Dies ergab eine Umfrage unter 400 Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe und industrienahen Dienstleistungen, die das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) im Auftrag der fünf Industrie- und Handelskammern (IHKs) durchführte, die unter dem Dach der Metropolregion Stuttgart zusammenarbeiten. Hierzu zählt neben den Kammern Region Stuttgart, Heilbronn-Franken, Reutlingen und Ostwürttemberg auch die IHK Nordschwarzwald.
Die Studie zeigt auf, wo in den Unternehmen konkreter Unterstützungsbedarf besteht. Als erste Reaktion auf die Studienergebnisse initiieren die beteiligten IHKs ein industrienahes Cluster im Bereich der angewandten Nanotechnologie und prüfen den Aufbau weiterer regionaler Cluster.
Wie dringend notwendig eine differenziertere Förderung ist, zeigt ein Blick auf die Zahl der Patentanmeldungen. Diese ist in der Metropolregion Stuttgart in den letzten zehn Jahren zwar um etwa 40 Prozent gestiegen, der Anstieg ist jedoch hauptsächlich auf vier Großanmelder zurückzuführen. Dagegen stagnieren die Zahlen bei KMU. Demnach sollte es Ziel der baden-württembergischen Technologiepolitik sein, Entscheider aus KMU dabei zu unterstützen, das Potenzial neuer Technologien schnell und richtig bewerten und umsetzen zu können. Erste Anreize wurden unter anderem mit den Landesinnovationsgutscheinen geschaffen. Es bedarf aber weiterer Aktivitäten, insbesondere in Richtung einer besseren Aufbereitung der Transferangebote öffentlicher Forschungseinrichtungen für KMU.
Folgende Handlungsempfehlungen lassen sich aus der Umfrage ableiten:
1. Öffentliche Clusteraktivitäten auf den tatsächlichen Bedarf der Wirtschaft ausrichten Innovative Anwendungen bereits etablierter Technologien haben nach Einschätzung der Unternehmen ein überdurchschnittliches Zukunftspotenzial. Dazu zählen die Bereiche Künstliche Intelligenz und Mensch-Maschine-Interaktion aber auch die Mess-, Umform- und Spantechnik, die bislang nicht unbedingt im Fokus der staatlichen Technologieförderung stehen. Öffentliche Clusteraktivitäten müssen sich deshalb konsequenter am tatsächlichen Technologiebedarf der Unternehmen ausrichten (Bottom-Up-Ansatz) und darauf abzielen, Stärken zu stärken.
2. Wirtschaftsinitiierte Cluster stärker unterstützen Innerhalb der Wertschöpfungsketten der Unternehmen arbeiten von der Wirtschaft initiierte Technologie-Cluster seit vielen Jahren erfolgreich zusammen. Die Clusterförderung des Landes sollte sich deshalb auf eine Rolle als Impulsgeber beschränken und die wirtschaftlichen Eigenkräfte stärker mobilisieren.
3. Mittelstand für neue Technologien sensibilisieren Bestehende Förderkonzepte unterstützen insbesondere die Kernphase des Innovationsprozesses: die Entwicklungsphase bis zum Prototyp. Dies greift häufig zu kurz, da für KMU die Frühphase des Innovationsprozesses (Sensibilisierung, Identifikation und Bewertung neuer Technologien) besonders schwierig ist und daher die Kernphase oft nicht oder verspätet erreicht wird. Eine Akademie für den Mittelstand, die neues Technologiewissen in KMU-verständlicher Form aufbereitet, könnte die Technologiefrüherkennung fördern.
4. Wirtschaft und Forschung intensiver verzahnen Neben öffentlichen Netzwerk- und Clusteraktivitäten ist eine intensivere Verzahnung zwischen der Wirtschaft mit ihrem Wissen zu Anwendungen und Märkten und dem Technologie-Know-how der öffentlichen Forschungsstrukturen notwendig, beispielsweise durch so genannte Science-to-Business Center.
5. Technologie- und Clusterberatung der IHKs ausbauen Die Industrie- und Handelskammern der Metropolregion werden ihre Cluster-Aktivitäten ausweiten. Den Anfang macht das bereits erwähnte Cluster im Bereich der angewandten Nanotechnologie. Darüber hinaus werden sie die Landesregierung bei gemeinsamen Maßnahmen unterstützen.
Die Kurzfassung der Studie ist im Internet unter www.nordschwarzwald.ihk24.de, Dok.-Nr. 19750, eingestellt. Die Langfassung kann bei der IHK Nordschwarzwald, Herrn Werner Morgenthaler, per E-Mail unter morgenthaler@pforzheim.ihk.de angefordert werden.