Bischof Walter Mixa wies in seinem Eingangsstatement auf die grundsätzliche Bedeutung der Arbeit für die Würde des Menschen hin. Die Arbeit sei eines der Kennzeichen, die den Menschen von allen anderen Geschöpfen Gottes unterscheide. Der Heilige Benedikt habe in einer Zeit des Niedergangs in Europa das "ora et labora" (bete und arbeite!) zum christlichen Grundgesetz einer neuen europäischen Kultur gemacht, sagte der Bischof. Arbeitslosigkeit und mangelnde Chancen für die Ausbildung junger Menschen seien eine moderne Plage der Menschheit, der es mit Solidarität und Kreativität entgegenzuwirken gelte, betonte Bischof Mixa. Der Bischof wies in diesem Zusammenhang auf den neu errichteten Bischöflichen Jugendfonds "Chancen für Arbeit" hin, der im September diesen Jahres seine Arbeit aufgenommen hat. Das Konzept des mit 3 Mio. Euro dotierten Bischöflichen Jugendfonds sehe vor, dass Jugendliche, die bisher keinen Zugang zum allgemeinen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt finden konnten, zunächst von Fachleuten des Kolping-Bildungswerkes und der Katholischen Jugendfürsorge soziale Grundkompetenzen nahegebracht werden und die Jugendlichen in verschiedenen Aufgabenfeldern von Pfarreien und kirchlichen Einrichtungen an ein regelmäßiges Arbeitsleben herangeführt werden. Dabei setze die Diözese auf die Zusammenarbeit mit IHK, Handwerkskammer und Unternehmen. Durch diese gemeinsame Initiative der Diözese und der Wirtschaft solle die verbreitete Resignation bei vielen Jugendlichen durchbrochen werden, die nicht selten ihre Ursache in Verletzungen, Enttäuschungen, mangelnder Zuwendung und Perspektivlosigkeit habe.
IHK-Präsidentin Leimer sagte zum Auftakt der hochkarätigen Diskussionsrunde, an der rund 40 Firmenchefs, Unternehmer und TOP-Manager sowie Vertreter der Diözese Augsburg teilnahmen, dass die Unternehmerschaft Schwabens auf vielfältige Art und Weise soziale Verantwortung bereits lebt und gestaltet. "Vieles von dem, was es an Angeboten und Unterstützungen für Mitarbeiter gibt", so Hannelore Leimer, "zeugt von einer großen sozialen Verantwortung der Unternehmer". Ganz zentral, so Leimer weiter, sei der Umstand, dass "die Schaffung und der Erhalt von Arbeitsplätzen ein wesentlicher Beitrag zum sozialen Frieden und zum Wohlstand in unserer Gesellschaft sei". Die Präsidentin unterstrich dabei, dass "die Voraussetzung für ein gelungenes Familienleben natürlich auch auf ausrechend finanziellen Ressourcen aufbaut". Gleichwohl verwies die IHK-Präsidentin drauf, dass ein Unternehmen ökonomischen Zwängen unterliege, die man stets mitdenken müsse. Der begonnene Gedankenaustausch mit der Kirche sei "ein guter Weg", den man weitergehen werde.
Bei der zweiten Dialog-Veranstaltung wende sich, so Leimer weiter, der Blick auf die Jugend, also auf die Zukunft unseres Landes. Es sei "von hoher gesellschaftlicher Bedeutung", Antworten auf die Frage zu finden, warum ein Teil der Jugendlichen keine Lehrstelle finde. Es ginge um Lösungen. Denn Arbeit sei "ein grundlegendes menschliches Bedürfnis". Das gelte natürlich auch für die junge Generation. Wobei Lösungen nur im Schulterschluss zu finden seien. Denn in erste Linie läge "die Verantwortung für die Jugend im Elternhaus und in der Familie. Kirche und Wirtschaft könnten hierbei, so die Präsidentin "lediglich begleitend und unterstützend wirken". Wie das aussehen könne, zeige ein Beispiel. Eines von vielen.
Gute Wege gehe man etwa, so Leimer weiter, in konkreten Projekten der IHK. So sei zum Beispiel beim IHK-Bildungshaus ein Projekt angesiedelt, das gegenwärtig 26 Jugendliche zum Industriemechaniker oder Maschinen- und Anlagenführer ausbilde. Ziel dieser außerbetrieblichen Maßnahme sei es, ausbildungsfähige Jugendliche mit schwierigem sozialen Hintergrund einen Berufsabschluss zu ermöglichen oder in ein Ausbildungsverhältnis zu bringen. Allein dieses Projekt zeige, so die Präsidentin, dass jungen Menschen konkrete Perspektiven eröffnet werden können.
Die IHK und die Katholische Kirche wollen zukünftig ihre Zusammenarbeit zur Verbesserung der Situation auf dem Ausbildungssektor, insbesondere für sogenannte schwer vermittelbare Jugendliche, noch weiter verstärken.