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Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald

Regionale Wirtschaft spürt Gegenwind

Stockende Reformpolitik gefährdet beschäftigungspolitische Erfolge

(lifePR) (Pforzheim, )
Nach einem wachstumsstarken, von den Exporten und einem Investitionsschub getragenen Jahr 2007 ist die Wirtschaft in der Region Nordschwarzwald mit gebremstem Schwung in das neue Jahr gestartet. Darauf lässt die aktuelle Umfrage der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald zu Jahresbeginn schließen, bei der rund 380 Unternehmen befragt wurden. Nicht nur die aktuelle Stimmung, sondern auch die Erwartungen für die Zukunft deuten darauf hin, dass sich das Wachstumstempo verringern wird. Diese grundsätzliche Einschätzung teilen auch die Firmen auf Landesebene, wenn auch das Ergebnis für Baden-Württemberg noch leicht über dem regionalen Durchschnitt liegt.

48 Prozent der Unternehmen in der Region geben eine gute, weitere 41 Prozent noch eine befriedigende Geschäftslage an. Bei den restlichen 11 Prozent laufen die Geschäfte schlecht. Damit fällt die Beurteilung der regionalen Wirtschaft zu Jahresbeginn nicht nur etwas schlechter aus als bei der letzten Befragung im Herbst 2007, sondern sie liegt auch unter den Angaben des Vorjahreszeitraums.

Dennoch konnten die meisten Firmen ihren Umsatz in den letzten Monaten des Jahres 2007 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum steigern. Sowohl im Vergleich zum vergangenen Herbst als auch gegenüber dem Beginn des Jahres 2007 berichten auch mehr Unternehmen von einer guten Ertragslage, nahezu die Hälfte der Firmen bewertet sie noch mit befriedigend. Die Anstrengungen der Unternehmen zur Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit zeigen damit Früchte. Die Kapazitäten sind mit 86 Prozent nach wie vor sehr gut ausgelastet. Die Auftragseingänge weisen zu Jahresbeginn 2008 nach oben, 38 Prozent können sogar auf eine steigende Nachfrage verweisen.

Obwohl damit die Voraussetzungen für eine zukünftig aufwärtsgerichtete Produktionsentwicklung nicht schlecht sind, hat die konjunkturelle Zuversicht in der Region nachgelassen. Nur noch 27 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer besseren Geschäftsentwicklung in den nächsten zwölf Monaten, weitere 60 Prozent gehen von einer stabilen Entwicklung aus. Der Anteil derer, die eine eher zurückhaltendere Konjunkturentwicklung erwarten, hat gegenüber Herbst 2007 mit 13 Prozent entsprechend zugenommen.

Die Exporte werden aus Sicht der regionalen Firmen zukünftig eine wichtige Konjunkturstütze bleiben. Bislang halten sich die negativen Auswirkungen des gegenüber dem Dollar und Yen starken Euro in Grenzen. Dazu dürfte nicht nur die in den letzten Jahren gestiegene Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft beigetragen haben, sondern auch die Tatsache, dass der Hauptabsatzmarkt nicht in den USA, sondern im europäischen Währungsraum liegt. Da der Anteil der importierten Vorleistungen an den Exporten zugenommen hat, wirkt der starke Euro über die Importseite wiederum kostenentlastend.

"Gegenwind" in 2008 erwarten die Unternehmen an erster Stelle von der Kostenseite, die als Hauptrisikofaktor angesehen wird. Hohe Rohstoff- und Energiepreise, die anstehenden Tarifrunden, der anhaltende Fachkräftemangel sowie die immer offensichtlicher werdenden Konsequenzen der internationalen Finanzkrise auf die Realwirtschaft bremsen die wirtschaftliche Entwicklung.

Große Hoffnungen setzen die befragten Unternehmen in eine weitere Stärkung der Binnenwirtschaft. Allerdings bleibt abzuwarten, ob die erwünschte Ergänzung der primär vom Ausland getragenen Antriebskräfte durch eine Stärkung der Binnenwirtschaft gelingen wird. Dies gilt gerade im Hinblick auf den privaten Konsum. Zwar hat sich durch die steigende Zahl der Beschäftigten das Kaufkraftvolumen erhöht, höhere Energie-, Kraftstoff- und Lebensmittelpreise verhindern aber eine entsprechende Ausweitung der Verbrauchsausgaben.

Das wachsende Risikoumfeld und die damit verbundene Unsicherheit sowie die ab 2008 verschlechterten Abschreibungsmodalitäten schlagen sich zudem in verhalteneren Investitionsplänen im Inland nieder. Ferner muss damit gerechnet werden, dass die Europäische Zentralbank auf die im Jahresverlauf 2007 deutlich gestiegenen Preise mit einer Straffung der geldpolitischen Zügel reagieren könnte. Dies würde die Finanzierungskosten für Investitionen erhöhen. Die meisten Firmen zeigen sich deshalb abwartend und wollen in den kommenden zwölf Monaten ihre inländischen Investitionsausgaben auf dem gegenwärtigen Niveau belassen, wobei die Deckung des Ersatzbedarfs und an zweiter Stelle die Rationalisierung die beiden dominierenden Investitionsmotive bleiben.

Befragt nach den Erfahrungen mit der Hausbank bei den Kreditkonditionen (z. B. Zins, Agio, Laufzeiten, Sicherheiten, Dokumentation) berichtet eine Mehrheit der befragten Unternehmen, dass sie sich nicht verändert haben. Dennoch dürften die fortgesetzten Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten die künftige Finanzierung vor allem der mittelständischen Unternehmen erschweren.

Auch in der Personalplanung geben sich die Unternehmen vorsichtig abwartend. 63 Prozent rechnen mit einer stabilen Beschäftigtenzahl vor Ort in den nächsten zwölf Monaten. Nach wie vor profitiert auch der regionale Arbeitsmarkt vom konjunkturellen Auftrieb. Die Zahl der Erwerbstätigen und der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bewegt sich auf hohem Niveau, die Zahl der Arbeitslosen in der Region hat sich innerhalb der letzten zwei Jahre nahezu halbiert. Da der Arbeitsmarkt jedoch ein nachlaufender Konjunkturindikator ist, muss damit gerechnet werden, dass sich die geringere konjunkturelle Dynamik zeitversetzt auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar machen wird. Deshalb ist es wichtig, dass es bei den anstehenden Tarifverhandlungen zu maßvollen Tarifabschlüssen kommt.

Lage in ausgewählten Wirtschaftszweigen

Verarbeitendes Gewerbe
Im Verarbeitenden Gewerbe steht der wirtschaftliche Aufschwung auf einem soliden Fundament. Der Anteil der Industrieunternehmen mit gut laufenden Geschäften hat sich gegenüber der letzten Befragung im Herbst vergangenen Jahres nochmals auf nunmehr 61 Prozent erhöht. Auch die Ertrags- und Auftragssituation hat sich verbessert. Zur positiven Stimmung innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes haben insbesondere das Investitionsgütergewerbe, aber auch die Vorleistungsgüterproduzenten beigetragen. Rund 80 Prozent der Investitionsgüterhersteller berichten zu Jahresbeginn 2008 von einer guten Geschäftslage.

Leider setzt sich diese positive Stimmung nicht in die Zukunft hinein fort. Für die nächsten zwölf Monate rechnet die regionale Industrie zwar mehrheitlich mit einer gleich bleibenden Geschäftsentwicklung. Der Anteil der Firmen, der künftig bessere Geschäfte erwartet, ist aber zurückgegangen. Neben steigenden Kosten werden auch eine höhere Steuer- und Abgabenbelastung sowie eine weltwirtschaftliche Abkühlung als weitere, nachrangige Risiken betrachtet. Die Branche geht künftig von einem Wachstum der Exporte aus, insbesondere in die Europäische Union, nach Asien und in die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (Russland etc.).

Maschinenbau
Die Geschäfte im Maschinenbau der Region laufen weiterhin auf hohen Touren. Rund drei Viertel der Firmen geben gut laufende Geschäfte an, 65 Prozent können auf eine ebenfalls gute Ertragslage verweisen. Entsprechend hoch ausgelastet sind die Kapazitäten in der Branche. Die verbesserten Erwartungen zur Geschäftsentwicklung in den nächsten zwölf Monaten beruhen auch darauf, dass sich die Nachfrage aus dem Inland gegenüber der letzten Befragung im Herbst 2007 nunmehr stark erholt hat. Demzufolge sieht der Maschinenbau in der künftigen Entwicklung der Binnenwirtschaft eher eine Chance. Aber auch die Ausfuhren werden eine wichtige konjunkturelle Triebfeder bleiben. Die erwarteten Exportzuwächse sollen vor allem in die Gemeinschaft unabhängiger Staaten sowie nach Asien gehen. Die Investitionsbereitschaft im Inland wird auch in den kommenden zwölf Monaten hoch bleiben, wobei die Branche nicht nur aus Gründen der Rationalisierung und der Deckung des Ersatzbedarfs investieren möchte. Aufgrund der anhaltend hohen Auslastung will sie auch Investitionen in die Kapazitätserweiterung vornehmen. Über die Hälfte der Firmen will deshalb künftig ihren Personalbestand erhöhen.

Metallerzeugung und -bearbeitung, Herstellung von Metallerzeugnissen
In den Unternehmen aus der Metallerzeugung und -bearbeitung und der Herstellung von Metallerzeugnissen herrscht weiterhin Hochstimmung. 82 Prozent geben gut laufende Geschäfte an, vor allem die Inlandsumsätze konnten in den letzten vier Monaten gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum gesteigert werden. Sowohl die Auftragseingänge als auch die Ertragslage und Kapazitätsauslastung sind aufwärtsgerichtet. Für die kommenden zwölf Monate rechnet die Branche mit einer gleich bleibenden Geschäftsentwicklung, wobei nicht nur bei den Kosten, sondern auch in der Weltwirtschaft und der künftigen Steuer- und Abgabenbelastung Risiken gesehen werden. Dennoch erwartet die Hälfte der Firmen steigende Ausfuhren, insbesondere nach Nordamerika, Asien und Lateinamerika. Im weiteren Verlauf der Binnenwirtschaft liegt nach Ansicht der Firmen eher eine Chance. Entsprechend hoch fällt die Bereitschaft aus, künftig im Inland zu investieren.

Elektrotechnik und Feinmechanik
Auch die Unternehmen aus der Elektrotechnik und Feinmechanik bewerten ihre aktuelle Geschäftslage besser als noch im Herbst 2007. 44 Prozent berichten von guten, weitere 48 Prozent noch von befriedigenden Erträgen. Die Hälfte der Unternehmen profitiert von einer steigenden Nachfrage. Für die kommenden zwölf Monate zeigt sich die Branche allerdings nicht mehr so zuversichtlich wie noch zu Beginn des laufenden Jahres. Dies ist auch auf die aus Sicht der Unternehmen bestehenden Risiken (höhere Kostenbelastung, steigende Steuer- und Abgabenbelastung) zurückzuführen, die die Unsicher-heit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung verstärken. Dementsprechend verringert hat sich die Bereitschaft, künftig im Inland zusätzlich zu investieren und den Personalbestand zu erhöhen. Die Firmen setzen auch weiterhin auf steigende Ausfuhren, insbesondere in die Europäische Union.

Herstellung von Schmuck
In der Schmuckindustrie hat sich die wirtschaftliche Situation gegenüber der letzten Befragung im Herbst 2007 etwas eingetrübt. Zwar berichtet noch eine Mehrheit der Unternehmen von einer befriedigenden Geschäftslage, aber insbesondere bei den Umsätzen im Inland konnte das Ergebnis vom Herbst letzten Jahres nicht mehr erreicht werden. Die Nachfrage aus dem Inland ist mehrheitlich zurückgegangen, die Kapazitäten sind nur zu 72 Prozent ausgelastet. Für die kommenden zwölf Monate geht die Branche von einer gleich bleibenden Entwicklung aus mit einer wieder verbesserten Umsatzentwicklung im Inland. Risiken werden vor allem in steigenden Kosten und in der unsicheren weltwirtschaftlichen Entwicklung gesehen. Dennoch erwarten die Schmuckunternehmen weitere Exportzuwächse. Zielländer sind primär Asien, die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (Russland etc.) sowie die Europäische Union.

Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Optik
Wie bereits im Herbst letzten Jahres geben die meisten Unternehmen aus der Medizin-, Mess-, Steuer-, Regelungstechnik und Optik eine gute Geschäftslage an. In den letzten vier Monaten konnten die Umsätze gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum gesteigert werden bei einer Auslastung der Kapazitäten von 87 Prozent. Allerdings sind die Unternehmen für die kommenden zwölf Monate nicht mehr so optimistisch. Nur noch sieben Prozent erwarten besser laufende Geschäfte, eine große Mehrheit rechnet mit einer gleich bleibenden Entwicklung. Die Exporte können aus Sicht der Branche zukünftig nicht mehr die Rolle eines konjunkturellen Zugpferdes übernehmen. Gegenüber der Befragung vom Herbst 2007 hat sich der Anteil der Firmen, der von Zuwächsen bei den Ausfuhren ausgeht, stark verringert. Nicht überraschend ist es daher, dass auch die Bereitschaft, in den nächsten zwölf Monaten im Inland zu investieren, zurückgegangen ist. Wird investiert, so dient dies in erster Linie der Umsetzung von Produkt- und Verfahrensinnovationen.

Einzelhandel
Der regionale Einzelhandel muss weiterhin auf eine Verbesserung seiner Geschäftslage warten. Auch das eher schleppende Weihnachtsgeschäft hat die Erwartungen nicht erfüllt. Sorgen bereitet nach wie vor die schlechte Ertragslage sowie das zurückhaltende Kaufverhalten der Kunden. Der Einzelhandel hofft auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation in den kommenden zwölf Monaten bei stabilen Verkaufspreisen. Weiter steigende Kosten, Steuer- und Abgabenerhöhungen sowie die unkalkulierbaren politischen Rahmenbedingungen gefährden aus Sicht der Unternehmen die künftigen Geschäfte. Da sich die Verbraucher weiterhin verunsichert zeigen und somit nicht von einer grundsätzlichen Trendwende ausgegangen werden kann, wird eher mit einem sinkenden Personalbestand gerechnet.

Kreditgewerbe
Die Stimmung bei den Kreditinstituten hat sich zu Jahresbeginn leicht abgekühlt. Nur noch 21 Prozent geben gut laufende Geschäfte an, die Mehrheit bewertet sie mit befriedigend. Bei einem steigenden Geschäfts- und Einlagenvolumen sind die Erträge ebenfalls befriedigend, wobei sie bei den Provisionsgeschäften etwas besser dargestellt werden als bei den Zinsgeschäften. Während die Kreditnachfrage der Privatkunden gleich geblieben ist, hat sie bei den Firmenkunden zugenommen. Mehr Kredite wurden vor allem für Investitionszwecke, aber in geringeren Umfang auch für Betriebsmittel vergeben. Für Zwecke der Umschuldung hat sich die Kreditvergabe nicht verändert. In den kommenden zwölf Monate geht die Branche von einer gleich bleibenden Geschäftsentwicklung aus bei einer stabilen Risikovorsorge. Hoffnungen werden in eine Verbesserung der Binnenwirtschaft gesetzt, die die Kreditinstitute im Inland wieder verstärkt investieren lassen würde.

Unternehmensorientierte Dienstleistungen
Bei den unternehmensorientierten Dienstleistungen (z. B. Grundstücks- und Wohnungswesen, Datenverarbeitung, Leasing, Rechts-, Steuer- und Unter-nehmensberatung) hat sich die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage gegenüber Herbst 2007 verbessert. 64 Prozent berichten von gut laufenden Geschäften. Das Auftragsvolumen wird als stabil beschrieben, die Ertragslage mit befriedigend bewertet. Auch für die nächsten zwölf Monate geht die Bran-che von einer gleich bleibenden Entwicklung aus mit stabilen Preisen, Umsätzen, einer unveränderten Investitionstätigkeit im Inland und Beschäftigtenzahl. Von der Binnenwirtschaft erhoffen sich die Unternehmen allerdings konjunkturelle Impulse.
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