. 52 Prozent gehen von einem gleich bleibenden Niveau aus. Vorrangiges Investitionsmotiv bleibt die Deckung des Ersatzbedarfs, gefolgt von Rationalisierungszwecken.

Auch von der Finanzierungsseite her ist mit keinem Investitionsschub zu rechnen. Aufgrund der deutlich gestiegenen Preise ist nicht zu erwarten, dass die Europäische Zentralbank umfangreiche Zinssenkungen in absehbarer Zeit beschließen wird. Obwohl von einer "Kreditklemme" bislang nicht gesprochen werden kann, wird die internationale Finanzkrise für Verschärfungen und Verteuerungen bei der Kreditvergabe sorgen, insbesondere bei Unternehmen mit einer schwachen Eigenkapitalausstattung. Insgesamt haben die erfolgreichen Restrukturierungsmaßnahmen der Unternehmen in den vergangenen Jahren jedoch dazu beigetragen, dass die Firmen von einer Verengung der Kreditbedingungen unabhängiger geworden sind.

Da in den nächsten Monaten weder von Seiten der Auslandsnachfrage noch von der Binnenwirtschaft mit durchgreifenden Impulsen zu rechnen ist, wird der Beschäftigungsaufbau an Dynamik verlieren. Rund zwei Drittel der regionalen Firmen erwarten, dass ihre Beschäftigtenzahl stabil bleiben wird. Die politischen Entscheidungsträger müssen der wachsenden Verunsicherung bei Unternehmen und Verbrauchern dadurch begegnen, dass sie den mit der Agenda 2010 begonnenen Kurs konsequent fortsetzen und aus der nach wie vor positiven Wirtschaftsentwicklung mehr Reformkapital schlagen.

Lage in ausgewählten Wirtschaftszweigen

Verarbeitendes Gewerbe

Überdurchschnittlich positiv fällt die Lagebeurteilung im Verarbeitenden Gewerbe der Region aus. 52 Prozent der Unternehmen berichten von einer guten, weitere 38 Prozent noch von befriedigenden Geschäften. Allerdings wird die Ertragslage etwas schlechter beurteilt als noch zu Jahresbeginn. Mit 86 Prozent sind die Kapazitäten gut ausgelastet. Die insgesamt verschlechterte Auftragssituation zeigt jedoch, dass sich die konjunkturellen Perspektiven für die kommenden Monate auch in der Industrie eintrüben werden.

Der Anteil der Firmen, der von einer künftig besseren Geschäftsentwicklung ausgeht, hat sich gegenüber Jahresbeginn auf 28 Prozent verringert. 53 Prozent rechnen mit einem gleich bleibenden Verlauf. Obwohl in der weiteren Entwicklung der Weltwirtschaft eher ein Risiko gesehen wird, erwarten noch 48 Prozent der regionalen Firmen höhere Exporte in den kommenden zwölf Monaten. Hauptzielländer werden die Europäische Union sowie die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten sein. Die Verunsicherung der Unternehmen zeigt sich ebenfalls in einer zurückgehenden Bereitschaft, im Inland in den kommenden zwölf Monaten zusätzlich zu investieren. Als Investitionsmotiv dominiert in der Industrie die Rationalisierung, gefolgt von der Ersatzbeschaffung.

Während die Hersteller von Investitions- und Vorleistungsgütern gegenwärtig den konjunkturellen Aufschwung tragen, rechnen diese Branchen in den kommenden zwölf Monaten mit einer Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Situation. Demgegenüber hoffen die Ge- und Verbrauchsgüterproduzenten auf künftig bessere Geschäfte.

Maschinenbau

Der Maschinenbau der Region steht weiterhin auf der Sonnenseite der Konjunktur. Mit 64 Prozent geben überdurchschnittlich viele Unternehmen gut laufende Geschäfte an, die restlichen 36 Prozent bezeichnen sie noch als befriedigend. Mit 48 Prozent berichten mehr Unternehmen als in der Gesamtwirtschaft der Region von einer guten Ertragslage.

Die Auslastung der Produktionskapazitäten liegt bei 93 Prozent und damit über dem betriebswirtschaftlichen Optimum. Nicht verwunderlich ist es daher, dass die Branche auch in den kommenden zwölf Monaten verstärkt im Inland investieren will, wobei die Kapazitätserweiterung neben der Rationalisierung das primäre Investitionsmotiv ist. Ferner geht der Maschinenbau von einer Fortsetzung der expansiven Personalpolitik aus. Die nach wie vor erwarteten Exportzuwächse sollen insbesondere in die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, nach Asien sowie in die Europäische Union gehen.

Metallerzeugung und -bearbeitung, Herstellung von Metallerzeugnissen

Die Unternehmen aus der Metallerzeugung und -bearbeitung und der Herstellung von Metallerzeugnissen trotzen ebenfalls dem schwierigeren wirtschaftlichen Umfeld. Bei 63 Prozent laufen die Geschäfte gut, die Hälfte weist eine gute Ertragslage auf. Die gegenüber Jahresbeginn verschlechterte Auftragssituation ist allerdings Vorbote der vorsichtigeren Einschätzung der Geschäfte für die kommenden zwölf Monate. Nur noch 22 Prozent rechnen mit besseren, weitere 52 Prozent mit gleich bleibenden Geschäften. Wie in der Befragung deutlich wird, rechnen die Unternehmen mit steigenden Kostenbelastungen und einer geringeren weltwirtschaftlichen Dynamik, was sich aus Sicht der Branche auch negativ auf die Exportdynamik auswirken wird. Eine Mehrheit der Firmen beabsichtigt, ihre künftige Investitionstätigkeit im Inland auf dem gegenwärtigen Niveau zu halten, wobei die Rationalisierung als Investitionsmotiv dominiert.

Elektrotechnik und Feinmechanik

Bei den Unternehmen aus der Elektrotechnik und Feinmechanik zeigt sich die Konjunktur robust und in guter Verfassung. 52 Prozent geben der Geschäftslage die Note gut, weitere 32 Prozent bewerten sie noch mit befriedigend. Mit einem Anteil von 45 Prozent berichten auch die meisten Firmen aus der Branche von einer guten Ertragslage. Trotz der weltwirtschaftlichen Abkühlung und des starken Euro konnte der Anteil der Unternehmen mit steigenden Auftragseingängen aus dem Ausland auf 27 Prozent gegenüber Jahresbeginn verdoppelt werden. Aufgrund erwarteter Kostensteigerungen gibt sich die Branche für die nächsten zwölf Monate eher vorsichtig abwartend.

Nur noch 26 Prozent der Firmen rechnen mit einer weiteren Verbesserung der Geschäftsentwicklung. Dennoch beabsichtigen mehr Unternehmen als noch zu Jahresbeginn, ihre Investitionen im Inland künftig zu erhöhen. Vorrangiges Investitionsmotiv dieser Branche ist es, Produkt- bzw. Verfahrensinnovationen umzusetzen.

Herstellung von Schmuck

Die regionale Schmuckindustrie kann zwischenzeitlich wieder auf eine Verbesserung ihrer Ertragssituation als auch auf eine höhere Kapazitätsauslastung verweisen. Für die kommenden zwölf Monate erhoffen sich die meisten Unternehmen weitere Exportsteigerungen, insbesondere in die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten. Neben der Deckung des Ersatzbedarfs soll in den kommenden Monaten auch deshalb im Inland investiert werden, um Produkt- und Verfahrensinnovationen zu realisieren. An der gegenwärtigen Beschäftigtenzahl will die Branche auch künftig festhalten.

Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Optik

Die Unternehmen aus der Medizin-, Mess-, Steuer-, Regelungstechnik und Optik zeigen sich bislang relativ unbeeindruckt vom wachsenden Risikoumfeld. Mit 56 Prozent berichtet ein nahezu gleich hoher Anteil der Unternehmen wie noch zu Jahresbeginn von einer guten Geschäftslage. Die Ertragslage wird mehrheitlich ebenfalls als gut eingestuft. Ein Drittel der Firmen geht in den nächsten zwölf Monaten von einer besseren Geschäftslage aus. Künftige Risiken sieht die Branche an erster Stelle in steigenden Kosten, an zweiter Stelle in einer höheren Steuer- und Abgabenbelastung. Hoffnungen setzen die Firmen in weitere Exportzuwächse, vor allem in die Europäische Union. Hier führt der Anstieg des Euro zu keinen währungsbedingten Wettbewerbsnachteilen.

Einzelhandel

Der Einzelhandel der Region hat nach wie vor unter der Kaufzurückhaltung der Verbraucher zu leiden. Bei saisonüblichen Lagerbeständen geben 47 Prozent der Unternehmen eine schlechte Geschäftslage an, 59 Prozent berichten auch von schlechten Erträgen. Für die kommenden zwölf Monate ist keine Entspannung in Sicht. Eine große Mehrheit rechnet aufgrund fehlender binnenwirtschaftlicher Impulse mit gleich bleibenden Geschäften. Die Erwartung steigender Kosten sowie einer wachsenden Steuer- und Abgabenbelastung lässt die Einzelhändler davon ausgehen, dass die Verkaufspreise tendenziell eher steigen als fallen werden. Nicht verwunderlich ist es deshalb, dass der Einzelhandel in der Region in seiner Personalpolitik zurückhaltend und mehrheitlich bemüht ist, den aktuellen Personalbestand zu halten.

Kreditgewerbe

Alle Kreditinstitute in der Region bewerten ihre aktuelle Geschäfts- und Ertragslage mit befriedigend. Das Geschäftsvolumen hat zugenommen, während das Einlagenniveau zurückgegangen ist. Bei den Provisionsgeschäften wird die Ertragslage besser eingestuft als bei den Zinsgeschäften. Die Kreditnachfrage der Privatkunden hat sich mehrheitlich nicht verändert, bei den Firmenkunden weist sie eine eher steigende Tendenz auf. Mehr Kredite wurden an Unternehmen für Betriebsmittel vergeben, für Investitions- und Umschuldungszwecke blieb die Kreditvergabe mehrheitlich gleich. Für die kommenden zwölf Monate rechnet das Kreditgewerbe mit einer gleich bleibenden Geschäfts- und Beschäftigtenentwicklung bei unveränderter Risikovorsorge.

Unternehmensorientierte Dienstleistungen

Die unternehmensorientierten Dienstleistungen (z. B. Grundstücks- und Wohnungswesen, Datenverarbeitung, Leasing, Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung) ist die einzige Branche in der Region, die in der aktuellen Befragung zur Geschäftslage einen höheren Anteil an "Gut-Urteilen" aufweist als noch bei der Befragung zu Jahresbeginn. 67 Prozent geben gute, weitere 25 Prozent noch befriedigende Geschäfte an.

Auch die Ertragslage wird positiver beurteilt als noch zu Jahresanfang. Allerdings gehen die Firmen nicht davon aus, dass sich diese Dynamik in der Zukunft fortsetzen wird. 83 Prozent erwarten gleich bleibende Geschäfte in den nächsten zwölf Monaten, nur 17 Prozent weitere Zuwächse. In der künftigen Entwicklung der Binnenwirtschaft wird eher eine Chance gesehen, während aus Sicht der Unternehmen die zukünftigen politischen Rahmenbedingungen tendenziell nachteilig für die wirtschaftliche Entwicklung der Branche sind.
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