'Natürlich wissen wir aus Erfahrung, dass die Gewinnung neuer Ausbildungsplätze und das Wecken neuer Ausbildungsbereitschaft über einen langen Zeitraum geschieht. Insofern ist jeder Tag für uns ein Tag des Ausbildungsplatzes. Trotzdem stellt dieser Tag wie in jedem Jahr einen Höhepunkt in der Lehrstellenwerbung dar mit einer gewissen Symbolik zur Verbreitung des Ausbildungsgedankens in Unternehmen und Schulen', so Jürgen Mundt, Leiter des Geschäftsbereiches Aus- und Weiterbildung in der IHK. Mundt freute sich über die 41 eingeworbenen Ausbildungsplätze aus Handel, Gastronomie, aus Metall- und Bauunternehmen.
Der kommende Start des neuen Ausbildungsjahres 2008 wird eine deutliche Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt bringen. Nach dem Lehrstellenmangel vergangener Jahre zeichnet sich erstmalig ein Lehrlingsmangel ab, so Mundt weiter. Die steigende Anzahl der von den Unternehmen gemeldeten Ausbildungsstellen und zurückgehende Bewerberzahlen ermöglichen vielen Schulabgängern einen direkten Einstieg in die Berufsausbildung.
In den Unternehmen ist das Signal des erwarteten Fachkräftemangels angekommen. Viele Betriebe wollen sich langfristig vor dem drastischen Rückgang der Schülerzahlen in den kommenden Jahren ihren Fachkräftenachwuchs sichern. So gibt es bei den der IHK vorliegenden Ausbildungsverträgen derzeit ein Plus von 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Aber die Unternehmen haben heute schon Probleme, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. In Zukunft wird das noch schwieriger. Dafür gibt es mindestens vier Gründe:
1. Die Zahl der Schulabgänger wird sich in den kommenden Jahren drastisch verringern.
2. Außerdem hält die Abwanderung von Jugendlichen zur Ausbildung in andere Bundesländer an.
3. Der nach wie vor hohe Anteil von Schulabbrechern sowie mangelnde Ausbildungsreife zahlreicher Jugendlicher gefährden zusätzlich die Qualifizierung von Fachkräften.
4. Das weiterhin geringe Interesse der Schüler an Naturwissenschaften und technischen Berufen führt dazu, das zu wenig technisch versierte Fachkräfte qualifiziert werden können.
Diese Situation trifft die IHK-zugehörigen Unternehmen besonders, denn von den derzeit 43.400 Auszubildenden in Mecklenburg-Vorpommern werden 26.000 bzw. 60 Prozent in IHK-Berufen und 11.400 bzw. 26 Prozent in Handwerksberufen ausgebildet. Die restlichen 14 Prozent verteilen sich auf die Landwirtschaft, den Öffentlichen Dienst und die Freien Berufe. In einigen Branchen gibt es bereits größere Probleme, die angebotenen Ausbildungsplätze zu besetzen. Besonders betroffen davon sind das Gaststätten- und Hotelwesen, die Servicecenterbranche sowie die Metallunternehmen.
Es ist also fünf vor zwölf! Deshalb muss alles getan werden, um die noch vorhandenen Jugendlichen gut auf die Ausbildung vorzubereiten und im Land zu halten. Der Appell der IHK geht gleichermaßen an die allgemein bildenden Schulen und die Unternehmen. Schulen müssen besser auf die Berufsausbildung vorbereiten und die hohe Zahl der Schüler senken, die jedes Jahr ohne Abschluss die Schule verlassen. Unternehmen können junge Menschen für sich zukünftig nur durch attraktive Ausbildungsangebote, gute Ausbildungsbedingungen und berufliche Perspektiven interessieren.
Die Schweriner IHK bietet jedem ausbildungswilligen Unternehmen eine flexible und unbürokratische Unterstützung an. An die Jugendlichen appelliert die IHK, sich bei der Ausbildungssuche mobil und flexibel zu zeigen. Dazu gehört unter Umständen auch, Alternativen zum ganz speziellen Berufswunsch zu prüfen.