Werksleiter Hans-Georg Kraut berichtete, dass der begehrte Baustoff, von dem jeder Bundesbürger nach Angaben des Verbands der deutschen Zementindustrie (VDZ) im Jahr 2012 genau 332,5 Tonnen verbrauchte, schon im Altertum bekannt war. Phönizier, Griechen und Römer nutzten hydraulisch erhärteten Mörtel. Sie brannten Kalk und versetzten ihn häufig mit Puzzolanerde beziehungsweise Ziegelmehl, wie Kraut ausführte. Zusammen mit geeigneter Gesteinskörnung entstand daraus "Opus Caementitium", der Römische Beton, der als Vorläufer des heutigen Betons gilt.
Optimierung der Energieeffizienz gehört zum Tagesgeschäft
Hans-Georg Kraut erklärte, dass Energie ein wichtiger Produktionsfaktor bei der Zementproduktion ist. Für die Herstellung einer Tonne Zement sind ihm zufolge rund 100 Kilowattstunden Strom erforderlich. Pro Jahr würden damit 100 Millionen Kilowattstunden in die Zementproduktion fließen, soviel, wie eine mittelgroße Stadt benötigt, um Einwohner und Wirtschaft zu versorgen. Nur für die Herstellung von Aluminium sei ein höherer Energieeinsatz notwendig. "Doch wie sehen die Maßnahmen zur Optimierung des Energiebedarfs aus", wollte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und wirtschaftspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen im baden-württembergischen Landtag, Andrea Lindlohr, wissen.
Kraut betonte, dass die Energieeffizienz eine hohe Priorität im täglichen Betrieb des Schelklinger Zementwerks einnimmt. Beispielsweise werde die Ofenabwärme zur Trockung und Vorwärmung von Rohmaterial oder zur Trocknung von Brennstoffen herangezogen. Bei der Energierückgewinnung nutze die Zementindustrie mitunter auch die Kooperation mit namhaften Forschungsinstituten. "Darüber hinaus sind wir an die Regeln des Emissionshandels gebunden ", so Hans-Georg Kraut. "Außerdem haben wir natürlich ein hohes Eigeninteresse fortlaufend nach Sparmöglichkeiten zu suchen. Schließlich ist der Produktionsfaktor Energie der größte Kostentreiber für die Branche."
Um die CO2-Emissionen und die Herstellungskosten zu verringern, sei die Zementindustrie bestrebt, fossile Brennstoffe vermehrt durch alternative Brennstoffe zu ersetzen. Seit mehr als 15 Jahren werden Kraut zufolge im Schelklinger Werk der HeidelbergCement AG Ersatzbrennstoffe, wie Altreifen, aber auch Produktions- und Gewerbeabfälle oder Klärschlamm als Energielieferant für die Produktion herangezogen. Dadurch werden natürliche Ressourcen geschont, Eingriffe in die Natur reduziert und Rückstände aus anderen Prozessen im Sinne des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes verwertet, wie Hans-Georg Kraut weiter ausführte.
Beweidung fördert Biodiversität auf ehemaliger Abbaufläche
Nach der Besichtigung des Zementwerks besuchten die Grünen-Politiker den Steinbruch Gerhausen/Beiningen, in dem die HeidelbergCement AG ein landesweit einmaliges Beweidungsprojekt mit Konikpferden und Taurusrindern auf den Weg gebracht hat. Dr. Sandra Detzer, Beraterin für Finanzen und Wirtschaft der baden-württembergischen Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, interessierte sich dafür, wie die Biodiversität auf der stillgelegten Abbaufläche nachhaltig gefördert wird. Thomas Beißwenger, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE), erläuterte, dass die Tiere der natürlichen Sukzession entgegenwirken und die damit die Flächen für bedrohte und stark gefährdete Tierarten offen halten. "Von der Beweidung profitieren unter anderem Gelbbauchunken, Kreuz- und Wechselkröten, die auf solche Lebensräume angewiesen sind, weil sie größtenteils der Flurbereinigung unwiederbringlich zum Opfer fielen", so der Biologe. Der rechtspolitische Sprecher der Grünen im baden-württembergischen Landtag, Jürgen Filius, der die so genannte Urzeitweide schon einmal besucht hatte, bemerkte, dass das Projekt nachhaltig wirke und die biologische Vielfalt fördere.
"Konikpferde und Taurusrinder helfen im Steinbruch Gerhausen/Beiningen eine Vielfalt an Lebensräumen zu schaffen, die in dieser Breite in unserer Kulturlandschaft nicht mehr existiert." Damit leiste die Beweidung der ehemaligen, 75 Hektar großen, Abbaufläche einen Beitrag dazu, wertvolle Ersatzflächen für bedrohte und stark gefährdete Tierarten zu schaffen.