Über den Jahreswechsel 2006/2007 nahm die Wirtschaft ihren Schwung mit und konnte den positiven Konjunkturverlauf bis zum Sommer 2007 noch ausbauen. In den ersten sechs Monaten sorgte diese Aufwärtsbewegung für ein seit Mitte der 90er Jahre nicht mehr erreichtes Wirtschaftswachstum von 4,0 Prozent. In den sich anschließenden Monaten beruhigte sich der Konjunkturverlauf, die wirtschaftliche Dynamik ließ etwas nach. Die Beschäftigungsquote hat sich jedoch nach Angaben der IHK insgesamt spürbar verbessert.
Wesentliche Triebkraft dieser Leistungsentfaltung sind die Industrieunternehmen. Der zunehmende Auftragseingang des In- und Auslandes verbessert Schritt für Schritt die Kapazitätsauslastung der Ausrüstungen und erreicht oft - mit fast neunzig Prozent - die Kapazitätsgrenzen. Kurzzeitig kann eine so hohe Inanspruchnahme ohne wesentliche Nachteile für die Ausrüstungen gefahren werden, aber die Auftragspolster signalisieren weitere Dynamik. Aus diesem Grund wurden im Jahr 2007 Kapazitätserweiterungen erforderlich, die mit Investitionen und der Schaffung neuer Arbeitsplätze verbunden waren. In der Folge fiel z. B. im Landkreis Ludwigslust die Arbeitslosenquote bis auf knapp zehn Prozent. In der Industrie Mecklenburg-Vorpommerns nimmt die Beschäftigung um über 10 Prozent zu und die Exportquote erreicht über 25 Prozent.
Diese sehr dynamische Konjunktur in den Industriebereichen nimmt viele andere Betriebe mit. Bei der Mehrzahl der Dienstleistungsunternehmen, sehr vielen Einzelhandelsbetrieben und beim Bauhauptgewerbe kommt die Konjunktur aber nur sporadisch an. Nach einem Zwischenhoch im Frühjahr 2007 ebbte der Aufschwung im Baugewerbe im weiteren Jahresverlauf wieder ab.
´Die positive Entwicklung in den Industriebranchen unseres Landes darf nicht darüber hinweg täuschen, dass die Konjunktur nur auf schmalen Füßen steht´, so IHK-Hauptgeschäftsführer Rothe.
Der Grund dieser gespaltenen Entwicklung liegt darin, dass die private Nachfrage nicht mit der Industriekonjunktur Schritt halten kann. Zu großen Teilen bestimmen Vorsicht, Vorbehalte und Abwarten der Verbraucher die Größe und Intensität des privaten Konsums. Nahrung finden diese Einstellungen besonders auch durch die beständigen Verteuerungsrunden von Energie, Kraftstoff und Lebensmitteln. Die Jahresteuerung 2007 kletterte in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise deshalb auf über 2,5 Prozent und der Verbraucherpreisindex legte gegenüber dem Jahr 2000 um mehr als zehn Prozent zu. Da die Einkommen im Land in der Breite unter dem deutschen Durchschnitt liegen, die Preise aber mehr oder weniger den Durchschnitt verkörpern, belastet diese Tatsache zusätzlich die Binnennachfrage. Auf der anderen Seite belasten aber die Entwicklungen der Energie-, Kraft- und Rohstoffpreise auch die Unternehmen. Ihre Produkte und Dienstleistungen verteuern sich danach ungewollt. Wenn auch die aktuelle Euro/Dollar-Konstellation diese Preisentwicklung etwas mildert, so erhöhen sich die Produktpreise trotzdem in einem Maß, dass sie an die Kunden weitergegeben werden müssen.
Dem Jahr 2008 sehen die Unternehmen nach Angaben der Schweriner IHK unterschiedlich entgegen. Überwiegend optimistisch schätzen die Industrieunternehmen ihre geschäftliche Aussicht ein. Der Auftragseingang wird sich zwar verlangsamen, aber eine solide Intensität beibehalten. Eine wesentliche Stütze der Industriekonjunktur bleibt der Export. Auf die permanenten Preiserhöhungen haben die Unternehmen ihre Produktion nahezu eingestellt. Fraglich bleibt aber, inwieweit Auftraggeber und Kunden bereit sind, neuerliche Preisumwälzungen zu tragen oder ob sie den Wettbewerb ausnutzen, sich günstigere Anbieter auch außerhalb Deutschlands zu suchen.
Eher zwiespältige Erwartungen hegen die anderen Wirtschaftszweige. Anhalten wird 2008 die zweiteilige Konjunktur im Dienstleistungsgewerbe. Auf der günstigeren Seite stehen die auf Unternehmen spezialisierten Dienstleister und auf der anderen Seite die direkt oder indirekt vom Konsum abhängigen Firmen. Das Bauhauptgewerbe erwartet 2008 kaum wesentliche geschäftliche Verbesserungen gegenüber 2007. Für eine günstigere Prognose bietet der fassbare wirtschaftliche Rahmen zu wenig Ansatzpunkte. Im Verkehrsgewerbe nimmt der Kostendruck - hauptsächlich getrieben von Kraftstoffpreisen - zu. Auch die Verkehrsunternehmen müssen über den Wettbewerb ihre eigenen Mehrkosten an die Endkunden weitergeben. Ihre wirtschaftlichen Erwartungen sind deshalb eher skeptisch als optimistisch. Nüchtern blicken die Einzelhandelsunternehmen in das Jahr 2008. Da sich der wirtschaftliche Rahmen nicht wesentlich verändern wird, kann die einzelhandelsrelevante Kaufkraft auch nicht in dem Maß steigen, das den privaten Konsum wachsen lässt und die Binnennachfrage ankurbelt.
Insgesamt noch günstige, aber nachlassende Investitionsabsichten runden das künftige konjunkturelle Bild ab. Auch in der Industrie scheint die Investitionsbereitschaft ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Dort sind aber meist die soliden Investitionsabsichten zu finden. In den anderen Wirtschaftsbereichen lässt die Investitionsbereitschaft merklich nach und wird die Konjunktur kaum zu einer stärkeren Dynamik führen. Wenn die Investitionsbereitschaft in der Breite aber abklingt, wird sie kaum die Beschäftigung weiter verbessern können.
IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus-Michael Rothe abschließend: ´Es wäre bereits viel erreicht, wenn der Arbeitsmarkt in Westmecklenburg das bestehende Niveau 2008 beibehalten könnte. In der Industrie ist eine gute Beschäftigungsaussicht nicht unwahrscheinlich. In den anderen Wirtschaftsbereichen jedoch sind die Personalplanungen mehr oder weniger an die private Nachfrage gebunden und die wird keine großen Sprünge vollführen´.
Hinweise zu langfristig geplanten Terminen, die von der IHK zu Schwerin durchgeführt werden, erhalten Sie hier >> http://www.ihkzuschwerin.de/...