Der Masterplan Güterverkehr und Logistik soll Maßnahmen für eine bessere Nutzung der Verkehrswege und eine höhere Effizienz des Gesamtverkehrssystems vorstellen. Die Verbände unterstützen und begrüßen diese Zielstellung. Eine Stärkung des Logistikstandorts biete großes Potenzial für wirtschaftliches Wachstum und mehr Beschäftigung in Deutschland.
Der im März von der Bundesregierung vorgestellte Entwurf des Masterplans wird den Erwartungen nicht gerecht. Wesentliche Kritik üben die Wirtschaftsverbände an der Absicht, den Transitverkehr einzuschränken und den Straßenverkehr insgesamt zu verteuern, ohne dass im gleichen Zuge Verbesserungen in der Verkehrsinfrastruktur zu erwarten seien.
Das Konzept des Bundes sieht beispielsweise die Einführung progressiv gestalteter Mautsätze in Abhängigkeit der Fahrtlänge vor. Dabei wird übersehen, dass die Bahn weder in der Lage noch willens ist, Einzelladungsverkehre auf die Schiene zu bringen. Auch die geplante Differenzierung der Mautsätze nach Strecken und Zeitklassen wird faktisch nur zu höheren Einnahmen beim Bund führen, da die Infrastrukturen nennenswerte zeitliche und räumliche Verkehrsverlagerungen oft nicht hergeben und diese betriebsablauftechnisch und auch emissionsschutzrechtlich nur sehr eingeschränkt möglich sind.
Zusätzliche Investitionen in die Verkehrsinfrastrukturen und ein Vorrang für gesamtwirtschaftlich besonders wichtige Vorhaben sind nach Ansicht der Wirtschaftsverbände der Schlüssel zur höheren Leistungsfähigkeit des Transport- und Logistiksystems. Der Masterplan muss verlässliche Zusagen für den beschleunigten Ausbau und eine verstärkte Erhaltung der Verkehrsinfrastruktur am Standort Deutschland machen. "Am Beispiel der A8 sehen wir, wie wegen falscher Prioritäten in der Infrastrukturfinanzierung ein Verkehrsengpass über Jahrzehnte bis heute nicht beseitigt werden konnte. Ein Industriestandort darf sich so etwas nicht erlauben", sagt Jens Mühleisen, Geschäftsführer der IHK Nordschwarzwald für den Bereich Standort. "Die Leistungsfähigkeit der Logistik und des Verkehrssystems sind entscheidende Voraussetzungen dafür, dass die deutsche Wirtschaft insgesamt die Chancen der Globalisierung nutzen kann und dauerhaft wettbewerbsfähig bleibt", mahnt der IHK-Vertreter.
IHK Logistikforum als Baustein des Masterplans
"Wir dürfen aber nicht nur die Infrastruktur und die Finanzierungsinstrumente sehen", sagt Mühleisen und lenkt damit den Blick auf ganz andere Aspekte der Logistik: Logistik bedeute mehr, als nur Waren und Güter von A nach B zu transportieren. Heute befasse sich Logistik mit der Steuerung von weltweiten Produktionsstandorten und weltumspannender Leistungsverflechtung. Logistisches Know-how sei damit zur Schlüsselqualifikation eines Produktionsstandortes geworden. "Die IHK hat das Thema aufgegriffen, weil sich auch unsere Region diesen veränderten Bedingungen stellen muss", begründet Jens Mühleisen die Initiative der Wirtschaftsorganisation.
Am 26. Juni 2008, 13:30 - 18:00 Uhr, werden renommierte Branchenexperten beim Logistikforum zum Thema "Logistik im Mittelstand - Erfolgsfaktor im internationalen Wettbewerb" im IHK-Haus in Pforzheim über das breite Spektrum der Logistik - vom Supply-Chain-Management bis zur Ersatzteillogistik - informieren. Als Hauptredner konnte die IHK Hans-Jörg-Hager, Vorstandsvorsitzender der Schenker AG, verpflichten. Weitere Informationen zum Masterplan und zum IHK-Logistikforum unter www.nordschwarzwald.ihk24.de.