Wirtschaft braucht Entwicklungsräume
Allein in Pforzheim fehlen in den nächsten 10 Jahren bis zu 150 ha Gewerbeflächen
Die Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald legt in ihrem Pressegespräch den Fokus auf die dringende Notwendigkeit, Unternehmen Möglichkeiten für Wachstum und Neuansiedlung zu bieten. Attraktive Gewerbe- und Industriegebiete schaffen Arbeitsplätze und sind damit Voraussetzung für Wohlstand und Lebensqualität der Menschen in der Region. "Nur wenn diese, vor allem dem produzierenden Gewerbe zuzuordnenden Unternehmen, in der Region attraktive und flexible Möglichkeiten vorfinden, kann sich die Region weiterentwickeln und wieder Anschluss an die Entwicklungen im Land finden", so Burkhard Thost, Präsident der IHK Nordschwarzwald.
Hohe Bedarfe bei High-Tech Unternehmen mit Multiplikatorwirkung
Der Bedarf besteht vorwiegend bei den technologieorientierten Produktions- und Dienstleistungsunternehmen. "Diese Unternehmen haben eine Multiplikatorwirkung und setzen zahlreiche Beschäftigungsimpulse für den gesamten Zuliefer- und Dienstleistungsbereich", so Hauptgeschäftsführer Martin Keppler. Sie schaffen Kaufkraft und ermöglichen damit Chancen für fast alle relevanten Branchen der Region. Eine attraktivere Kaufkraft hat auch einen unmittelbaren Einfluss auf die Chancen, die Innenstadt wieder mehr zu beleben. Ausreichende und attraktive Industrie- und Gewerbegebiete sind somit nicht nur für die einzelnen Unternehmen von großer Bedeutung, sondern für alle am Wirtschaftskreislauf Beteiligten.
Die Einstellung zu Gewerbe- und Industriegebieten muss sich ändern
Umso wichtiger ist es, dass sich das Bewusstsein der Entscheidungsträger und der Bevölkerung entsprechend verändert. Die Zeiten, in denen Industrie mit Lärm und Umweltverschmutzung verbunden war, sind längst Geschichte. Heute sind diese Firmen umweltbewusste High-Tech-Unternehmen, für die Industriegebiete den nachhaltigen Rechts- und Entwicklungsrahmen bieten und Umwelt und Umgebung wirksam schützen. "Flächen für Arbeitsplätze von Morgen", postuliert der IHK-Präsident. "Wir sind Technologieführer in Klima- und Umweltschutz, in Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Darauf dürfen wir nicht mit Ängsten und Bauchgefühlen reagieren, sondern mit Sachkunde, Verantwortung und dem Willen, diese Position auch für die Zukunft weiter zu entwickeln", so Thost. Die vorhandenen Gewerbebrachen können diese Problematik bei weitem nicht lösen.
Die Region muss die Chancen aus der Lage zwischen den Metropolen Stuttgart und Karlsruhe nutzen
Thost weist mit Nachdruck darauf hin, dass für innovative und wachsende Unternehmen der Technologietransfer und die Möglichkeit voneinander zu profitieren immer wichtiger werden. Beispielsweise ist mit dem Cluster Hochform eine gute Basis gelegt, die über die Grenzen der Region Beachtung findet. Freie Gewerbe- und Industrieflächen bieten die große Chance, von dem attraktiven Standort zwischen den beiden Metropolen Stuttgart und Karlsruhe zu profitieren. Auch aus diesem Grund bieten sich vor allem die Flächen rund um die Anschlussstellen entlang der Autobahn A8 bei Pforzheim und Heimsheim als mögliche Entwicklungsbereiche an. Die IHK plädiert auch für den Blick über kommunale Gemarkungsgrenzen hinweg. "Interkommunale Gewerbegebiete können da eine weitere erfolgversprechende Option sein" zeigt Keppler aber auch Alternativen auf. Konstruktive Gespräche mit den umliegenden Gemeinden können zu einer ganz neuen Bewertung der möglichen Flächen führen.
Nur im Verbund können zukunftsfähige Lösungen erreicht werden.
Der Ausbau der Gewerbe- und Industrieflächen in der Region ist ein wesentlicher Bestandteil der Regionalstrategie 2030 und wird in enger Abstimmung mit den Landkreisen und dem Regionalverband eine richtungsweisende Herausforderung in den kommenden Jahren sein.
Hintergründe:
Besonders bei der Stadt Pforzheim sieht die IHK erheblichen Handlungsbedarf. Nach den Angaben der Wirtschaftsorganisation sind nur 2,5 % der Fläche der Stadt Pforzheim aktuell als Industrie- oder Gewerbegebiet ausgewiesen. Damit rangiert die Wirtschaftsmetropole der Region im letzten Drittel der vergleichbaren Städte in Baden-Württemberg.
Wenn wir die Relation zu den Erwerbstätigen betrachten, liegt Pforzheim sogar ganz am Ende. Nur 0,55 m²/Erwerbstätigen sind in Pforzheim vorzufinden. In Ulm sind es über die Hälfte mehr.
Ca. 300 produzierende Unternehmen mit knapp 2.500 Mitarbeitern haben derzeit ihren Firmensitz im Innenstadtbereich. Mit dem nächsten Wachstumsschritt ist für diese der Umzug in ein Industrie- oder Gewerbegebiet zu erwarten.
Der gesamte mittelfristige Flächenbedarf allein für die Stadt Pforzheim wird auf 150 ha für den Zeitraum der nächsten 10 Jahre geschätzt. Handlungsbedarf gibt es aber nicht nur in Pforzheim, auch die Mittelzentren wie Mühlacker, Calw oder Horb müssen Entwicklungschancen nutzen können.
Die Kaufkraft liegt in Pforzheim mit 97 % weiterhin spürbar unter dem Landesdurchschnitt. Ganz vorne rangiert hier Heilbronn mit 147 %.