"Ludwig Erhards' Konzept fußt auf vier Säulen: Privateigentum an Produktionsmitteln, liberaler Außenhandel, fairer Wettbewerb und Geldwertstabilität. Staatliche Interventionen betrachtete Erhard mit Skepsis. Es wäre gut, wenn sich diese Haltung wieder mehr Politiker aus Überzeugung zu eigen machten." Bauwens-Adenauer warnt davor, den Standortvorteil geringerer Produktionskosten mit interventionistischen Maßnahmen aufzuweichen.
Ludwig Erhard ging mit der Auflösung der staatlichen Preisvorgaben ein politisches Risiko ein, so Bauwens-Adenauer: "Es war für ihn ein kalkulierbares Risiko, weil er an die Kraft der Freiheit glaubte. Kaum jemand bestreitet, dass die Soziale Marktwirtschaft bestens geeignet war, die Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg zu motivieren, die Ärmel aufzukrempeln, den Schutt wegzuräumen und mit viel Einsatzbereitschaft einen Neuanfang zu wagen. Persönlichkeiten aus unserer Region prägten dabei die Entwicklung des Wirtschaftssystems. Männer wie der Kölner Universitätsprofessor Alfred Müller-Armack wirkten an entscheidender Stelle bei der Gestaltung von wirtschaftspolitischen Grundsätzen mit." Bauwens-Adenauer erinnert auch an einen seiner Vorgänger. "Franz Greiß, Präsident der IHK von 1947 bis 1958, war ein entschiedener Verfechter der Idee der Sozialen Marktwirtschaft - in Theorie und Praxis." Greiß stehe beispielhaft für die große Leistung der Unternehmer in der Kölner Region seit sechs Jahrzehnten.
Heute empfehlen manche, sich von dem Erfolgsmodell zu lösen und es durch ein anglo-amerikanisches Modell oder ein ökologisch-soziales Konzept zu ersetzen. Wir brauchen aber nicht weniger, sondern mehr Soziale Marktwirtschaft. Sie wird auch im 21. Jahrhundert weiter Bestand haben, weil sie in nahezu idealer Weise dem menschlichen Streben nach Freiheit und Solidarität entspricht." Die Soziale Marktwirtschaft sei die einzig sinnvolle Form zur Schöpfung volkswirtschaftlichen Mehrwerts. Zudem löse nur der Markt die wirtschaftlichen Probleme. "Fest steht aber auch: Wirtschaft kann nur sozialen Zwecken dienen, wenn die politischen Rahmenbedingungen Spielräume für unternehmerisches Schaffen lassen".